Hohenlimburg. Jedes Jahr baut ein Mendener seinen Erdbeerstand in Hohenlimburg auf. Ob sich das lohnt, hängt nicht nur an dem Preis für die Früchte:
Artun Kumpir hat Glück, denn an diesem Tag soll es warm werden. Es ist 10 Uhr vormittags und der junge Mann aus Menden steht in einem kleinen Holzhäuschen nahe der Hünenpforte, um Erdbeeren, Spargel und Kirschen zu verkaufen. Ein offener Verkaufsstand, deshalb achtet er genau auf das Wetter. „Letzte Woche war es einmal kalt und hat gehagelt, da habe ich mich zum Aufwärmen in mein Auto gesetzt“, berichtet er.
Job neben dem Studium
Bis in den frühen Abend wird der 25-Jährige in dem Holzhäuschen in Hohenlimburg stehen, um ein bisschen Geld nebenbei zu verdienen. Wenn keine Kundschaft kommt, tippt er auf seinen Laptop unter der Theke. Denn eigentlich studiert er Online-Marketing im Fernstudium. Der Erdbeerstand gehöre dem Vater eines guten Freundes, sagt er. „Da helfe ich gerne.“
An diesem Morgen hat Artun Kumpir wenig Zeit, um sich auf sein Studium zu konzentrieren: Immer wieder halten Autos auf dem Parkstreifen neben dem Verkaufsstand, kommen Kunden und wollen Erdbeeren kaufen. „Das Geschäft läuft gerade sehr gut“, sagt er. Ein Kombi hält gegenüber auf dem Parkstreifen. Eine ältere Dame steigt aus, tritt an den Verkaufsstand und will eine Schale Erdbeeren kaufen. Sie komme häufiger vorbei, sagt sie. „Die Erdbeeren sind gut.“
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Betreiber aus Menden
Kumpir lächelt, wie das ein freundlicher Verkäufer so macht. Lob von Kunden hört er gerne, auch wenn ihm der Erdbeerstand an der Hünenpforte nicht gehört. Eigentümer des kleinen Verkaufshäuschens ist Muzaffer Ülker. Der Hilfsarbeiter aus Menden betreibt seit ein paar Jahren diesen Stand am Straßenrand. „Ich habe den Stand damals von einem Freund übernommen, für ihn hatte sich das Geschäft nicht mehr gelohnt“, sagt Ülker. Reich werde auch er mit so einem Stand nicht. Aber unterm Strich stehe ein Gewinn.
Drei Monate vor Ort
Von Mitte April bis Juli steht der Erdbeerstand an der Hünenpforte. Das Wetter in der Saison ist ein wichtiger Faktor für das Geschäft. „Wenn die Sonne scheint, dann kommen mehr Kunden.“ Bei Regen (oder Hagel) halten weniger Autos, um eine Schale Erdbeeren vom Stand mitzunehmen. Auch achten die Leute genau auf die Preise, bemerkt Ülker, und halten ihr Geld mehr zusammen als früher. Eine Zeit lang habe er auch türkisches Brot zum Verkauf angeboten, vom Preis her etwas teurer als im Supermarkt. Ein Versuch, der sich nicht gelohnt hat. „Ich bekam nicht mal die Spritkosten raus, die ich für den Transport bezahlt habe.“
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Ein Kilo für 9 Euro
Für ein Kilo Erdbeeren nimmt er 9 Euro, genau wie im Vorjahr. Den Preis konnte er trotz Inflation halten. Die Erdbeeren stammen von einem Landwirt aus dem Rheinland, sagt Ülker. Er lege Wert darauf, die süßen Früchte aus Deutschland zu beziehen. Auch wenn die Preise steigen. „Vor ein paar Jahren habe ich bei 7 Euro pro Kilo Erdbeeren angefangen“, erinnert sich Ülker zurück. Grund für den Preisanstieg sind unter anderem höhere Lohnkosten für Erntehelfer. So stieg der gesetzliche Mindestlohn im Januar von 12 Euro glatt auf 12,41 Euro brutto pro Stunde. Dennoch: Noch lohne sich sein Geschäft mit den Erdbeeren, sagt Muzaffer Ülker, „und solange es sich lohnt, mache ich weiter.“
Faule Früchte werden ersetzt
Ihm sei es wichtig, gute Qualität anzubieten. Dass es auch faule Früchte in seine Schalen schaffen, das könne leider vorkommen. „Wir können nicht jede Schale zu hundert Prozent kontrollieren.“ Dennoch versuche man, auch in solchen Fällen die Kunden zufriedenzustellen. „Wir entschuldigen uns und ersetzen gegen frische Erdbeeren.“
Viele Stammkunden
Die Erdbeeren in der Schale, die Artun Kumpir gerade an die ältere Dame reicht, sehen auf den ersten Blick gut aus. Sie verabschiedet sich und wenige Minuten später rollt bereits der nächste Wagen auf den Parkstreifen neben dem Stand. Einige Gesichter kennt Artun Kumpir bereits. „Die meisten Kunden kennen diesen Stand und waren schonmal hier.“ Bis 17.30 Uhr wird sie der Student noch in dem Holzhäuschen bedienen, dann schließt er das Geschäft und fährt zurück nach Menden. Morgen früh kommt er wieder.
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