Hohenlimburg. Bis zu 200 Patienten pro Tag bewältigt Hausarzt Dr. Jörg Marks in seiner Praxis in Hohenlimburg. Dafür hat er eine klare Strategie:
Lange Warteschlangen sind vor seiner Praxis üblich: Seit zehn Jahren arbeitet Dr. Jörg Marks in dem ehemaligen Gebäude der Stadtsparkasse in Hohenlimburg. An manchen Tagen behandelt er mehrere hundert Patienten. Der Alltag in seiner Praxis ist turbulent, daher setzt der Mediziner auf eine lockere und familiäre Atmosphäre.
Betriebsklima wichtig
Bitterernst schaut ein Mann in Arztkittel daher, der mit seinen Krankenschwestern in Haube und Schürze vor der ehemaligen Stadtsparkasse Hohenlimburg angetreten ist. Die Ansicht eines Schwarz-Weiß-Bildes, das vor dem Eingang zur Arztpraxis hängt. Ein Bild aus Kaisers Zeiten, könnte man meinen, würde der Mann im Arztkittel nicht verdächtig nach Praxischef Dr. Jörg Marks aussehen. Der Mediziner klärt auf: „Wir haben dieses Bild mit unserem Praxisteam anfertigen lassen“, sagt Marks.
Ein kleiner Spaß, der sinnbildlich für die Stimmung stehen soll, die in dieser Praxis herrscht: Es geht locker zu. „Wir haben ein gutes Betriebsklima, und das ist der Trick“, brauche es für die tägliche Arbeit doch genau so eine Atmosphäre. Schließlich gilt es, zahlreiche Patienten zu behandeln. Rund 200 Patienten seien es an manchen Tagen, beziffert Marks.
Tag der Hausarztmedizin
Erstmals haben die Landesverbände des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes für den 8. Mai den bundesweiten „Tag der Hausarztmedizin“ ausgerufen, um auf Praxen vor Ort als wichtige Anlaufstellen hinzuweisen. Marks sieht Hohenlimburg hier mit mehreren Arztpraxen gut versorgt.
Einziger Arzt in der Praxis
Gerade Magen-Darm-Infekte und Atemwegserkrankungen häuften sich zuletzt in seiner Praxis. Sind die Menschen seit der Corona-Pandemie anfälliger für Infekte? „Das kann ich nicht beobachten“, sagt Marks, „aber vielleicht achten die Leute generell mehr als früher darauf, ob sie eine Infektionskrankheit haben.“ Aktuell ist er der einzige behandelnde Arzt in der Praxis. Zwei Kollegen haben in den vergangenen Jahren die Praxis verlassen, einer ging nach Plettenberg und bekämpft dort den Ärztemangel.
16-Stunden-Tag
Beklagen will sich Marks aber nicht - im Gegenteil: Einen leichten Hang zur Arbeitssucht darf man ihm sicher unterstellen. Um 5 Uhr morgens beginne sein Tag, um 21 Uhr schalte er das Handy aus. „Ich habe einen geregelten 16-Stunden-Tag“, sagt der 57-Jährige und lacht. „Ich empfinde das nicht als schlimm.“
Lehrpraxis für Studenten
Unterstützt wird er von drei Praxishilfen und vier Auszubildenden. Als Lehrpraxis hält Marks enge Kontakte zur medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität-Bochum. Eine Kooperation, die Vorteile in Zeiten des Fachkräftemangels mit sich bringt: „Manche erinnern sich nach dem Studium an ihre Zeit in dieser Praxis zurück. Wir haben keine Probleme, neue Ärzte zu bekommen.“
Neue Ärztin kommt
Am 1. Juli ergänzt Dr. Lena Hartmann das Praxisteam. Die Hagenerin hat bisher als Oberärztin in der Inneren Medizin im Klinikum Unna gearbeitet und entschied sich für den Schritt in die Hausarztpraxis. Ein Schritt, den auch Jörg Marks vor zehn Jahren bewusst gegangen ist. Zuvor hatte er als Honorararzt in Krankenhäusern gearbeitet, war unter anderem auch im Elseyer Krankenhaus im Einsatz. Anfang 2019 ging Dr. Friedrich Wilhelm Middendorf in den Ruhestand und gab seine Praxis an der Stennertstraße in die Hände des gebürtigen Wuppertalers. „Es ist mein absoluter Traumjob“, will Marks heute nicht mehr tauschen.
Umbau nach Flut
Die Praxis wurde auch von der Starkregen-Flut vor bald drei Jahren getroffen. Der Chef nutzte danach die Gelegenheit, um die Räume zu renovieren. Der Charme der 1980er-Jahre wich einer modernen Hausarztpraxis, die wie eine Einbahnstraße die Patienten vom Empfang über die Behandlungsräume bis zum Ausgang durchlotst. Den täglichen Stress nicht zu sehr in den Betrieb zu lassen, darauf lege er wert, gerade angesichts des hohen Patientenaufkommens. „Die Leute sollen nicht das Gefühl haben, abgefertigt zu werden.“
Tresor im Keller
Im Untergeschoss hat der Chef eine loungige Teeküche für sich und seine Mitarbeiter eingerichtet, direkt neben der Stahltür, die bis heute in den alten Tresorraum der frühere Stadtsparkasse Hohenlimburg führt. „Heute nutzen wir den Tresorraum aber nur noch als Lager“, dürfen Außenstehende keine Geldfächer in dem Raum erwarten.
Öffnungszeiten geändert
Seit dem Frühjahr öffnet die Praxis morgens eine Stunde später, um 8 Uhr. „Wir haben lieber eine Stunde länger in den Mittag geöffnet, um weniger Notfall- und dafür mehr Terminpatienten behandeln zu können.“
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