Hagen/Hohenlimburg. Im Freilichtmuseum eröffnet am 14. April das neue Kaltwalzmuseum mit mehr als 600 Ausstellungsstücken. Was die Besucher erwartet:
Museumspädagoge Jörg Büschler blutete das Herz, als er vor sieben Jahren die Umzugskisten im Kaltwalzmuseum im Schloss Hohenlimburg packen musste. „Auf der anderen Seite strahle ich heute, wenn ich sehe, was wir geschaffen haben und wie wir im Freilichtmuseum das Thema anders aufwerten und der Öffentlichkeit zugänglich machen können.“
Der Hohenlimburger hat die alte Ausstellung im Schloss begleitet und auch die neue Ausstellung des Deutschen Kaltwalzmuseums konzipiert, die am Sonntag, 14. April, im Freilichtmuseum eröffnet wird. Ab 13 Uhr können Besucher die neue Ausstellung besichtigen. Diese Zeitung konnte bereits einen Blick in das neue Kaltwalzmuseum werfen.
Bekannte Firmen
Boecker, Hüsecken, Waelzholz – viele bekannte Firmennamen aus Hohenlimburg und Umgebung entdeckt das Auge, wenn es sich die alten und neuen Maschinen anschaut, die in dem Fachwerkhaus auf einer Anhöhe am letzten Zipfel des Freilichtmuseums präsentiert werden. Ein tonnenschwerer Glühtopf und ein 6-Rollen-Walzgerüst werden ebenso in Szene gesetzt wie die Figur eines Fabrikarbeiters in historischer Arbeitskleidung. Ausgebleichtes Hemd, Lederschürze – die Kleidung erzählt förmlich von der Maloche, die das Kaltwalzen damals für die Arbeiter in hiesigen Fabriken bedeutete.
Einen Raum weiter steht der Besucher in einem Führerstand vor einem Touchdisplay, umringt von Hochglanzbildern aus einem modernen Kaltwalzwerk. Was früher Maloche war, das nennt sich heute „Fertigen“. Doch auch im digitalen Zeitalter haben sich die Produktionsschritte für das Kaltwalzen nicht verändert: Vorwalzen, glühen, fertigwalzen, schneiden, vergüten und verpacken.
Neue Ausstellung im Haus Letmathe
Wer die Ausstellung im Schloss Hohenlimburg kannte, der wird viele Exponate wiedererkennen. Nach der Schließung des Museums im Schloss und dem Auszug wurden die Ausstellungsstücke in Lagerräumen der Firmen Waelzholz und Nockemann eingelagert und blieben zehn Jahre für die Öffentlichkeit verborgen. Nun haben sie im Haus Letmathe, wo einst die Gastronomie des Freilichtmuseums untergebracht war, eine neue Heimat gefunden.
Dazu gehört auch der VW Käfer, Baujahr 1973, der damals einer der Hingucker des Kaltwalzmuseums im Schloss Hohenlimburg war. „Eigentlich ist in Museen die häufigste Frage von Besuchern, wo die Toiletten zu finden seien. Im Kaltwalzmuseum war es immer die Frage, wie man diesen VW Käfer in das Schloss geschafft hat“, erzählt Büschler.
VW Käfer kehrt zurück
Er konnte es den Besuchern erzählen, hat er den VW Käfer doch 2007 in Iserlohn für das Kaltwalzmuseum erworben. Damals wurde die Ausstellung im Schloss um neue Exponate, die kaltgewalzte Produkte im Alltag zeigen, erweitert. Um den Wagen damals in dem kleinen Raum in der ersten Etage des Alten Palas zu platzieren, wurde dieser in einer Werkstatt in Einzelteile zerlegt und vor Ort wieder zusammengesetzt. Zehn Jahre stand der VW Käfer im Schloss Hohenlimburg, dann wurde das Kaltwalzmuseum geschlossen.
Mit dem Auszug aus Schloss Hohenlimburg wurde der Wagen dann erneut in seine Einzelteile zerlegt, um sieben Jahre später im Haus Letmathe im Freilichtmuseum seinen zweiten Frühling zu feiern. „Bei allen schönen Utensilien, dieses Ausstellungsstück ist besonders und hat seine Geschichte.“
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Produkte im Alltag
Ohne kaltgewalzte Bauteile wäre der VW Käfer nicht möglich. Wie wichtig das Kaltwalzen für den Alltag ist, das wird den Besucherinnen und Besuchern am Eingang des Museums verdeutlicht: Ein Strauß von Skiern ragt in den Raum, gegenüber funkeln Rasierklingen, Zangen und Sägeblätter im Kunstlicht einer Vitrine. Auch ein Reifrock fehlt nicht, erzählt dieser doch von den Anfängen des Kaltwalzens, als flach gewalzter Draht in der Modewelt Einzug hielt. Weit über 600 Exponate umfasst das neue Deutsche Kaltwalzmuseum im Freilichtmuseum.
Darunter sind auch Schenkungen, die am neuen Standort erstmals gezeigt werden. So ergänzt zum Beispiel ein neues Lichtmikroskop den Ausstellungsbereich, der sich mit der Qualitätssicherung in Kaltwalzbetrieben befasst. Zu diesem Thema hat die Firma Waelzholz einen eigens produzierten Film beigesteuert, den sich Besucher anschauen können. Dabei kommt der Ausstellung zugute, dass das Haus Letmathe mit seinen 370 Quadratmetern ebenerdig mehr Platz für Exponate bietet als damals das Schloss Hohenlimburg, schildert Kurator Jörg Büschler.
1,4 Millionen Euro Kosten
Auch die neue Museumsleiterin Dr. Bärbel Maul freut sich über den Zuwachs für ihre Anlage. „Wir zeigen im Freilichtmuseum alle Metallverarbeitungsverfahren, vom Schmieden über das Gießen bis zur Drahtzieherei. Mit dem Kaltwalzen kommt ein wichtiges Umformungsverfahren hinzu, das in dieser Region eine riesige Rolle spielt.“ Ab Mai sind auch Sonderführungen durch das Kaltwalzmuseum geplant.
Rund 1,4 Millionen Euro haben die Renovierung des leerstehenden Hauses und der Aufbau der Ausstellung des Kaltwalzmuseums gekostet, finanziert vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe sowie aus Fördermitteln vom Land NRW und der NRW-Stiftung und einem Zuschuss der Fachvereinigung Kaltwalzwerke e.V.