Hagen. Das alte Bahnhofskino wird zum bundesweiten Fundbüro samt Event-Stätte für 199 Gäste. Alles zum Umbau durch die Deutschen Bahn und zur Eröffnung:

Ein Blick zum Bahnhof: Wie laufen eigentlich die Umbauarbeiten des früheren Metropolis-Filmpalastes im Bahnhofsgebäude? Aus dem alten Kino wird das zentrale Fundbüro, das früher in Wuppertal ansässig war. Das Bahnhofskino (es wurde 1954 als Bali eröffnet und hieß später Metropolis-Filmpalast in Hagen) soll also eine komplett neue Nutzung erfahren, sprich, der für viele Hagener ganz besondere „Lost Place“ wird regelrecht wachgeküsst.

Ein Blick in die Bahnhofshalle: Zwischen dem Pavillon und der blauen Anzeigentafel wird der Eingang zum neuen Fundbüro samt Event-Stätte im Hagener Hauptbahnhof eingerichtet.
Ein Blick in die Bahnhofshalle: Zwischen dem Pavillon und der blauen Anzeigentafel wird der Eingang zum neuen Fundbüro samt Event-Stätte im Hagener Hauptbahnhof eingerichtet. © WP | Michael Kleinrensing

Aus drei Kinosälen wird Lager

Die Stadtredaktion hat bei der Deutschen Bahn (DB) nachgefragt. „Die Deutsche Bahn plant den Neubau des Fundbüros auf zwei Etagen. Im Erdgeschoss werden drei ehemalige Kinosäle zu einem Lager umgebaut“, erklärt Stefan Deffner, NRW-Pressesprecher der Deutschen Bahn. Und weiter: „Der ehemalige große Kinosaal im 1. Obergeschoss wird zum neuen Versteigerungsraum mit insgesamt 199 Plätzen umgestaltet. Die Gesamtfläche beläuft sich auf ca. 1.800 Quadratmeter.“

Mit dem Verlauf des Umbaus zeigt sich Stefan Deffner zufrieden: „Das Obergeschoss ist bereits vollständig leer gezogen. Heizung, Leitungen, Elektronik und Verkleidungen wurden komplett entfernt.“

Arbeiten an Durchbrüchen

Und wie gestalten sich die Arbeiten im Erdgeschoss? „Im Erdgeschoss ist der Rückbau momentan noch in vollem Gange. Hier arbeiten die Bautrupps zurzeit an mehreren Durchbrüchen, die u.a. für die neue Heizung und Lüftung notwendig sind“, so der DB-Sprecher.

Neue Fenster kommen demnächst

Die folgenden Schritte sind auch schon getaktet: „Im Obergeschoss installieren Monteure demnächst neue Fenster. Der Ausbau des Obergeschosses erfolgt dann in den kommenden Monaten.“

Nach dem gleichen Vorgehen würden die Arbeiten dann im Erdgeschoss weitergehen. „Aktuell laufen im EG die Rückbauarbeiten. Sobald das Erdgeschoss entkernt ist, erfolgt der Ausbau der Räume mit der Installation neuer Decken und Wände.“

Ein Blick vom Außenbereich des künftigen Fundbüros auf die Gleise.
Ein Blick vom Außenbereich des künftigen Fundbüros auf die Gleise. © WP | Michael Kleinrensing

Und wann soll das zentrale Fundbüro, in dem Fundgegenstände aus ganz Deutschland aufbewahrt werden, bezugsfertig sein?

„Ziel ist es, in gut einem Jahr, also bis spätestens Mitte 2025, das neue Fundbüro fertigzustellen. Anschließend erfolgt dann der Umzug des Fundbüros von Wuppertal nach Hagen“, blickt Stefan Deffner in die Zukunft.

Ziel ist es, in gut einem Jahr, also bis spätestens Mitte 2025, das neue Fundbüro fertigzustellen
Stefan Deffner - Bahnsprecher

Noch herrscht Baustellen-Flair im und am früheren Bahnhofskino, doch Mitte 2025 soll das neue Fundbüro fertiggestellt sein.
Noch herrscht Baustellen-Flair im und am früheren Bahnhofskino, doch Mitte 2025 soll das neue Fundbüro fertiggestellt sein. © WP | Michael Kleinrensing

Versteigerungsraum wird denkmalgerecht hergerichtet

Rückblick: Der Metropolis-Filmpalast, in dem früher Cineasten Leinwand-Neuheiten und -Klassiker mit den Augen verschlangen, wird seit etlichen Jahren nicht mehr genutzt. Beim Gang durch das frühere Kino Bali bzw. den Metropolis-Filmpalast wird man beinahe in eine andere Zeit versetzt.

