Hohenlimburg. Angesichts klammer Kassen soll das Jugendzentrum in Reh schließen. Doch die Einrichtung kämpft schon länger mit Problemen:
Das Jugendzentrum „Rehkids“ im Paul-Gerhardt-Haus wird zum 1. April geschlossen. Damit klafft auf der Karte der städtischen Einrichtungen von offener Kinder- und Jugendarbeit künftig ein weißer Fleck in dem Quartier Reh-Henkhausen. Angesichts der klammen Stadtkasse steht das Angebot auf der Streichliste und rund 38.400 Euro jährliche Kosten sollen eingespart werden. Stadt und Träger unterstreichen, dass man sich einvernehmlich auf diese Lösung geeinigt habe. Doch es gibt auch Kritik.
Proberaum und Jugendräume
Viele gute Erinnerungen verbindet Torben Strassburger mit dem Proberaum im Paul-Gerhardt-Haus. Der junge Musiker hat dort mit der Nachwuchsband „Diveded Soul“ mehrere Jahre geprobt, kostenlos zur Verfügung gestellt von dem Träger der Einrichtung. „Aus dieser Sicht finde ich es schon schade, dass der Jugendtreff nun schließt.“ Allerdings, sagt Strassburger, sei der Proberaum auch renovierungsbedürftig gewesen. „Das war ja lange Zeit eine Abstellkammer. Der Abfluss war oft verstopft und es war schimmlig. Diesen Raum zu sanieren, das kostet sicher viel Geld.“
Sanierung nötig
Sanierungsbedarf - davon spricht auch Katja Pischke, wenn es um die geplante Schließung der Einrichtung geht. Sie leitet das Evangelische Jugendreferat Iserlohn, den Träger der Jugendzentren im Berchumer Gemeindehaus und in Reh. Beim Jugendtreff „Rehkids“ habe man mit Engpässen beim Personal zu kämpfen, weshalb der Betrieb immer schwieriger aufrechtzuerhalten sei. „Früher hatten wir drei Mitarbeiter, doch nach einer Kündigung im vergangenen Jahr sind es nur noch zwei Mitarbeiter“. Einer davon plane einen Umzug und werde perspektivisch nicht mehr zur Verfügung stehen.
Weitere Einrichtungen
Seit zwanzig Jahren betreibt das Evangelische Jugendreferat Iserlohn den Jugendtreff im Paul-Gerhardt-Haus. Der Proberaum im Untergeschoss gehört dabei zum kostenfreien Angebot wie weitere Jugendräume im Gebäude mit Tischtennis, Kartenspiel und Konsole. Angebote, wie es sie auch in anderen Jugendzentren gibt. „Wenn nicht klar gewesen wäre, dass es alternative Angebote in der Nähe gibt, hätten wir der Schließung nicht zugestimmt“, sagt Pischke. Wird der Jugendtreff in Reh geschlossen, so blieben für junge Leuten in Reh und Henkhausen künftig noch das 1,5 Kilometer entfernte Jugendcafé Real in Elsey und das knapp vier Kilometer entfernte Jugendzentrum an der Jahnstraße. Dazu kommen im Bezirk das Jugendzentrum im Gemeindehaus in Berchum und das Jugendforum in der Friedenskirche Halden.
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„Rehkids“ auf der Streichliste
Bereits im Vorfeld der Haushaltsplanung sei Trägern und Stadt deutlich geworden, dass das „Rehkids“ nicht mehr den Bedarfen der Kinder und Jugendlichen vor Ort entspreche, so die Stadt auf Anfrage. „Aufgrund der festgelegten Finanzierung im Kinder- und Jugendförderplan waren die Öffnungszeiten des Jugendzentrums nur eingeschränkt möglich, zusätzlich war die Personalakquise für den Träger aufgrund des geringen Stundenumfangs kaum noch möglich, sodass auch die Beziehungsarbeit durch Fluktuation und Öffnungszeiten schwierig zu gestalten war.“
Im letzten halben Jahr hätten durchschnittlich 130 Kinder und Jugendliche das Jugendzentrum „Rehkids“ besucht, die meisten davon im Alter von sechs bis neun Jahren. „Dies ist, im Vergleich mit anderen Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, eine sehr geringe Anzahl an Besuchern“, sagt Stadtsprecher Michael Kaub. In anderen Jugendzentren in Hagen gebe es monatlich bis zu tausend Besucher. Im Sozialraum stünden nach Schließung weiter drei Einrichtungen zur Verfügung und das Spielmobil sei alle zwei Wochen auf dem nahegelegenen Spielplatz in der Mozartstraße. „Dieses gut frequentiere Angebot soll zudem in Form von Projektarbeiten intensiviert werden.“
Beratung im Jugendhilfeausschuss
Angesichts der Personalnot beim Träger sorgten die Schließungspläne zuletzt für keinen Aufschrei im Jugendhilfeausschuss. Dennoch bedauere er die Pläne, so Detlef Reinke (CDU), Vorsitzender des Ausschusses. „Wir haben heute 2000 Kinder mehr in Hagen als noch 2018 - und mehr Kinder sollte heißen mehr Angebote.“ Die Verwaltung habe zugesagt, die Jugendarbeit in Hohenlimburg für den neuen Jugendförderplan 2026 zu überarbeiten. „Ich bin gespannt, welche Vorschläge da kommen.“ Im März wird der Ausschuss final die Kürzungen im Haushaltsplan beraten.
BfHo fordern Erhalt
Die Bürger für Hohenlimburg wollen sich für den Erhalt des Jugendzentrums starkmachen. „Die Verwaltung muss einen anderen Träger für die Einrichtung suchen oder selbst den Betrieb aufrechterhalten“, fordert Michael Schuh (BfHo). Schließlich lebten gerade in den Hochhäusern in Reh viele Kinder und Jugendliche. „Für junge Leute ist das Angebot in Hohenlimburg schon jetzt sehr dünn.“
Bis zur geplanten Schließung des Jugendzentrums in Reh soll dort der Betrieb zu den bekannten Öffnungszeiten dienstags 15:30 bis 21:00 Uhr und mittwochs 15:30 bis 20:30 Uhr weiterlaufen.