Hagen. Gleiche Lebensverhältnisse in Städten - nein. Beleg: der Vergleich zwischen Hagen und Breckerfeld. Dabei geht es um mehr als Kita-Gebühren.
Manchmal muss mal als Reporter auch einstecken. Selbstgerecht sei ich in meinen Kommentaren, schreibt mir eine Leserin in dieser Woche. Selbstgerecht deshalb, weil ich all die Vorzüge der Großstadt Hagen - Theater, Museen, Bäder - gern in Anspruch nähme, um mich dann zum Schlafen in meine schuldenfreie Vorbildkommune Breckerfeld zurückzuziehen.
Die Analyse ist ja gar nicht so falsch. Wenn sie auch unterstellt, dass der Breckerfelder die unterschiedlichen Lebensverhältnisse in den beiden so unterschiedlichen Städten wohlwollend zur Kenntnis nehme und zu seinen Gunsten ausnutze. Ein Vorwurf, mit dem sich Menschen aus der Hansestadt immer wieder konfrontiert sehen.
Himmelschreiende Ungerechtigkeit
Klarstellung: Dass es in Kommunen unterschiedliche Steuer- und Gebührensätze gibt, dass die einen vor lauter Schulden kaum atmen können, während andere in Projekte investieren, dass bei den einen die Infrastruktur vor die Hunde geht, während die anderen Neubauprojekte und Sanierungen stemmen - all das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Was übrigens nichts daran ändert, dass es auch dem klugen Wirtschaften der Vergangenheit zu verdanken ist, dass die Breckerfelder nicht nur keine Schulden haben, sondern Politiker heute darum ringen können, wie sie rund 30 Millionen Euro an Vermögen anlegen.
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Was Hagen hilft, ist ein radikaler Schuldenschnitt. Dass der angesichts des Haushaltslochs in Berlin jemals kommt - vermutlich ist es wahrscheinlicher, dass der Finanzminister seinen 40 Jahre alten Porsche gegen eine Ente tauscht.
Der Wunsch nach einem Aufbegehren
Der Wunsch, dass Hagen sein Schicksal nicht nur still erduldet, sondern viel häufiger laut aufbegehrt, bleibt. Beispiel: die Rückerstattung von Kita-Gebühren, wenn Einrichtungen für einen längeren Zeitraum schließen müssen. In Breckerfeld beschlossen, während in Hagen ein SPD-Antrag mit Mehrheit abgelehnt wurde. Mit der Begründung, der Verwaltungsaufwand sei zu hoch und die Kosten nicht tragbar.
Ein Zeichen wäre es gewesen, im Sinne tausender Familien trotzdem zu beschließen und es im Zweifel der Kommunalaufsicht zu überlassen, die Entscheidung wieder zu kassieren. Es wäre ein Zeichen gewesen, und es bleibt ein frommer Wunsch. Aber bald ist ja Weihnachten - da wird man wohl noch wünschen dürfen.