Hohenlimburg. Für ihre Bücherei hat die Grundschule im Kley auch Bücher in Herkunftssprachen der Schüler gekauft. Warum das beim Deutschlernen hilft:

Dunja Dohrmann zieht „Gregs Tagebuch“ aus dem Regal, doch an diese Ausgabe des bekannten Kinderbuches muss sie sich noch gewöhnen. Denn um die erste Seite des Buches aufzuschlagen, muss die Schulleiterin der Grundschule im Kley auf die letzte Seite blättern. Schließlich handelt es sich um eine Ausgabe des Kinderbuches in Arabisch - und diese Sprache wird von hinten nach vorne gelesen. „Daran mussten sich auch unsere Lehrkräfte gewöhnen“, weiß Dohrmann. Die neue Schulleiterin führt durch die Räume der neu eröffneten Bücherei in ihrer Schule. Dort stehen neuerdings auch englische, arabische oder rumänische Bücher in den Regalen.

Ehrenamtler bauen um

In den vergangenen Monaten hat die Grundschule im Kley in ihrem kleinen Wintergarten eine Bücherei aufgebaut. Zuvor war in dem Wintergarten die Ganztagsbetreuung untergebracht. Nach Umzug der Betreuung in das ehemalige Gebäude der Hauptschule Hohenlimburg standen die Räume leer. „Wir kamen bald auf die Idee, die Räume als neue Schulbücherei zu nutzen“, berichtet Dohrmann, die ihren Schülern bislang nur einen kleinen Leseraum bieten konnte.

Im Wintergarten der Grundschule im Kley in Elsey war lange Zeit die Ganztagsbetreuung untergebracht. Nach dem Umzug der Betreuung ist dort eine kleine Schulbücherei entstanden.
Im Wintergarten der Grundschule im Kley in Elsey war lange Zeit die Ganztagsbetreuung untergebracht. Nach dem Umzug der Betreuung ist dort eine kleine Schulbücherei entstanden. © WP Hagen | Marcel Krombusch

Kostenlose Ausleihe

Beim Bau der Bibliothek gab es Unterstützung: Mehrere pensionierte Lehrkräfte um die frühere Schulleiterin Brigitte Beier packten mit an und bauten die Bücherei mit viel Herzblut und ehrenamtlichem Einsatz auf. Sie prüften alte Bücher, sortierten sie nach Kategorien und Lesestufe für die Kinder, führten die Klassen durch die neue Bücherei. Alle Schülerinnen und Schüler haben einen Büchereiausweis bekommen, um kostenlos Bücher ausleihen zu können.

Ehemalige Lehrkräfte rund um die frühere Schulleiterin Brigitte Beier haben die neue Schulbücherei in der Grundschule im Kley aufgebaut.
Ehemalige Lehrkräfte rund um die frühere Schulleiterin Brigitte Beier haben die neue Schulbücherei in der Grundschule im Kley aufgebaut. © Grundschule im Kley | Grundschule Im Kley

Zusätzlich wurden neue Bücher angeschafft, darunter auch ein paar mehrsprachige Kinderbücher in englischer, türkischer, arabischer, rumänischer und russischer Sprache. Ein Spiegel der verschiedenen Herkünfte, die an der Grundschule im Kley zusammenkommen. Kinder aus mehr als zwanzig verschiedenen Ländern werden an der Schule unterrichtet. „Uns geht es darum, die Leselust der Kinder zu fördern - egal auf welcher Sprache“, sagt Dohrmann.

Kleines Angebot

Zwischen den Bücherregalen sitzt Sarah Mohammed mit ihrem Sohn Edem. Der Junge wird im nächsten Schuljahr die Grundschule in Elsey besuchen. Sie finde es gut, dass in der Schulbücherei auch Kinderbücher in Arabisch stehen, sagt Sarah Mohammed. „Diese Bücher sind sonst schwer zu finden.“ Künftig wolle sie Bücher für ihren Sohn ausleihen und ihm zu Hause vorlesen. Eine Reaktion, die Schulleiterin Dunja Dohrmann gerne hört.

Bisher stehen nur wenige mehrsprachige Bücher einsam auf einem Regalbrett. Sie wünscht sich, dass viele Eltern mit Migrationshintergrund von dem Angebot motiviert werden. „Wir wollen schauen, wie es angenommen wird.“ Auch der Teilstandort der Grundschule in Reh soll mit mehrsprachigen Büchern ausgestattet werden.

Neue Schulbücherei in der Grundschule im Kley: Diesen
Neue Schulbücherei in der Grundschule im Kley: Diesen "Lesewurm" an der Wand haben die Schülerinnen und Schüler gemalt. © Marcel Krombusch

Leselust steigern

Aber sollten Grundschüler in der Schule nicht die deutsche Sprache lernen? „Grundsätzlich geht es in Schulen darum, die deutsche Sprache zu lernen, aber auch die Herkunftssprachen der Schüler sind Teil dieser Gesellschaft“, sagt der Kölner Sprachwissenschaftler Dr. Til Woerfel auf Anfrage. Außerdem sinke damit nicht per se das Interesse an der Sprache in der neuen Heimat. Wer zu Hause in der Herkunftssprache vorgelesen bekommt, der liest in der Schule auch motivierter an Texten in anderer Sprache, betont zum Beispiel eine Studie mit asiatischen Einwanderern in den USA.

Interesse an Sprachen zeigen

Woerfel ermuntert dazu, Interesse an den Herkunftssprachen der Schüler zu zeigen. Lehrkräfte hätten für eine Umfrage im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Schule macht stark“ erfragt, welche Sprachen ihre Schüler so sprechen - und seien auf überraschende Ergebnisse gestoßen. „Es waren mehr Sprachen dabei, als allein der Vor- und Nachname verriet“, so Woerfel. „Auch die Schülerinnen und Schüler freuten sich über das Interesse ihrer Lehrer an den Sprachen, die sie sprechen. Sie fühlten sich wertgeschätzt.“

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