Hagen. Angesichts des Spardrucks drohen in Hagen Einschnitte im Kulturbereich. Vor allem beim Theater besteht Zuschussbedarf, der reduziert werden soll. Inwiefern werden Sie sich für den Kulturstandort Hagen engagieren? Wo sehen Sie Chancen und Potenziale? Wovon wird Hagen sich verabschieden müssen?
Wahlkreis 103 Hagen-Mitte/Hagen-Nord/Hohenlimburg
Heinz-Dieter Kohaupt (CDU)
Die Kulturlandschaft in Hagen wird auch von Menschen genutzt, die nicht in Hagen wohnen. Insoweit würde ich mich für eine Kulturumland-Finanzierung stark machen. Chancen für die Kultur sehe ich insbesondere im Zusammengehen mehrerer nah beieinander liegender Städte. Hier müssen die Kulturschaffenden über ihren Schatten springen, übergreifende Lösungen müssen hier möglich sein. Ich setze aber auch auf den Einsatz der Bürgerstiftung in Hagen zum Erhalt u.a. unseres Theaters, das ist für mich eine segensreiche Einrichtung ist. Ob das komplette Kulturangebot erhalten werden kann, steht heute noch nicht fest. Welche Sparte oder Angebot jedoch herausfällt, unterliegt der Haushaltsentscheidung des Rates dieser Stadt.
Wolfgang Jörg (SPD)
Leider drohen in allen Bereichen scharfe Einschnitte. Das Theater hat in den letzten Jahren viele Sparrunden überlebt. Mir fehlt als Abgeordneter und Sprecher meiner Fraktion im Bereich Generationen die Zeit, um mich kommunal- bzw. kulturpolitisch so einzubringen, wie ich es als Kulturausschussvorsitzender im Rat konnte. Man kann nicht beides ordentlich machen. Aber: Ich werde helfen, im Herbst ein Kulturforum zu gründen, das sich vor allem mit einer kulturellen Vision für Hagen beschäftigt. Wir Hagener brauchen unsere Kultureinrichtungen, die Pelmke genauso wie das Theater. Das Leben in unserer Stadt muss attraktiv bleiben. Verabschieden können wir uns von der Hoffung, dass diese CDU/FDP-geführte Landesregierung uns hilft.
Uli Alda (FDP)
Dazu hat die FDP schon vor längerer Zeit ein Kultur-Paket vorgelegt. Ich bin als Mitglied einer Familie, die alleine zwei Abos des Hagener Theaters besitzt, an einer starken Kultur-Szene interessiert. Als FDP unterstützen wir eine Selbstständigkeit des Theaters und auch der anderen engagierten Bühnen etc. Jeder der dort Aktiven wird aber sich auch Gedanken machen müssen, wie mit veränderten Budgets die Langfristigkeit des Engagements sichergestellt werden kann.
Jürgen Klippert (Grüne)
Hagen wird sich von nichts verabschieden müssen, was eine Stadt ausmacht. Es ist absurd, ein Stadttheater in einem der reichsten Länder der Welt aus finanziellen Gründen zur Disposition zu stellen, das zwei Weltkriege überlebt hat. Wenn man überlegt, dass über 80 Prozent der Kosten für das Theater für menschliche Arbeit anfallen, geht es also auch umArbeitsplätze und Nachfrage vor Ort. Natürlich ist bei der Finanzierung auch dafür zu sorgen, dass die davon profitierenden Schlafburgen in den angrenzenden Kommunen am Unterhalt beteiligt werden. Dabei sollte selbstverständlich auch überlegt werden, wie das Land verstärkt zur Finanzierung von Kultur vor Ort beitragen soll. Der Kulturstandort Hagen besteht ja auch aus einer hervorragenden freien Kulturszene, deren Finanzierung eine Stadt unter Haushaltssperre als „freiwillige Leistung” vor große Probleme stellt. Hier ist das Land gefragt!
