Hagen. Seit Jahren leiden die Anwohner an der Autobahn 1 unter zunehmendem Lärm. Warum eine neue Brücke die Probleme lösen könnte.
Die Autobahnbrücke, die in Vorhalle über die Nöhstraße führt, wird abgerissen und neu gebaut. Das bestätigte Marco Gräb, Leiter der Außenstelle Dillenburg bei der Autobahn GmbH und damit zuständig für die bauliche Erhaltung der A1 in Hagen und die damit verbundene Lärmproblematik. Der Auftrag zum Ersatzneubau der Unterführung Nöhstraße sei im November vergeben worden, so Gräb: „Die Planung läuft bereits, und es wurden erste Vorarbeiten im städtischen Netz ausgeführt, z.B. zur Ortung der Leitungen, um weitere Planungsgrundlagen zu erhalten.“
Der Neubau der Brücke ist die Voraussetzung für die von den Menschen in Vorhalle lang ersehnte Lärmsanierung auf der A1, die den unerträglichen Verkehrslärm, dem die Einwohner ununterbrochen ausgeliefert sind, mildern soll. Gräb betonte, es sei nun entschieden worden, auf dem gesamten in Rede stehenden Streckenabschnitt offenporigen Asphalt einzubauen: „Damit wird eine Lärmreduzierung von fünf Dezibel erreicht. Die Zahl der überschrittenen Auslösewerte sinkt damit im Bereich Vorhalle am Tag um bis zu 70 Prozent und in der Nacht um 65 Prozent.“
Berechnungen treffen auf Realität
Allerdings sind Auslösewerte nicht mit betroffenen Wohneinheiten gleichzusetzen, da an einem Gebäude mehrere Punkte berechnet werden. Die Fachleute der Autobahn GmbH beziehen sich bei ihren Berechnungen auf eine anerkannte Software zur Lärmsimulation namens „Soundplan“, die Lärmkartierungen und Lärmprognosen nach bestimmten Parametern ermöglicht. Doch die Mitglieder der Bürgerinitiative zur Verbesserung des Lärmschutzes an den Hagener Autobahnen kritisieren, dass die Berechnungen die Verhältnisse vor Ort zu wenig berücksichtigen: „Die Autobahn GmbH hat ihre Modelle, aber wir haben die Realität“, sagt BI-Sprecher Dr. Bernd Widera.
Und dennoch scheint der beharrliche Kampf der BI für eine Reduzierung des ohrenbetäubenden Krachs entlang der A1 Früchte zu tragen. Nicht zuletzt die im Austausch mit den Bürgern in Hagen gewonnenen Erkenntnisse hätten dazu geführt, dass der Streckenabschnitt, der mit Flüsterasphalt versehen werden soll, ausgeweitet worden sei, so Marco Gräb: „Der Planungsbereich wurde vom Parkplatz Eichenkamp bis zur Unterführung Bahnhof Kabel verlängert.“
Auch Boele, Kabel und Bathey profitieren
Bislang war vorgesehen, die A1 lediglich von der Unterführung Nöhstraße bis zur Anschlussstelle Hagen-Nord zu sanieren. Durch die neue Planung können nun auch die Menschen in Kabel, Boele und Bathey, die ebenfalls vom Autobahnlärm betroffen sind, von den Sanierungsmaßnahmen profitieren.
Gräb kündigte weitere bautechnische Untersuchungen an den vorhandenen Lärmschutzwänden und -wällen entlang der A1 in Vorhalle an. „Erst danach kann eine abschließende Festlegung der aktiven oder passiven Lärmschutzmaßnahmen getroffen werden“, lässt er offen, ob neben dem Einbau von Flüsterasphalt weitere Schritte, die den Lärm senken könnten, in Angriff genommen werden.
Dass Handlungsbedarf besteht, ist unstrittig: Einer Verkehrszählung der Bundesanstalt für Straßenwesen zufolge bretterten 2015 zwischen Hagen-West und Volmarstein pro Tag 104.035 Fahrzeuge vorbei - darunter zahlreiche Lastwagen, die besonders viel Lärm verursachen. 2021 wurden zwar nur 79.170 Fahrzeuge gezählt, doch das lag nicht zuletzt an den Auswirkungen der Corona-Pandemie, die den Verkehr allerorten erheblich zurückgehen ließ.
Fahrstreifen werden verengt
Aus dem Umweltbericht des Regionalverbandes Ruhr (RVR) ging 2017 hervor, dass Hagen die lauteste Stadt im Ruhrgebiet ist. Demnach sind 46.673 Menschen einem Lärm ausgesetzt, der oberhalb von 56 Dezibel (A) liegt. Und dass das vor allem auf den Lärm von Autobahnen zurückzuführen ist.
Vorerst richten die Vorhaller ihre Aufmerksamkeit auf den Neubau der A1-Brücke der Nöhstraße, der, wenn alles glattläuft, noch in diesem Jahr vollendet werden könnte. Die Fahrstreifen auf der Autobahn werden während der Bauarbeiten verengt, der Verkehr wird aber weiterrollen. Und auch die Zuwegung (für Autos und Fußgänger) zum Agnesheim, zur Kita Funckenhausen und zum Friedhof bleibt gewährleistet. Allerdings ist die Bauzeit nicht nur abhängig vom Wetter, sondern auch von der im Sommer stattfindenden Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, die laut Gräb Einschränkungen für Baustellen auf den Autobahnen mit sich bringen wird.
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