Hagen. Oktay Yilmaz ist bei der Polizei Hagen neuer Ansprechpartner für muslimische Gemeinden. Was der Beamte mit türkischen Wurzeln vor hat.
Gestatten: Yilmaz, Oktay Yilmaz. Der Mann, Polizeikommissar von Beruf, kennt sich hier aus. Was ihn zumindest in dieser frühen Phase seines Tuns von seinem Vorgänger unterscheidet. „Ich musste mir damals sehr viel anlesen, viel lernen“, sagt Michael Siemes, dreieinhalb Jahre KMI bei der Polizei Hagen. Die drei Buchstaben stehen für „Kontaktbeamter muslimische Institutionen“. Und weil der Neue, Yilmaz, Muslim ist, bringt er doch eine Menge an Kenntnissen über Religion und Kultur mit in sein neues Amt.
Yilmaz, 38 Jahre alt, ein Mann mit türkischen Wurzeln, lebt in Arnsberg. In jener Stadt, in der seine Großeltern einst als Gastarbeiter gekommen sind. Er, dritte Generation, ist der erste und einzige Polizist. Ein deutscher Beamter in einer türkischstämmigen Familie. „Das war für meine Eltern schon etwas Außergewöhnliches“, sagt Yilmaz und lächelt.
Türken bilden größte Gruppe
Jetzt ist der Mann, der die letzten sechs Jahre im Wach- und Wechseldienst gearbeitet hat, KMI. Wobei Bezeichnung und Kürzel in der neuen Zeitrechnung nicht mehr der Wirklichkeit entsprechen. Das M steht für muslimisch. Aber Oktay Yilmaz, obendrein Dozent an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung und damit mit verantwortlich für die Ausbildung junger Polizisten, wird auch Ansprechpartner für die jüdische Gemeinde sein. Oder für Zuwanderer aus der Ukraine, die zumeist orthodoxen Glaubens sind. „Ich habe mich ganz bewusst um diese Aufgabe beworben“, sagt Oktay Yilmaz, „ich will diese Funktion bei der Polizei weiterentwickeln.“
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Dass er türkischer Herkunft ist, ist in einer Stadt, in der die Türken unter den Menschen mit ausländischer Herkunft und Nationalität immer noch die größte Gruppe bilden, auch ein Statement. „Ich kenne kulturelle Hintergründe, ich spreche die Sprache“, sagt Oktay Yilmaz, „das ist mit Sicherheit kein Nachteil.“ Zumindest, wenn es sich um türkische Gemeinden handelt.
Polizist mit Gespür für die Menschen
„Jemand mit türkischen Wurzeln hat ein Gespür dafür, wie Menschen in den Gemeinden ticken“, sagt auch Michael Siemes, dem es selbst nicht leicht gefallen ist, das Amt abzugeben. „Ich habe viele nette Menschen kennengelernt, viele tolle Erfahrungen machen dürfen.“ Nun bleibt er auf derselben Etage, rückt aber noch näher an Polizeipräsidentin Ursula Tomahogh – als persönlicher Referent.
Sein Büro auf demselben Flur bezieht Oktay Yilmaz. Und auch das ist ein Zeichen. Denn der Kontaktbeamte Muslimische Institutionen ist bei der Polizei Hagen auch organisatorisch bei der Präsidentin angesiedelt – ein Umstand, der Hagen von einigen anderen Polizeipräsidien unterscheidet. „Der KMI soll nach außen, aber letztlich auch in die Behörde hinein wirken“, sagt Ursula Tomahogh, „auch ich selbst bin zuletzt immer wieder unmittelbar beraten worden.“
Begegnung bei einer Tasse Tee
Das Wirken nach innen – ein Aspekt, den auch Siemes sieht. „Kontaktbeamte gab es längst, bevor rechtsextreme Chatgruppen bei der Polizei für Schlagzeilen gesorgt haben“, sagt der scheidende KMI, der noch bis Ende des Jahres in einer Übergangszeit gemeinsam mit seinem Nachfolger unterwegs sein wird. „Wir brauchen in den Behörden eine Resilienz gegenüber extremistischen und demokratiefeindlichen Störungen.“ Dabei kommt Kontaktbeamten eine wichtige Aufgabe zu. Auch dadurch, dass – wie in Hagen beim Format „Tea with cops“ – Begegnungen ermöglicht würden.
Extremisten kommen aber auch in Gemeinden vereinzelt vor. „Auch das ist Teil des Vertrauens, das wir in den letzten Jahren aufgebaut haben. Die Vorstände informieren uns aktiv über solche Fälle und bitten uns um Unterstützung“, sagt Michael Siemes.
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Ein Besuch hat Siemes und Yilmaz zuletzt zur Marokkanischen Gemeinde geführt. Der Staat in Nordafrika war gerade von einem schrecklichen Erdbeben heimgesucht worden. Fragen nach Betroffenheit, zuhören, Anteil nehmen. Yilmaz und Siemes waren bei jenen Menschen, deren Herkunftsland durch eine Katastrophe zu Teilen in Trümmern liegt.