Hagen. Die Schulpolitik gehört zu den originären Aufgaben des Landes. Trotz sinkender Schülerzahlen fehlt es in Hagen offenbar an Gesamtschulplätzen. Dafür wird es in den Grund- und Hauptschulen immer leerer. Welche schulpolitische Vision möchten Sie in dieser Legislaturperiode umsetzen?

Wahlkreis 103 Hagen-Mitte/Hagen-Nord/Hohenlimburg

Heinz-Dieter Kohaupt (CDU)

Mit der Schaffung von über 8000 neuen Lehrerstellen bis 2010 hat die CDU ihr Wahlversprechen sogar übererfüllt. Während Haupt-, Realschulen und Gymnasien bis 2005 vom Ganztag fast vollständig ausgeschlossen waren, arbeiten heute die Hälfte aller Hauptschulen im Ganztag sowie 216 Gymnasien und Realschulen. Aufgrund des demographischen Wandels wird die Schülerzahl in den nächsten 20 Jahrenumca. 25 Prozent zurückgehen. Wir wollen das wohnortnahe Schulangebot sichern. So sind im Grundschulbereich Teilstandorte und Dependance-Lösungen möglich, im weiterführenden Bereich können Schulverbünde gebildet werden. Nach dem Ausbau muss nun eine Flexibilisierung folgen. Wir werden Ganztags- und Halbtagsschule innerhalb einer Jahrgangsstufe ermöglichen. Eltern und Schüler sollen Wahlfreiheit haben. Außerdem streben wir die Schaffung eines Landesgymnasiums für hochbegabte Schüler an.

Wolfgang Jörg (SPD)

Wir brauchen ein längeres gemeinsames Lernen. Unser Schulsystem stammt im Kern aus dem vorletzten Jahrhundert. Es ist nicht mehr zeitgemäß und sorgt dafür, dass viele Begabungen von Kindern nicht gefördert werden. Früh einschulen, früh aussortieren, Turbo-Abi, Konkurrenz und Druck sind keine gedeihlichen Rahmenbedingungen für Kinder. Voneinander und mehr miteinander lernen ist auch für die soziale Entwicklung unserer Gesellschaft von Bedeutung. Wir wollen unser Schulsystem weiterentwickeln. Kleine Klassen und gemeinsames längeres Lernen sind meine Visionen für die nächste Legislaturperiode – und Studiengebühren müssen abgeschafft werden!

Uli Alda (FDP)

Die FDP ist weiterhin für ein gegliedertes Schulsystem, dazu gehört neben anderen sowohl die Hauptschule als auch das Gymnasium, und das schreibe ich als einer, der ohne Abitur, also ohne Gymnasium, Akademiker geworden ist. Weiterhin bieten wir da, wo die Haupt- und Realschulen nicht mehr ausgelastet sind - und jetzt bitte beachten: nur mit der Zustimmung der Eltern - unser Modell der Regionalschule an. Übrigens möchte ich an dieser Stelle mit dem alten Vorurteil aufräumen, die FDP sei gegen die Gesamtschule. Wir haben als Fraktion damals die Einführung der Gesamtschule in NRW vehement unterstützt. Da hat die SPD leider ein kurzes Gedächtnis und die Grünen gab es da noch nicht.

Jürgen Klippert (Grüne)

Die Vision lautet: Eine Schule für alle. Wie zurzeit bereits nach vier Grundschuljahren wesentliche Weichen für das gesamte weitere Leben zu stellen, ist unverantwortlich. Der Ansatz von gut funktionierenden Gesamtschulen ist doch gerade der, dass nicht „Elitenförderung” betrieben wird, sondern vorhandene Benachteiligungen ausgeglichen werden. Der Ausgleich von schlechteren Startbedingungen sollte entscheidend sein, nicht die Abschottung von vermeintlichen Eliten. Nirgendwo in industrialisierten Ländern ist die soziale Durchlässigkeit so gering wie in Deutschland. Wer für ein Gymnasium auf der einen und die „Restschule” auf der anderen Seite eintritt, will nichts anderes, als den Status quo der Chancenverteilung zementieren. Dabei geht es um plumpe Besitzstandswahrung - allerdings auf Kosten der gesamten Gesellschaft. Selbstverständlich trete ich auch für die Abschaffung sämtlicher Studiengebühren ein.

