Herdecke/Hagen. Anwohner in Herdecke und Hagen leiden unverändert angesichts des Krachs von der A1. Die Autobahn GmbH will am Donnerstag Rede und Antwort stehen.
Im November 2021 stellten zwei Vertreter der Autobahn GmbH in einem politischen Ausschuss Verbesserungen zum Lärmschutz an der A1 in Aussicht. In der Zwischenzeit haben betroffene Herdecker, die wie die Nachbarn aus dem Hagener Stadtteil Vorhalle seit Jahrzehnten mit den lauten Umständen leben müssen, nichts Offizielles mehr gehört.
Das könnte sich an diesem Donnerstag ändern. Auf Einladung der Bürgerinitiative (BI) zur Verbesserung des Lärmschutzes an den Hagener Autobahnen haben sich Verantwortliche im Stadtteilhaus Vorhalle angesagt. Im Gemeindesaal der Liebfrauen-Kirche will die Autobahn GmbH am 8. September auch auf Fragen der Anwesenden antworten. „Wir wollen wissen, wie es weiter geht und wie weit die Planungen für die Sanierung der A1 gediehen sind“, sagt BI-Sprecher Dr. Bernd Widera. Auch Gäste aus Herdecke seien willkommen. „Wir freuen uns über weitere Besucher. Die Probleme existieren ja nördlich wie südlich von der Autobahn.“
Verschiedene Maßnahmen
Im Herdecker Fachausschuss stellte im November 2021 auch Kirsten Peveling die A1-Pläne vor. Die Bauingenieurin, bei der Autobahn Westfalen für Planung/Lärmschutz zuständig und jetzt am Donnerstag zur Bürger-Sprechstunde in Vorhalle ebenfalls vorgesehen, listete damals einige Möglichkeiten für Verbesserungen im Abschnitt Hagen West auf. Etwa Geschwindigkeitsbegrenzungen, neuer Fahrbahnbelag (lärmmindernder Asphalt), Schallschutz durch höhere Wände oder Verkleidungen an Tunneln als sogenannte aktive Maßnahmen zwischen der Hengsteyer und der Volmebrücke. Für die Maßnahmen seien aber noch etliche Vorprüfungen nötig, hieß es damals. Sollte dies nicht fruchten, könnten Anwohner über neue Fenster und dazugehöriges Fördergeld nachdenken.
Informationsveranstaltung in Vorhalle
Die Bürgerinitiative zur Verbesserung des Lärmschutzes an den Hagener Autobahnen lädt alle Interessierten – auch aus Herdecke – zur Informationsveranstaltung am morgigen Donnerstag, 8. September, ein. Los geht es um 16 Uhr im Gemeindesaal der katholischen Kirchengemeinde Liebfrauen, Liebfrauenstraße 23 (hinter der Kirche), in Vorhalle.
Vertreter der Autobahn AG stellten im vergangenen Jahr in Aussicht, dass möglicherweise schon 2023 mit der Sanierung des betreffenden A1-Abschnittes begonnen und im Zuge der Fahrbahnerneuerung auch der Lärmschutz ab 2024 verbessert werden könnte.
Das vorgestellte Vorgehen: Nach einer lärmtechnischen Untersuchung werden weitere Arbeitsschritte notwendig. Dazu zählen im Wesentlichen: Erstellung/Fertigstellung des Erhaltungsentwurfes, Baugrundgutachten für Lärmschutzwände, Bauwerksplanung Lärmschutzwände, Erstellung der Ausschreibungsunterlagen, Vergabeverfahren.
Zwischen den Anschlussstellen Hagen-Nord und Volmarstein haben Herdecker – wie berichtet – unter anderem die besagte Brücke über der Volme als Schwachpunkt ausgemacht. Auf dieser stehe – im Gegensatz zur direkten Umgebung – keine Lärmschutzwand. Auch diesen Überweg und die von dort sich ausbreitende Geräuschkulisse habe die Autobahn GmbH „weiter auf der Agenda“, wie Peveling jetzt im Vorgespräch mit der Lokalredaktion sagte. Sie fügte an, dass für konkrete Herdecker Belange bezüglich der A1 derzeit kein Termin in ihrem Kalender stehe.
Jedenfalls betrachten die Projektingenieurin und weitere Mitarbeitende den gesamten Abschnitt rund um Hagen-West, um verschiedene Lösungsvarianten auszuarbeiten. „Dabei kommt es natürlich auch auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis an“, so Kirsten Peveling.
Während sich manche Herdecker am Bleichstein, Sonnenstein oder oben am Herrentisch an die Geräuschkulisse gewöhnt haben, scheinen die Probleme auf Hagener Seite noch größer zu sein. Nirgends sonst in Nordrhein-Westfalen sei die Belastung für die Menschen derart groß wie dort: Aus dem Umweltbericht des Regionalverbandes Ruhr (RVR) ging 2017 hervor, dass Hagen die lauteste Stadt im Ruhrgebiet ist. Demnach sind 46.673 Menschen einem Lärm ausgesetzt, der oberhalb von 56 Dezibel (A) liegt. Und dass das vor allem auf den Lärm von Autobahnen zurückzuführen ist.
Lauteste Stadt im Ruhrgebiet
Bevor der rund fünf Kilometer lange Abschnitt zwischen Hagen-Nord und Unterführung Nöhstraße in Angriff genommen werden kann, müssen die Bauarbeiten an der A1-Brücke Hengstey (führt über die deswegen immer noch gesperrte Niedernhofstraße hinweg) abgeschlossen sein. Die Talbrücke Volmarstein wurde – wie berichtet – bereits erneuert, auch dies galt als Voraussetzung für den Beginn der Fahrbahnsanierung weiter unten.
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Auch die über die Nöhstraße in Vorhalle führende A1-Brücke solle demnächst instandgesetzt werden, berichtete Susanne Schlenga, Sprecherin der hiesigen Autobahn GmbH in Hagen. Das werde aber nicht unbedingt Einfluss auf die Sanierung der Fahrbahn und die Lärmschutzmaßnahmen nehmen, sondern könne unabhängig davon vonstatten gehen.
„Die Bürger in Hagen sind massiv vom Verkehr auf den Autobahnen belastet“, hofft auch Heinz-Dieter Kohaupt, Bezirksbürgermeister im Hagener Norden, auf der Infoveranstaltung am 8. September auf konkrete Vorschläge der Autobahn GmbH: „Vielleicht wäre Flüsterasphalt eine Möglichkeit, den Krach zu mildern, vielleicht kann auch der Tunnel in Vorhalle eingehaust werden.“ Kohaupt erinnert daran, dass es für den weiteren Verlauf der A1 (ab Anschlussstelle Hagen-Nord in Richtung Schwerte) noch überhaupt keine Sanierungspläne gebe. Die Anwohner von Bathey, die dem permanenten Getöse ebenso ausgesetzt sind, würden also in die Röhre gucken und hätten derzeit noch überhaupt keine Perspektive auf eine Reduzierung des Dröhnens.