Hagen. Hagen erlebt einen Boom im Übernachtungsbereich. Ein sattes Plus von 20 Prozent. Doch ein Problem bleibt. Die Hintergründe.

Hagen verzeichnete im vergangenen Jahr über 280.000 Übernachtungen - vom Hotel über die Pension bis zur Ferienwohnung. Das sind fast 20 Prozent mehr als im Jahr davor. Das teilt die Nahrungs-Genuss-Gaststätten (NGG) Gewerkschaft mit, die sich auf Zahlen des Statistischen Landesamts Nordrhein-Westfalen beruft. „Ich freue mich, dass das ‚Vor-Corona-Niveau‘ wieder erreicht ist“, sagt Jörg Bachmann, Geschäftsführer des Tagungshotels Arcadeon. „Aber leider sind wir ‚nur‘ da, wo wir schon mal waren“, so der Geschäftsführer über die fehlende Entwicklung durch Corona.

Ich freue mich, dass das ‚Vor-Corona-Niveau‘ wieder erreicht ist!
Geschäftsführer des Arcadeons, Jörg Bachmann - Über die aktuelle Situation des Arcadeons, das er mit seiner Frau Claudia Bachmann seit über 25 Jahren leitet.

Fachkräftemangel im Gastgewerbe

Die Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe in Hagen seien während der Corona-Pandemie zurückgegangen. Das mache sich auch heute noch bemerkbar. Die Branche brauche Profis, die ihren Job gelernt haben - von der Hotel-Rezeption über die Bar bis zum Spa, so Isabell Mura von der Gewerkschaft. „Mehr Arbeit wird aktuell von weniger Köchinnen, Kellnern und Rezeptionistinnen geschultert. Das geht auf Dauer nicht gut“, sagt die NGG-Geschäftsführerin. „Köche sind Mangelware“, bestätigte auch der Direktor des Mercure-Hotels, Thomas Schmidt.

Immer mehr Hotels, Restaurants und Gaststätten versuchen, gelernte Fachkräfte durch angelernte Mini-Jobber zu ersetzen. „Wir gehen da einen anderen Trend“, sagt Thomas Schmidt. Im Mercure werden die Mini-Jobber reduziert und auf Fachkräfte gesetzt. Mit dem Job-Center habe das Hotel gute Erfahrungen gemacht und erst kürzlich drei ukrainische Mitbürger eingestellt. Allerdings sei der Fachkräftemangel immer ein Problem, so der Hoteldirektor.

Wir gehen da einen anderen Trend
Thomas Schmidt, Direktor des Mercure-Hotels - Über den Versuch der Branche, Fachkräfte durch Mini-Jobber zu ersetzen.

Trotz der rund 2180 Beschäftigten in der Gastro-Branche in Hagen, herrscht also immer noch der Fachkräftemangel, was weitestgehend wohl an den Arbeitsbedingungen liegt. „Wer in der Gastronomie arbeitet, hat einfach zu wenig im Portemonnaie. Dabei sind das Kochen und Kellnern echte Stress-Jobs“, so Mura. Von den Arbeitszeiten bis spät in die Nacht und den spontanen Überstunden ganz zu schweigen. Beim Lohn müsse sich für die Beschäftigten dringend was ändern. Dafür werde im Sommer über einen neuen Tarifvertrag verhandelt: Die NGG will ein Lohn-Plus von 14 Prozent erreichen.

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Trotz EM-Nähe: Hotels mit freien Zimmern

Apropos Sommer: In knapp einem Monat startet die Europameisterschaft in Deutschland. In der Nachbarstadt Dortmund finden sechs der 51 Spiele statt. Doch scheint die EM nicht viele Besucher in Hagener Hotels zu locken. „Wir sind mit unserem Hotel zu weit vom Hauptbahnhof entfernt, sodass es da keinen Zulauf gibt“, so der Geschäftsführer Frederic Schmidt vom Hotel Schmidt in Selbecke. Auch im Mercure-Hotel habe man sich mehr erhofft und liegt allgemein hinter den Erwartungen. Während des EM-Zeitraums sähe es an den Wochenenden zwar besser aus, es seien aber noch Zimmer frei, so der Hoteldirektor.