Hamide Akbayir (DieLinke)

Es sollte „eine Schule für Alle” geschaffen werden, in der alle Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse den ganzen Tag gemeinsam lernen. Hierzu sind Gesamtschulen einzurichten, damit werden die Grund- und Hauptschulen obsolet.

Wahlkreis 104 Hagen-Haspe/Hagen-Süd/Breckerfeld/Ennepetal/Gevelsberg

Jens Knüppel (CDU)

Im Schulbereich spüren wir den demographischen Wandel sehr stark. Meine Vision ist es, trotz sinkender Schülerzahlen die Lehreranzahl zu halten, um eine Klassengröße von 20 bis maximal 25 Schülern anzusteuern. Die Eltern, Schüler und Lehrer benötigen im Schulbereich eine Sicherheit über die Zukunft, dazu zähle ich die Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems. Die Gesamtschule hat ihren Platz gefunden, und in Hagen zeigen diese, dass dort gute Arbeit gemacht wird. An jeder Schule im dreigliedrigen System müssen Angebote geschaffen werden, die die individuelle Förderung noch mehr unterstreichen und die Lerninhalte noch mehr auf die berufliche Zukunft angepasst werden.

Hubertus Kramer (SPD)

Bei aller Blockadehaltung: Selbst die CDU wird sich in der nächsten Legislaturperiode mit Fragen der Schulstruktur beschäftigen müssen. Daran kommt sie allein deshalb nicht vorbei, weil in vielen kleinen und mittleren Städten und in vielen Stadtteilen unserer Großstädte die bisherigen Schulangebote schon auf Grund des demografischen Wandels nicht mehr aufrecht erhalten werden können. Als SPD auf Landesebene setzen wir auf die Idee der Gemeinschaftsschule als Ganztagsschule, in der Kinder bis zum siebten Schuljahr länger gemeinsam und bis zum zehnten Schuljahr unter einem Dach unterrichtet werden. Dabei legen Schulträger, Eltern, Lehrer und Schüler vor Ort fest, welche inhaltliche Ausprägung die jeweilige Gemeinschaftsschule nach der siebten Klasse haben soll. Das Abitur soll danach sowohl nach zwölf wie auch nach 13 Jahren gemacht werden können.

Philipp J. Beckmann (FDP)

Ich stehe klar zu dem dreigliedrigen Schulsystem! Den sinkenden Schülerzahlen in Haupt- und Realschule möchte die FDP mit der Möglichkeit der Regionalschule entgegenwirken.

Justus Koch (Grüne)

Ich bin überzeugt, dass das dreigliedrige Schulsystem einer Generalrevision bedarf. Die frühe Selektion der Schüler widerspricht allen empirischen Studien und wird in keinem der erfolgreichen PISA-Länder praktiziert. Doch noch gewichtiger als diese wissenschaftliche Betrachtung ist, dass die Dreigliedrigkeit des Schulsystems nicht mehr dem Elternwillen entspricht. Das zeigt auch die beschriebene Situation in Hagen. Deshalb wollen wir als Landesgrüne es den Kommunen ermöglichen, in Absprache mit den betroffenen Eltern, Schülern, Lehrern etc. Gemeinschaftsschulen zu eröffnen, in denen die verschiedenen Schulzweige zusammengeführt werden - dazu gehört auch das gemeinsame Lernen aller Schüler bis zum Ende der Pflichtschulzeit. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und sinkender Schülerzahlen besteht keine Alternative hierzu, soll eine flächendeckende Versorgung aufrecht erhalten werden.

Karlheinz Berger-Frerich (DieLinke)

Es sollte „eine Schule für Alle” geschaffen werden, in der alle Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse den ganzen Tag gemeinsam lernen. Hierzu sind Gesamtschulen einzurichten, damit werden die Grund- und Hauptschulen obsolet.