Hagen. Risiko und 150.000 Euro für eigenes Public Viewing sind Hagens Wirtschaftsförderung zu hoch. Aber was läuft bei Elbers und im Beach-Club am See?
Lange dauert es nicht mehr, dann geht‘s los. . . Aber geht die Europameisterschaft, die in sechs Wochen startet, gänzlich an Hagen vorbei? „Wir werden während der EM keine Geisterstadt werden“, blickt Lars Martin entspannt in Richtung Anpfiff am 14. Juni. Zwar gäbe es, räumt der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Hagen und stv. Hauptgeschäftsführer von Dehoga Westfalen ein, kein großes Public Viewing wie beispielsweise in Dortmund (Hagens Nachbarstadt ist Austragungsstätte einiger Spiele), doch würden einige Gastronomen auf den EM-Zug aufspringen und in ihren Betrieben im Kleinen Rudelgucken anbieten.
Kosten und Risiko zu hoch
„Wir haben mit potenziellen Sponsoren durchgerechnet, was es kosten würde, wenn wir als Hagener Wirtschaftsentwicklung ein für Besucher kostenloses Public Viewing anbieten würden“, erklärt Kirsten Fischer auf Nachfrage der Stadtredaktion. Die Prokuristin und Leiterin des Hagen-Marketings nennt Zahlen: „Wir haben kalkuliert, dass wir 50 Prozent der Spiele zeigen würden. Wenn wir die Kosten für u.a. UEFA-Lizenzgebühren, Gema-Gebühren, Security, Sanitätsdienst, Leinwand-Leihgebühr sowie Personalkosten zusammenrechnen, kommen wir auf eine Summe von 150.000 Euro. Die Europameisterschaft geht über einen Monat, bindet also vor allem Personal über einen langen Zeitraum. Kosten und Risiko sind uns einfach zu hoch.“
Kein zweites Sommermärchen
Lars Martin nickt: „Ein Sommermärchen wie 2006 wird sich nicht wiederholen. Zum einen handelte es sich damals um eine Weltmeisterschaft, und das ist noch mal eine andere Hausnummer, zum anderen ist die technische Ausstattung bei den meisten Leuten heute eine ganz andere.“ Damit spielt der Dehoga-Experte auf große Fernseher und moderne Gasgrills, die mittlerweile in vielen Haushalten Einzug gehalten haben, an. „Seit Corona hat sich vieles in die eigenen vier Wände oder den eigenen Garten verlagert“, so Lars Martin.
Doch eben nicht nur, in einigen Gastrobetrieben wird darauf gesetzt, dass Fußballgucken mit anderen mehr Spaß bereitet. So werden zum Beispiel im Bar Celona sechs Fernseher platziert, im Crocodile auf jeden Fall die Spiele mit deutscher Beteiligung gezeigt und bei Café Halle auf dem Tücking wird eine große Leinwand aufgestellt. Und vor der Volme-Galerie wird in Kooperation mit Bar Celona für Hobby-Kicker ein umzäuntes Rasenfeld samt Tor aufgebaut.
Fußball-Deko und kleine „Specials“
„Ich bin mir sicher, dass jene Gastronomen und Hoteliers, die die EM-Spiele übertragen, davon profitieren“, betont Lars Martin, „und ein bisschen Fußball-Deko für die Stimmung und vielleicht kleine ,Specials‘ auf der Speise- oder Getränkekarte sind sicherlich nicht verkehrt“. Übrigens wurden am Donnerstag, 2. Mai, offiziell die letzten Tickets für die EM 2024 verkauft.
Apropos Hotels: „Bei den Hotels in Hagen ist noch Luft nach oben, in den meisten Häusern sind noch Zimmer zu haben“, sagt Kirsten Fischer. Sie habe jüngst mit dem Direktor des Mercure-Hotels telefoniert, „auch dort geht noch was“. Allerdings ginge sie, Fischer, sowie die Hoteliers davon aus, dass im EM-Zeitraum noch einige Buchungen von Fans, die Spiele in Dortmund oder Gelsenkirchen besuchen würden, dazu kämen, „schließlich sind die Hotels in Dortmund und auch in Iserlohn ausgebucht“.
Hoffentlich bleibt das Preisniveau
Die Wirtschaftsförderin geht davon aus, dass Hagen damit punkten könne, dass hier die Preise für Hotelzimmer während der EM nicht exorbitant ansteigen würden, „sie bleiben hoffentlich im Preisniveau“. Dehoga-Experte Lars Martin fügt an: „Es ist nicht so, dass die Fans um Hagen einen Bogen machen. Auch zum Beispiel in Essen - ebenfalls kein EM-Austragungsort - gibt es noch freie Zimmer.“
In Kürze sollen alle Informationen rund um Veranstaltungs-, Gastro- und Hotelangebote in Hagen auf der Homepage der Stadt prominent platziert werden, verspricht Kirsten Fischer. Außerdem soll vor dem Start der EM eine Freizeitkarte - ein Flyer in Deutsch und englisch, der eine Übersicht über Freizeitangebote und Sehenswürdigkeiten abbildet - in Hotels ausliegen.
„Zusatz-Angebot“ für Gäste auf dem Elbersgelände
Zwei Gastro-Areale wählen übrigens einen Mittelweg: Auch dort wird zwar kein klassisches Public Viewing angeboten, doch die Veranstalter bzw. Gastronomen räumen der EM schon einen gewissen Stellenwert ein. Auf dem Elbersgelände werden mehrere Bildschirme platziert - vor dem „Sprungwerk“ und in den Biergärten der Restaurants -, „die hier anässigen Gastronomen sehen das Ganze als Zusatz-Angebot für ihre Gäste an“, sagt Elbershallen-Geschäftsführer Christian Isenbeck.
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Beachclub Salitos wird kurz vor EM-Start eingeweiht
Und wie sieht’s in Sachen EM-Übertragung am Hengsteysee aus? Zur Erinnerung: Der sich direkt an die Ausflugsgastronomie „Strandhaus am Hengsteysee“ anschließende Beachclub „Salitos Beach“ wird eine knappe Woche vor dem Eröffnungsspiel eingeweiht; beide Betriebe werden von Mike Henning geführt.
500 Euro investiert
„Ich habe mich bei der UEFA als Spiele-Übertragungsort angemeldet“, sagt Henning auf Nachfrage der Stadtredaktion. 500 Euro habe er bezahlt, um die EM-Begegnungen vor jeweils 500 bis 1000 Zuschauern zeigen zu dürfen. Allerdings wird es am Hengsteysee kein - wie noch vor einigen Wochen geplant - großes Public Viewing geben, da, so Mike Henning, die Auflagen samt Kosten für ihn zu hoch ausgefallen wären.
Tickets nur im Vorverkauf
„Ich biete Tickets für das Eröffnungsspiel am 14. Juni, für weitere Deutschland-Spiele, eventuell für Achtel- und Halbfinalspiele sowie für das Finale am 14. Juli an. Die Tickets kosten im Vorverkauf 10 Euro. Es wird keine Abendkasse geben“, betont der Gastronom.
Mike Henning weiter: „Außerdem gibt’s eine Zugangskontrolle, ich möchte einen reibungslosen Ablauf garantieren.“ Pro Spiel werden maximal 1000 Tickets verkauft, „auf der Terrasse des Strandhauses richte ich einen VIP-Bereich, für den Tische reserviert werden können, ein. Die Spiele werden dort auf kleineren LED-Wänden übertragen. Im Restaurant selbst stehen Fernseher parat. Und im Beachclub wird es eine große LED-Wand in der Nähe von Outdoor-Sitz- und Stehbereichen geben“.