Hagen. In Hagen können viele Viertklässler nicht lesen. Jetzt sollen Ehrenamtlich ausgebildet werden, die mit Kindern üben und Lehrer unterstützen.

Diese Zahl ist erschütternd: Jedes fünfte Kind, das in Nordrhein-Westfalen die vierte Klasse einer Grundschule besucht, kann nach einer Studie nicht richtig lesen. Und wenn man sich vor Augen führt, wie viele Familien nach Hagen zugewandert sind, so kann man auch ohne wissenschaftliche Untersuchung unterstellen, dass die Zahl vor Ort sogar noch höher ist. Das Hagener Forum Nachhaltigkeit will dagegen aktiv angehen. Mit einem Modell, wie es in Dortmund bereits vor fünf Jahren etabliert wurde.

Mentor-Lesehelferinnen und -Lesehelfer heißt das, was das Forum rund um den ehemaligen Grünen-Vorsitzenden Rolf Willaredt in Hagen etablieren will. Dafür soll – wie in der Nachbarstadt – ein Verein gegründet werden, der sich wiederum einem Bundesverband als Dachorganisation anschließt.

Lesen ist eine Brücke

Es geht darum, dass sich Ehrenamtliche finden, die Kinder mit Leseproblemen in einer Eins-zu-Eins-Situation betreuen und unterstützen. „Und dabei haben wir nicht nur Kinder mit einer Zuwanderungsgeschichte im Blick“, betont Willaredt. „Letztlich geht es zwar ums Lesen, aber auch um das Verstehen. Und das Lesen ist auch eine Brücke, um Vertrauen aufzubauen, wie es Lehrern in einem großen Klassenverband oft gar nicht möglich ist. Die Mentoren sollen die Lehrer unterstützen.“

Die Erfahrungen in Dortmund seien überwältigend – sagt Willaredt. „Dort kann sich der Verein vor Mitgliedern, vor Anfragen und vor Sponsoren kaum retten. Einer der größten Sponsoren kommt übrigens aus Hagen. Das ganze ist in Dortmund ein richtiges Erfolgsprojekt.“ Eines, dass er und seine Mitstreiter vom Forum Nachhaltigkeit auch in Hagen einführen und begleiten wollen.

Projekt den Grundschulleitungen vorgestellt

In einem ersten Schritt haben Rolf Willaredt und Marianne Grothen die Idee den Leitungen der Hagener Grundschulen vorgestellt. „Elf Schulleiterinnen haben spontan Interesse signalisiert“, so Willaredt, der ergänzt, dass er sich gut vorstellen kann, das Angebot auch auf die fünften Klassen an weiterführenden Schulen auszudehnen.

In einem nächsten Schritt soll in der kommenden Woche (Mittwoch, 29. März, 15 bis 17 Uhr, in der Stadtbücherei auf der Springe) bei einer Auftaktveranstaltung das Projekt interessierten Lehrern und vor allem auch möglichen Mentoren vorgestellt werden. Noch vor den Sommerferien soll dann eine offizielle Gründung des Vereins erfolgen. Zum Start des neuen Schuljahres könnten die Mentoren dann starten.

Seminar für Mentoren

Vorgeschaltet ist noch ein fünfstündiges Seminar, dass in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Hagen angeboten wird. „In dem werden die Mentoren auch auf ihr Ehrenamt vorbereitet“, sagt Willaredt. „Jeder, der sich diese Arbeit vorstellen kann, ist willkommen. Keiner benötigt ein pädagogisches Studium. Die Mentoren sind keine Ersatzlehrer, sollen authentisch sein, sich so geben, wie sie sind.“ Auch wenn sie gestartet sind, soll es einen Erfahrungsaustausch untereinander geben. Den organisiert der Verein alle drei Monate.

„Wichtig ist, dass die regelmäßigen Treffen im Umfeld der Schule und nicht im privaten Bereich stattfinden“, erklärt Willaredt, „es ist gut, wenn sich die Lektüre an den Interessen der Kinder orientiert. Das hilft, einen Zugang zu bekommen.“