Breckerfeld. „Breckerfeld ist bunt“ ist eine Kundgebung auf dem Kirchplatz am Samstag überschrieben. Wie bunt aber wirklich? Und wie ist die AfD aufgestellt?
„Breckerfeld ist bunt - für Vielfalt, Zusammenhalt und Menschlichkeit“ - so ist sie überschrieben, die Kundgebung auf dem Kirchplatz am Samstag ab 18 Uhr, die sich anlehnt an die zahlreichen Demonstrationen in deutschen Großstädten in den letzten Wochen. Bunt soll es im wahrsten Sinne werden, weil gestaltete Neonherzen - so die Idee der Künstler Johannes Dennda und Markus Nottke - am Jakobus-Brunnen und in den Bäumen vor den beiden Kirchen symbolisch dafür stehen sollen, dass es in der Stadt eine Willkommenskultur gibt. Laut Polizei im EN-Kreis rechnen die Veranstalter mit rund 300 Teilnehmern, diese Zahl zumindest haben sie angemeldet.
Aber wie bunt ist Breckerfeld wirklich? Und wie viele Menschen haben zuletzt die AfD gewählt? Jene Partei, deren Vertreter durch ihre Teilnahme an einem umstrittenen Treffen in Potsdam, bei dem über die Remigration von Ausländern diskutiert wurde, die Protestwelle ausgelöst haben? Eine Analyse.
Die Zahl der Flüchtlinge
456 Flüchtlinge sind seit 2015 Breckerfeld zugewiesen worden und leben heute noch immer in der Hansestadt. Teils haben sie eigene Wohnungen, teils gehen sie einer Arbeit nach. In städtischen Unterkünften sind derzeit 270 Menschen untergebracht.
„Wir merken, dass die Zahl der Einwohner gestiegen ist“, sagt Bürgermeister André Dahlhaus - was vor allem mit Flüchtlingen zu tun hat. 9152 Menschen leben aktuell in Breckerfeld. Es waren schon mal weniger als 9000.
Insgesamt wohnen 741 Ausländer in Breckerfeld. 166 haben die Staatsbürgerschaft eines Mitglieds der Europäischen Union.
Unter den seit 2015 Geflüchteten, die noch in Breckerfeld leben, bilden Syrer mit 133 Menschen die größte Gruppe. 93 Flüchtlinge kommen aus der Ukraine, 73 aus Afghanistan, 25 aus dem Irak und 16 aus Nigeria.
Die Situation der Flüchtlinge
Drei Immobilien stehen der Stadt zur Unterbringung von Flüchtlingen in der Hans-Berger-Straße in Zurstraße zur Verfügung, eine in der Windmühlenstraße, dazu eine In der Bredde, in die eine Familie eingezogen ist, sowie die Unterkunft am Nesselberg. Darüber hinaus hat die Stadt auch Wohnraum angemietet, um Menschen unterzubringen.
Die Einbürgerungen
Die Ausländerämter der Kreisverwaltung und der Stadt Witten haben im Jahr 2022 insgesamt 519 Einbürgerungsurkunden übergeben, 150 mehr als noch 2021. Für Breckerfeld, Ennepetal, Gevelsberg, Hattingen, Herdecke, Schwelm, Sprockhövel und Wetter meldet die zuständige Kreisverwaltung 259 neue Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, Vorjahr: 213. Die Daten ermöglichen auch einen dezidierten Blick auf die Zahlen aus der Hansestadt: So wurden jeweils fünf Menschen in 2023 und 2022 in Breckerfeld eingebürgert. In den Vorjahren waren es 3 (2021), 3 (2020), 7 (2019), 4 (2018), 3 (2017) und 5 (2016). In Summe seit 2016 also 28 Menschen.
Die AfD in Breckerfeld
Bei der letzten Kommunalwahl in Breckerfeld ist die Alternative für Deutschland (AfD) entgegen der ursprünglichen Absichtserklärungen gar nicht erst angetreten. Folglich hat sie auch keinen Bürgermeister-Kandidaten ins Feld geschickt und sitzt auch nicht im Rat der Stadt Breckerfeld. Es gibt aktuell auch keinen Ortsverband. Ob sich absehbar daran etwas ändern soll, konnte eine AfD-Vertreter ad hoc telefonisch nicht beantworten.
Dass es aber in der Hansestadt für die AfD durchaus ein gewisses Wählerpotenzial gibt, zeigt sich beim Blick auf die Kreistagswahl, die zeitgleich zur Kommunalwahl stattfand. Da holt die AfD (ohne Organisation vor Ort) mit 4,34 Prozent so viele Stimmanteile wie die Wählergemeinschaft und mehr als die FDP. Bei der Europawahl im Mai 2019 war die AfD als viertstärkste Kraft in Breckerfeld auf 9,69 Prozent gekommen. Bei der Bundestagswahl am 26. September 2021 hatten 8,46 Prozent der Breckerfelder (487 Wähler) ihr Kreuz bei der AfD gemacht.
Von einem „unverkennbaren Aufschwung“ der Partei schreibt Carl-Dieterich Korte, stellvertretender AfD-Vorsitzender und Lehrer am Anne-Frank-Gymnasium in Halver, in seinem Bericht zum Kreisparteitag vom 17. Februar, der im Haus Ennepetal stattfand. Im gesamten EN-Kreis habe sich die Zahl der Mitglieder innerhalb eines Jahres verdoppelt.
Straftaten mit rechtem Hintergrund
Für den Zuständigkeitsbereich des Stadtgebietes der Hansestadt Breckerfeld musste der Staatsschutz Hagen zur Verfolgung von politisch motivierten Straftaten in den letzten fünf Jahren insgesamt 16-mal Ermittlungen aufnehmen.
„Es gibt keinen Anstieg der Fälle, derzeit sind die Zahlen für politisch motivierte Straftaten in Breckerfeld rückläufig“, sagt Ramona Arnhold, Sprecherin der Polizei in Hagen. Die Hauptstelle ist für den Nachbarkreis mit zuständig. Mit Blick auf die letzten Jahre gab es die meisten Staatsschutz-Ermittlungen in den Jahren 2019 und 2021 (jeweils 5), gefolgt von 2020 (4 Ermittlungen) und 2022 und 2023 mit jeweils einem Fall. 2024 gab es laut Polizei bisher keine Ermittlungen wegen fremdenfeindlicher Äußerungen oder Schmierereien.