Hohenlimburg. Eine kleine Seifen-Manufaktur aus Hohenlimburg kämpft nach einem Motorschaden ums Überleben. Dabei lief das Geschäft gerade wieder an:
Gerade ging es für die Hohenlimburger Seifensiederin Sonja Schulte mit den Umsätzen wieder bergauf, da sorgt ein Motorschaden plötzlich für Existenzängste: Auf der Autobahn A46 blieb ihr kleiner Verkaufswagen liegen und musste abgeschleppt werden. Die Reparaturkosten? Noch ungewiss. Eine Panne mit Folgen.
Panne auf der Autobahn
Eigentlich deutete an diesem Freitagmorgen alles auf einen guten Arbeitstag für die Händlerin aus Hohenlimburg hin: Die Sonne schien, der Himmel blau - das versprach viele Besucher auf dem Frühlingsmarkt in Hemer. Doch kurz vor der Ausfahrt stockte der Motor ihres kleinen Verkaufswagens. „Das Klappern wurde immer lauter“, blickt Schulte zurück. Plötzlich rumpelt der Wagen und Rauch kommt aus dem Motor. „Ich bin sofort auf den Standstreifen gefahren.“
Sie zog die Warnweste an, stellte das Warndreieck auf, rief ADAC und Autobahnpolizei an. Denn ihr Wagen hatte eine leichte Ölspur hinterlassen. Als ihr Fahrzeug auf den Abschlepper rollte, senkte sich bei Sonja Schulte das Adrenalin. Der erste Schock wich Gedanken an die Zukunft: „Ich fragte mich: Wie geht es jetzt weiter?“.
Teurer Motorschaden
Denn es muss wohl ein neuer Motor her, fürchtet Schulte - und das wird teuer. Wie teuer genau, das ist noch ungewiss. Mehrere tausend Euro Reparaturkosten für den Motor vielleicht, dazu noch die Personalkosten für den Mechaniker. Aktuell steht der Wagen in einer Werkstatt in Iserlohn. Die Diagnose des Schraubers ihres Vertrauens steht noch aus. Wie es zu der Panne kam? Vermutlich ist während der Fahrt auf der Autobahn die Pleuelstange eines Zylinders im Motor gerissen, hat sich gelöst und dabei auch die Ölwanne von „Henry“ beschädigt, sagt Schulte.
Wichtiger Begleiter
„Henry“ - so nennt sie ihren kleinen Verkaufswagen. Einen Citroën HY, der schon seit 51 Jahren über die Straßen rollt. Das Modell war einst als Kleintransporter in Frankreich weit verbreitet, der Wagen von Sonja Schulte lange für die Feuerwehr im Elsass im Einsatz. Vor vier Jahren kaufte sie den Oldtimer und baute ihn um. Seither ist „Henry“ ein Hingucker, mit dem Sonja Schulte ihre handgemachten Bio-Seifen auf Märkten in der Region in Szene setzt. Ein Hingucker, der Umsätze bringt und auf den der Ein-Frau-Betrieb angewiesen ist.
Kaum Rücklagen
Der Motorschaden kommt zur Unzeit, denn ihre Seifen-Manufaktur erholt sich erst langsam aus schwierigen Geschäftsjahren. Corona, Inflation, steigende Rohstoffkosten wegen des Ukraine-Krieges - da sind die Rücklagen dünn. Auch das Kaufverhalten habe sich geändert, beobachtet Schulte. Mit Bio und Nachhaltigkeit könne sie weniger punkten als früher, seien viele Kunden doch diesem Thema langsam überdrüssig. „Aktuell komme ich mit den Einnahmen gerade so zurecht“, sagt die Seifensiederin. „Ich liege bei Plus-Minus-Null.“
Post in Sozialen Netzwerken
Um angesichts der Notlage ihr Geschäft anzukurbeln, machte sie ihre Lage öffentlich und schrieb einen emotionalen Post in den Sozialen Netzwerken. „Ich habe mich entschlossen, digital die Hosen runterzulassen.“ Sie schrieb von der Motorpanne, schilderte ihre Notlage, bat um digitale Aufmerksamkeit und damit Reichweite, um neue Kunden für ihr Geschäft zu erreichen. Ihr Post wurde in den Sozialen Medien rund 150 Mal geteilt (Stand 6. Mai) und brachte in zwei Tagen acht Seifen-Bestellungen im Wert von mehr als 300 Euro ein.
Kein Spendenaufruf
Um erste Kosten zu deckeln, plant sie eine Kampagne auf „Ko-fi“ - einer Internetplattform, die kleine Geldspenden an Selbstständige ermöglicht. Ausdrücklich um Spenden bitten, das wolle sie aber nicht, sagt Schulte. Vielmehr hofft sie, dass Kunden ihr treu bleiben und im Online-Shop oder vor Ort in ihrem Laden in Hohenlimburg einkaufen, bis „Henry“ die Seifenprodukte wieder auf die Märkte in der Region bringen kann.
Dass eine Werkstatt die Reparatur kostenlos anbietet, das wolle sie nicht, sagt Sonja Schulte. „Ich möchte ja auch für meine Arbeit bezahlt werden.“
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