Das Bahnhofskino Bali (später Metropolis Filmpalast) wird zum bundesweiten Fundbüro der Deutschen Bahn umgestaltet. Die Bestuhlung wurde aus dem früheren Kino bereits entfernt, doch die alten, schweren Vorhänge sind noch vorhanden. Aus dem alten Kinosaal wird ein Versteigerungsraum, der auch als Tagungs- und Eventstätte genutzt werden kann.
Das Bahnhofskino Bali (später Metropolis Filmpalast) wird zum bundesweiten Fundbüro der Deutschen Bahn umgestaltet. Die Bestuhlung wurde aus dem früheren Kino bereits entfernt, doch die alten, schweren Vorhänge sind noch vorhanden. Aus dem alten Kinosaal wird ein Versteigerungsraum, der auch als Tagungs- und Eventstätte genutzt werden kann. © WP | Michael Kleinrensing

Zwar gibt es keine Bestuhlung mehr, doch die alten, schweren Vorhänge sind noch vorhanden. Der Versteigerungsraum - ein stattlicher Saal - wird denkmalgerecht hergerichtet. Er soll künftig auch als Tagungs- und Eventstätte angeboten werden.

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Die Animation zeigt, wie der frühere Kinosaal zum Versteigerungssaal mit 199 Plätzen umgestaltet wird. Auch Events sollen hier künftig stattfinden.
Die Animation zeigt, wie der frühere Kinosaal zum Versteigerungssaal mit 199 Plätzen umgestaltet wird. Auch Events sollen hier künftig stattfinden. © Deutsche Bahn | Deutsche Bahn

700 vergessene Dinge pro Tag

Infos: Deutschlandweit verlieren Reisende jährlich rund 250.000 Gegenstände in Bahnhöfen und Zügen der Deutschen Bahn. Das sind knapp 700 vergessene Dinge pro Tag. Dazu gehören alltägliche Gegenstände wie Mobiltelefone, aber auch Kuriositäten wie Gebisse, Brautkleider oder Richterroben. Doch Liegenlassen bedeutet nicht gleich Verlust, denn durchschnittlich 60 Prozent der Gegenstände können an ihre Besitzer zurückgegeben werden, in hochwertigen Warengruppen wie Notebooks sogar bis zu 90 Prozent.

Wird ein Gegenstand an Bahnhöfen oder in Zügen der Deutschen Bahn AG oder ihren Vertragspartnern in Deutschland gefunden, ist der Weg genau festgelegt. Wer im Zug zum Beispiel eine Reisetasche findet, kann sie beim Zugpersonal abgeben. Die Tasche wird dann sieben Tage lang an der entsprechenden lokalen Fundstelle aufbewahrt. Hier suchen Mitarbeitende nach Hinweisen, um den Besitzer ausfindig zu machen und zu kontaktieren.
Wird der Inhaber ermittelt, kann die Tasche innerhalb von drei Wochen abgeholt oder entgeltlich an eine Wunschadresse versendet werden. Wurde der Eigentümer der Tasche nicht innerhalb von sieben Tagen gefunden, geht es für das Fundstück in das zentrale Fundbüro, bislang also nach Wuppertal. Dort lagern auf 1.300 Quadratmetern täglich zwischen 15.000 und 16.000 Gegenstände.

Die Sanierung des Hagener Hauptbahnhofs (Gesamtkosten: ca. 69 Millionen Euro) soll laut DB möglichst noch in diesem Jahr beginnen. U.a. sollen die denkmalgeschützten Bahnsteighallen modernisiert und erneuert und die Treppenzugänge neugestaltet werden. Außerdem sollen Aufzüge eingebaut und einige Bahnsteige abgesenkt werden.

DB musste sich nach einem neuen Standort umschauen

Zum Hintergrund des bisherigen Standortes des Fundbüros: Das historische Gebäude des Wuppertaler Hauptbahnhofs, in dem sich derzeit auch das zentrale Fundbüro der Bahn befindet, wurde im September 2022 an einen Wittener Investor verkauft. Die Folge: Die DB musste sich nach einem neuen Standort für die Einrichtung, in der Gegenstände, die Reisende im Zug liegengelassen haben, zwischengelagert und später dem Besitzer wieder ausgehändigt oder aber versteigert werden, umschauen. Die Wahl fiel auf Hagen.