Hohenlimburg. .
Das ist ein ganz besonderes Jubiläum – die Praxis von Dr. Friedrich Wilhelm Middendorf in der Grünrockstraße ist wohl die am längsten existierende medizinische Arztpraxis in Hohenlimburg. Am 16. April 1916 betrat der erste Patient die Räumlichkeiten und fand Hilfe. Somit feiert die Praxis genau heute ihren 100. Geburtstag.
Auf das Gründungsdatum weist eine alte Urkunde an der Anmeldung hin – handschriftlich unterzeichnet von Kaiser Wilhelm II. „Viele Patienten denken, das ist ein Fake, weil Dr. Middendorf ja mit Vornamen Friedrich Wilhelm heißt“, sagt Jörg Marks mit einem Schmunzeln – der Arzt arbeitet ebenfalls in der Praxis. „Aber diese Urkunde ist wirklich echt.“
1916 eröffnete Gerhard Wilken die Praxis noch in einem alten Fachwerkhaus gegenüber dem Bentheimer Hof. Später übernahm sein Sohn Hans Wilken die Patienten. Mit dem Bau des Hohenlimburger Rathauses musste die Praxis weichen und erhielt als Austausch die Räumlichkeiten an der Grünrockstraße. Dort war zuvor die Sparkasse untergebracht. „Der alte Tresor steht hier noch im Keller“, sagt Dr. Friedrich Wilhelm Middendorf. „Den muss man damals wohl mit einem Kran hier reingehoben haben.“
Keine Goldbarren mehr
Ein Patient, der bei der Sparkasse seine Lehre gemacht hat, klärte Dr. Middendorf allerdings auf, dass der Tresor vor dem Auszug geleert wurde – dort sind also heute weder Geld noch Gold zu finden...
„Eigentlich wollte ich kein Arzt werden“, erzählt Dr. Middendorf. Seine Eltern besaßen einen Bauernhof in Haßley. Er machte eine Lehre in der Elseyer Stiftsapotheke zum Pharmazeut, arbeitete anschließend in der Alten Apotheke. „Das Grundstudium war reine Lernerei, man hatte keinen Bezug zu Patienten. Das hat mir viel Freude genommen.“ Nach dem Studium arbeitete er im Hagener Marienhospital und im Elseyer Krankenhaus bei Dr. Thomas Csepella, ehe er 1981 in die Praxis an der Grünrockstraße einstieg. „Jetzt arbeite ich hier 35 Jahre. Und ich habe nicht einen Tag bereut, Arzt geworden zu sein“, sagt Dr. Friedrich Wilhelm Middendorf.
Zu vielen Patienten hat er eine Bindung aufgebaut – Menschlichkeit und Patientennähe sind wichtig. Das gilt auch für Jörg Marks, der seit 2014 in der Praxis tätig ist. Er kommt ursprünglich aus Wuppertal, hat in Bochum studiert und wohnt jetzt in Dortmund. „Ich bin über den Rettungsdienst zur Medizin gekommen. Ich wollte nicht ewig Rettungsassistent sein“, sagt Jörg Marks. Auch er war kurz im Krankenhaus Elsey tätig. „Ich habe auch viel im Ausland gearbeitet, zum Beispiel in Irland. Zudem war ich sehr oft als Notarzt tätig, so etwa in Unna und Kamen.“
Ab Mai wird das Ärzteteam noch mit Jan Landscheidt verstärkt. „Wir haben Glück, dass wir mit Jörg Marks und Jan Landscheidt Ärzte für die Praxis gewinnen konnten, die gerne hier tätig sind“, sagt Dr. Middendorf. Es ist, so der Mediziner, schwierig, junge Menschen für die Arbeit in Hausarztpraxen zu begeistern. „Ich bin aber überzeugt davon, dass es genug Ärzte geben wird, die an der Front arbeiten wollen.“
Im Schlafanzug zum Patienten
100 Jahre Praxis Wilken/Middendorf – der heutige „Chef“ könnte Bücher schreiben, was Anekdoten betrifft. „Dr. Hans Wilken hatte einen orangefarbenen VW Käfer. Wenn er nachts gerufen wurde, hat er sich im Schlafanzug ans Steuer gesetzt und ist zu den Patienten gefahren“, so Dr. Friedrich Wilhelm Middendorf.
Und noch ein besonderes Schmankerl kann er berichten: Drei Sprechstundenhilfen heißen ,Sabrina’ mit Vornamen.