Buschey. Das Allgemeine Krankenhaus Hagen steht vor einem 100-Millionen-Umbau. Doch schon jetzt muss umgebaut werden. Ein Einblick.

„Staub“, sagt Alex Hoppe, Geschäftsführer des Agaplesion Klinikums Hagen, „haben wir hier schon reichlich fabriziert.“ Dabei ist die eigentliche Großbaustelle, die auf die Klinik zukommt, noch nicht mal begonnen worden. Eine Momentaufnahme aus dem AKH, das in den kommenden Jahren zum Hochleistungsmedizin-Standort weiterentwickelt wird. Baulich und technisch.

Im Dezember 2022 rollte die Nachricht auf den Markt. Die größte Klinikreform in der Geschichte der Hagener Krankenhäuser. Im Zentrum auch: die Schließung des Johannes-Hospitals in Boele und allen Auswirkungen auf die Katholischen Kliniken in Hagen. Aber auch auf das AKH. Mehrere Abteilungen – darunter auch die Notaufnahme und die Stroke-Unit – werden von Agaplesion übernommen und ziehen an das AKH um. Kardiologie, Innere Medizin, Neurologie und Schmerztherapie. Auch die Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie ist nun in Agaplesion-Trägerschaft. Auch diese Abteilung zieht in das damalige Agaplesion Allgemeine Krankenhaus Hagen. Und noch hinzu: Die Iserlohner Bethanien-Kinderklinik wurde zum 1. April 2022 am AKH untergebracht. Seinerzeit gehörten noch beide zur Agaplesion-Gruppe.

Baustelle Hybrid-OP im AKH. Der Druck auf den OP ist auch durch ein Plus an unfallchirurgischen Patienten größer geworden.
Baustelle Hybrid-OP im AKH. Der Druck auf den OP ist auch durch ein Plus an unfallchirurgischen Patienten größer geworden. © WP | Michael Kleinrensing

Ein Umzug als Herausforderung

„Mit der Teilbetriebsübernahme der KKH und der Kinderklinik aus Iserlohn haben wir schon eine turbulente Phase hinter uns. Ein kleineres Krankenhaus in ein größeres hinein zu puzzlen, benötigt Zeit“, sagt Alex Hoppe. Am AKH denke man vor dem Hintergrund der großen Veränderungen in zwei Strängen. Einer sei der politische, wozu beispielsweise auch die Landeskrankenhausplanung gehöre. „Dazu können wir aktuell nichts Verbindliches sagen. Die Verhandlungen laufen, aber wir sind guter Dinge“, deutet Alex Hoppe an.

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Übergangsweise entsteht im AKH noch eine weitere Intensivstation.
Übergangsweise entsteht im AKH noch eine weitere Intensivstation. © WP | Michael Kleinrensing

Der zweite Strang, der bauliche, sei hingegen viel konkreter. „Und das ist ja die Voraussetzung, damit wir das Manöver hinkriegen, hier ein Großkrankenhaus entstehen zu lassen“, sagt Hoppe, der den Förderbescheid über knapp 100 Millionen Euro noch nicht in Händen hält. Der dreht eine Schleife über Berlin. Weil es sich um Strukturfondmittel handelt, ist der Bund beteiligt. Es geht um das Geld, das einen dreigeschossigen Aufbau auf das Empfangsgebäude (Haus 5) Realität werden lassen soll. Die Intensivstation und die Zentrale Notaufnahme ziehen dort unter anderem ein. Aufs Dach kommt der Hubschrauberlandeplatz. Fünf Jahre wird der Bau dauern.

