Hagen. Die Polizei Hagen lädt zum „Tea with cops“. Mit diesem Projekt beteiligt sich die Behörde an den Wochen gegen Rassismus.

Gastfreundschaft erfährt er oft. Jetzt ist es mal an der Zeit, etwas zurückzugeben. Und deshalb macht sich Michael Siemes mit einigen Kollegen auf den Weg zu einer marokkanischen Moschee in Hagen. Nach dem Gebet bieten sie am kommenden Freitag Tee und ein gutes Gespräch.

„Tea with cops“ heißt dieses in ganz Nordrhein-Westfalen einmalige Projekt der Polizei Hagen. Polizisten suchen Menschen aus anderen Kulturkreisen auf und kochen Tee. Der Auftakt ist eingebettet in die Wochen gegen Rassismus, bei denen unter Federführung des kommunalen Integrationszentrums der Stadt Hagen viele Akteure mitwirken. „Aber wir wollen ,Tea with cops’ darüber hinaus fortsetzen“, sagt Siemes, Kontaktbeamter für muslimische Institutionen bei der Polizei Hagen.

Polizisten auf interkulturellen Spaziergängen

Allein dass eine Polizeibehörde sich aktiv an den Wochen gegen Rassismus beteiligt, ist für sich betrachtet schon außergewöhnlich. Mit dem Teetrinken allein ist es daher nicht getan. Polizeibeamte, zumeist junge Kollegen, die vor im September neu in die Hagener Behörde gekommen, begeben sich auf einen interkulturellen Spaziergang zu Kirchen, der Synagoge und Moscheen. In der Ditib-Zentralmoschee am Märkischen Ring findet eine Veranstaltung statt, bei der die Polizei vor allem mit jungen Muslimen ins Gespräch kommen will.

Der Kontaktbeamte Michael Siemes hat in Hagen einen engen Draht zu vielen muslimischen Gemeinden.
Der Kontaktbeamte Michael Siemes hat in Hagen einen engen Draht zu vielen muslimischen Gemeinden. © WP | Michael Kleinrensing

In einer Stadt mit einem Migrantenanteil von mehr als 40 Prozent hat die interkulturelle Arbeit eine lange Tradition. Dr. Bernd Liedtke, einst Direktionsleiter Gefahrenabwehr in Hagen, der sich in seiner Promotion mit der Türkei auseinandergesetzt hat, gehört zu jenen, die diese begründet haben. Während „Dr. Türkei“, wie Liedtke genannt wurde, mit dem Projekt „Verstehen und verstanden werden“ immer wieder an die Öffentlichkeit gegangen ist, hat die Polizei in den letzten Jahren eher im Verborgenen an der Thematik gearbeitet.

Keine PR-Aktion der Polizei

Wochen gegen Rassismus: „Haltung zeigen“

„Haltung zeigen“ – unter diesem Motto finden die diesjährigen Internationalen Wochen gegen Rassismus von Montag, 14. März, bis Sonntag, 27. März, statt.

Das Kommunale Integrationszentrum (KI) der Stadt organisiert und koordiniert das Programm gemeinsam mit Kooperationspartnern.

Mit der Aktion wird weltweite Solidarität mit Opfern und Gegnern von Rassismus gezeigt.

Das vollständige Programm mit allen Infos zur Anmeldung finden Interessierte hier.

„Das ganze soll ja keine PR-Aktion sein“, sagt Michael Siemes, „wir machen das nicht, um in der Öffentlichkeit gut da zu stehen, sondern weil wir gerade in einer Stadt wie Hagen von der Wichtigkeit überzeugt sind. Seit 2015 sind wir in diesem Bereich sehr aktiv.“

Die interkulturellen Spaziergänge, die auch außerhalb der Wochen immer im Frühjahr stattfinden, sind da nur ein Baustein. Flankiert werden sie immer wieder auch von Expertenvorträgen. „Es ist auch Wunsch von Polizeipräsident Wolfgang Sprogies gewesen, dass wir die Kompetenzen der Kollegen stärken“, sagt Michael Siemes. „Es geht auch darum, mögliche Vorurteile abzubauen. Und zwar auf beiden Seiten.“

Zeichen gegen Populismus und Extremismus

Letztlich, so Siemes, werde das nicht dazu führen, dass ein junger Polizist einen Unfall besser aufnehmen könne. „Aber in Zeiten, in denen Populismus und auch Extremismus zunehmen, ist es wichtig, den Kollegen solch ein Angebot zu machen. Wer in einer Stadt mit solch einem hohen Migrantenanteil arbeitet, für den kann es nur gut sein, sich mit den Menschen zu beschäftigen.“

Hinzu käme, dass Migranten, die noch nicht so lange in Hagen lebten, oft ein völlig falsches Bild von der Polizei hätten. „Häufig kennen sie aus ihren Herkunftsländern eine andere Polizei“, sagt Michael Siemes, „mit Polizei verbinden sie Strafverfolgung oder die Ahndung von Verstößen. Dass wir aber auch Ansprechpartner sind, dass wir Beratung anbieten – das ist eine Seite, von der sie noch nicht gehört haben.“

Vertrauen zur Polizei

Letztlich spielt dabei auch Vertrauen eine Rolle. „Wenn mehr als 40 Prozent einen Migrationshintergrund haben, so sind das ja auch Menschen, die uns helfen können“, sagt Michael Siemes, „es sind Zeugen, die zur Aufklärung von Straftaten beitragen können, die uns Hinweise geben können, wenn irgendwo in dieser Stadt etwas geschieht.“

Vertrauen spielt eine Rolle. Bei einem Tee kann es wachsen.