Vorhalle. Schlaflos, gepeinigt: Der Autobahnlärm macht den Hagenern zu schaffen. Vater berichtet von dreijährigem Sohn, der regelmäßig “wachgehupt“ wird.
Der Verkehr auf der A1 bei Hagen dürfte in den letzten sechs Jahren noch einmal erheblich zugenommen haben. Einer Prognose der Autobahn GmbH zufolge passieren derzeit täglich 115.000 bis 120.000 Fahrzeuge die Strecke zwischen den Anschlussstellen Hagen-Nord und Haspe/Volmarstein.
Derzeit läuft eine Verkehrszählung, die belegen soll, ob die Vermutungen der Experten der Wahrheit entsprechen – in der Wahrnehmung der Anwohner ist das längst der Fall: „Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren definitiv verschlimmert“, sagte Marc Wortmann (40), der mit seiner Familie in der parallel zur A1 verlaufenden Allensteiner Straße wohnt, am Abend am Rande einer Informationsveranstaltung, zu der die Bürgerinitiative zur Verbesserung des Lärmschutzes an Hagener Autobahnen am Mittwochabend ins Stadtteilhaus Vorhalle geladen hatte.
Rücksichtslose Huperei
Denn mit dem Verkehr nimmt auch der Lärm zu. Und er bringt die gepeinigten Menschen um den Schlaf. Wortmann berichtete, sein kleiner Sohn (3) wache derzeit nachts regelmäßig auf und beklage sich dann: „Ich bin wachgehupt worden.“ Der Vater vermutet, dass es an der kurzen Ausfahrt Hagen-Nord häufig zu brenzligen Situationen kommt und rücksichtslose Lkw-Fahrer dann von ihrer Hupe Gebrauch machen.
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Aber in erster Linie sind es natürlich die Motoren- und Rollgeräusche, die die Menschen im Hagener Norden zur Verzweiflung treiben. Heinz Dieter Kohaupt berichtete von einer Nacht in der Wohnung seiner Eltern, die im siebten Stock des Hochhauses in der Niedernhofstraße leben: „Ich weiß nicht, wie sie das aushalten. Ich konnte dort nicht einschlafen.“
Sanierung ist geplant
Bernd Widera, Sprecher der Bürgerinitiative, bemerkte mit sarkastischem Unterton, die betroffenen Menschen in Vorhalle, Boele und Bathey könnten aus den diversen Verkehrsgeräuschen eine stattliche Sinfonie zusammenstellen – mit dem glockenlauten Dong Dong der Fahrbahnübergänge zwischen Fahrstrecke und Brücken als unbarmherzigem Höhepunkt. „Wir würden alle gern noch zu Lebzeiten mitkriegen, dass es leiser wird.“
Und das wird es möglicherweise – allerdings erst in einigen Jahren. Frühestens 2023 wird die Autobahn GmbH mit der Sanierung des rund fünf Kilometer langen Abschnitts zwischen Hagen-Nord und Unterführung Nöhstraße beginnen. Im Zuge der Fahrbahnerneuerung soll dann auch der Lärmschutz verbessert werden, eine entsprechende technische Untersuchung läuft derzeit.
Diese Maßnahmen sind möglich
Kirsten Peveling, Lärmschutzexpertin der Autobahn GmbH, stellte den rund 30 anwesenden Bürgern in Vorhalle die möglichen Maßnahmen vor, die von sogenanntem Flüsterasphalt über Lärmschutzwände und Geschwindigkeitsbegrenzungen bis hin zu einer Schall absorbierenden Verkleidung der Tunnel, durch die die A 1 unter der Eisenbahn und der Weststraße geführt wird, reichen. „Wir müssen erstmal prüfen und dann werden wir sehen, welche Kombination von Maßnahmen am sinnvollsten ist“, blickte ihr Kollege Dieter Reppenhorst in die Zukunft.
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Vor allem den Einwohnern von Bathey wird das kein Trost sein. Ihr Dasein wird von einem A1-Abschnitt beeinträchtigt, der außerhalb des vorgesehenen Sanierungsabschnitts liegt. Anwohnerin Erika Engel forderte daher, die A1 auch zwischen Hagen-Nord und Raststätte Lennhof zu erneuern, gab dann aber ihrer Resignation Ausdruck: „Wenn die nachfolgenden Generationen das noch erleben, dann ist es ja gut.“
Der Alltag sei geptägt vom Rückzug in Teile des Hauses, die vom Lärm weniger belastet seien, sagte Marc Wortmann: „Aber man kann die Fenster nicht öffnen. Man kann nicht draußen sein.“ Warum er nicht wegziehe? „Ich bin ja hier verwurzelt. Mein Opa, mein Vater hat hier gelebt. So lebe ich auch hier.“