Hinsichtlich der personellen Besetzung dieser Intensivstation stehen wir, wie auch etliche andere Krankenhäuser, vor einem leeren Arbeitsmarkt. Das ist eine nicht einfach zu lösende Herausforderung
Alex Hoppe, Geschäftsführer des Agaplesion Allgemeinen Krankenhauses Hagen

Unterdessen hat das AKH baulich damit begonnen, die Auswirkungen des Veränderungsdrucks abzufangen. Als erstes war die Stroke-Unit für Schlaganfall-Patienten verwirklicht worden. „Das war ein schneller Ritt“, blickt Alex Hoppe zurück. Daneben baut das Krankenhaus gerade übergangsweise eine zweite Intensivstation auf, um dem großen Druck in diesem Bereich entgegenzuwirken. Sie steht kurz vor der baulichen Fertigstellung und dient als zusätzliche Intensivkapazität zur bisherigen Station – so lange, bis eine neue, größere Intensivstation im Neubau eröffnet werden kann. „Hinsichtlich der personellen Besetzung dieser Intensivstation stehen wir, wie auch etliche andere Krankenhäuser, vor einem leeren Arbeitsmarkt. Das ist eine nicht einfach zu lösende Herausforderung“, so Hoppe weiter.

Auf den Empfangskomplex (Haus 5) wird ein dreigeschossiger Neubau gesetzt. Die Bauzeit wird fünf Jahre betragen.
Auf den Empfangskomplex (Haus 5) wird ein dreigeschossiger Neubau gesetzt. Die Bauzeit wird fünf Jahre betragen. © WP | Michael Kleinrensing

Hybrid-OP aktuell im Bau

Daneben sind Handwerker-Teams aktuell damit beschäftigt, einen Hybrid-OP zu bauen. „Durch mehr unfallchirurgische Patienten haben wir Druck auf unsere OP-Kapazitäten bekommen“, sagt Geschäftsführer Hoppe. In der medizinischen Praxis heißt das: Die Kardiologen, die auch im Zentral-OP wirken, müssen dort weichen, in eben jenen neuen OP-Bereich, in dem sie auch Katheteruntersuchungen beispielsweise durchführen können.

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33.000 Kontakte jährlich

Und auch die bisherige zentrale Notfallambulanz muss vor dem Neubau im Erdgeschoss noch einmal vergrößert werden. Denn der Druck auf sie ist ebenfalls gestiegen. „Wir sprechen da über knapp 33.000 Kontakte jährlich. Bis zu 100 am Tag“, sagt Alex Hoppe und deutet eine besondere Herausforderung gleich mit an. Denn zunehmend würden auch Patienten die Notaufnahme aufsuchen, die ebenso gut bei einem niedergelassenen Mediziner behandelt werden könnten. Auch die Tatsache, dass die Kassenärztliche Vereinigung schon länger eine Notfallpraxis auf dem Klinikgelände betreibe, ändere das nicht: „Die Praxis kann die Patienten, die fälschlicherweise die Notaufnahme aufsuchen, nur bedingt auffangen. Bundesweit stehen Notaufnahmen vor genau den Problemen, die uns auch hier in der Hagener Notfallversorgung beschäftigen“, betont Alex Hoppe.

Schon über zwei Millionen Euro

Für die bereits erfolgten Maßnahmen und die Ausstattung mit neuer Medizintechnik hat das AKH bereits knapp über zwei Millionen Euro investiert. Gerade beim Hybrid-OP war es quasi ein Fördermittelvorgriff, was zeigt, wie sicher man sich am AKH der Förderung ist. Im Rahmen der Umbaumaßnahmen wird man auch das Thema Parken rund um die Klinik in den Fokus nehmen. „Wir befinden uns da in guten Gesprächen mit der Stadt“, sagt Alex Hoppe. „Wir wissen, dass das nicht mehr nur eine Frage davon ist, wo Patienten und Besucher ihr Auto abstellen. Wir beschäftigen mehrheitlich auch Frauen. Und das zu unvorstellbaren Tages- und Nachtzeiten. Es geht beim kliniknahen Parken auch um das Sicherheitsgefühl. Und es ist eine verständliche Erwartungshaltung, dass wir da etwas tun.“

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