Hamide Akbayir (DieLinke)
Durch die Perspektive zur Entschuldung der Stadt Hagen durch die Einrichtung eines Landesfonds (ZIP NRW) ist auch umfassend die kulturelle Landschaft in Hagen zu sichern und weiter auszubauen. Im NRW-Landtag werden ich und meine Partei ein Kulturraumgesetz anstreben, um die kommunale Kulturpflege und -förderung dauerhaft und verlässlich zu sichern. Kultur ist für meine Partei die Linke ein zentrales Anliegen. Die „Freie Szene” als auch die städtische Kulturlandschaft sind unabdingbare gemeinsame und nicht konkurrierende Errungenschaften unserer Zeit. Kultur gehört uns allen, sie muss allen, insbesondere auch finanziell für jeden zugänglich sein und darf nicht vom Geldbeutel abhängen.
Wahlkreis 104 Hagen-Haspe/Hagen-Süd/Breckerfeld/Ennepetal/Gevelsberg
Jens Knüppel (CDU)
Hagen hält in diesem Bereich nicht nur die Einrichtungen für die eigenen Einwohner vor, sondern auch für die umliegenden Städte, die teilweise z.B. mit dem Theater in direkter Umgebung werben. Daher werde ich mich für eine übergeordnete Teilfinanzierung einsetzen. Zum anderen halte ich einen Förderverein oder Stiftung für sinnvoll. In welcher Form das bestehende Kulturangebot erhalten oder verändert wird, ist letztlich die Entscheidung des Rates der Stadt Hagen.
Hubertus Kramer (SPD)
Eine Kulturstätte mit einer solchen Tradition wie das Theater Hagen gibt man nicht leichtfertig auf. Wir haben in den letzten Jahren erlebt, dass die Hagener Bürgerinnen und Bürger bereit sind, um ihr Theater zu kämpfen. Klar ist, dass der städtische Zuschuss gesenkt werden muss. Um dies zu realisieren, kommen Kooperationen mit benachbarten Bühnen und Orchestern in Frage. Als Landtagsabgeordneter bin ich bereit, mich in dieser Frage einzubringen. Auch bei den anderen Einrichtungen der Kultur und der Bildung, wie zum Beispiel der VHS oder der Bücherei, ergeben sich Potenziale durch Kooperation mit anderen Städten. Es gibt bereits gute Beispiele dafür, dass die interkommunale Zusammenarbeit an dieser Stelle funktionieren und sich gegenseitig stärken kann.
Philipp J. Beckmann (FDP)
Ich denke, dass die Kulturstandorte in NRW extremwichtig sind, aber diese auch nicht umhin kommen, sich Gedanken über Einsparmöglichkeiten zu machen. So könnte ich mir auch für Theater in NRW eine interkommunale Zusammenarbeit mehrerer Bühnen vorstellen, um die Kosten zu senken und die Qualität zu steigern.
Justus Koch (Grüne)
Die Bereitstellung von Kultureinrichtungen gehört zur Daseinsvorsorge einer Stadt, ebenso wie die Instandhaltung von Straßen oder des Wassernetzes. Kultur ist ein Lebensmittel. Dass vor dem Hintergrund der kommunalen Finanzsituation der Erhalt dieser Infrastruktur als „Klotz am Bein” wahrgenommen wird, ist leider immer wieder zu beobachten. Soll aber Kultur in guter Qualität für alle Bürger bereitstehen, wird man mittel- und langfristig das oft anzutreffende „Kirchturmdenken” überwinden müssen. Interkommunale Kooperation ist hier das Stichwort - das heißt aber auch, dass man sich von dem einen oder anderen Liebgewonnen wird verabschieden müssen.
Karlheinz Berger-Frerich (DieLinke)
Durch die Perspektive zur Entschuldung der Stadt Hagen durch die Einrichtung eines Landesfonds (ZIP NRW) ist auch umfassend die kulturelle Landschaft in Hagen zu sichern und weiter auszubauen. Im NRW-Landtag werden ich und meine Partei ein Kulturraumgesetz anstreben, um die kommunale Kulturpflege und -förderung dauerhaft und verlässlich zu sichern. Kultur ist für meine Partei die Linke ein zentrales Anliegen. Die „Freie Szene” als auch die städtische Kulturlandschaft sind unabdingbare gemeinsame und nicht konkurrierende Errungenschaften unserer Zeit. Kultur gehört uns allen, sie muss allen, insbesondere auch finanziell für jeden zugänglich sein und darf nicht vom Geldbeutel abhängig sein