Hagen. Angesichts des Mangels an Gewerbeflächen in Hagen erhöht die Politik den Druck auf die Verwaltung. CDU und Grüne machen eigene Vorschläge.

Das zähe Ringen um weitere Gewerbe- und Industrieflächen in Hagen, um dem Wirtschaftsstandort mittel- und langfristig Entwicklungsperspektiven zu eröffnen, macht die Politik kreativ. So wird sich der Ausschuss für Stadt-, Beschäftigungs- und Wirtschaftsentwicklung in der kommenden Woche gleich mit zwei Initiativen beschäftigen, die beide darauf abzielen, sowohl in Eckesey als auch auf der Haßleyer Insel weitere Entfaltungschancen für Betriebe zu eröffnen: Zum einen möchte die CDU den Bereich zwischen Bahnhofshinterfahrung und Fuhrparkbrücke völlig neu ordnen, zum anderen starten die Grünen den Versuch, das für einen XXXLutz-Möbelmarkt vorgesehene Areal an der Sauerlandlinie (A 45) dem Handelsunternehmen wieder zu entziehen und stattdessen für Gewerbeansiedlungen vorzusehen.

Das Quartier zwischen den Bahnanlagen und der Volme entlang der Eckeseyer Straße müsste in den Augen der CDU Hagen dringend so umstrukturiert werden, dass die Wohnbebauung Platz für Gewerbe macht.
Das Quartier zwischen den Bahnanlagen und der Volme entlang der Eckeseyer Straße müsste in den Augen der CDU Hagen dringend so umstrukturiert werden, dass die Wohnbebauung Platz für Gewerbe macht. © FUNKE Foto Service | Hans Blossey

„Das Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe entlang der südlichen Hälfte der Eckeseyer Straße wirkt aus heutiger Sicht weder für die Anwohner noch für die Betriebe vorteilhaft“, beschreibt CDU-Fraktionssprecher Stephan Ramrath die schleichend entstandene aktuelle Gemengelage, die heute niemand mehr so entstehen lassen würde. Trauriger Negativ-Höhepunkt: Das ungepflegte Areal der ehemaligen Molkerei, das nach zwei Bränden seit Jahren als abschreckender Schandfleck an einer der Hauptzufahrtsstraßen der Innenstadt die Besucher begrüßt. „Kurz- und mittelfristig ist nicht absehbar, dass sich diese Situation aus sich heraus nachhaltig verbessern wird“, unterstreicht Ramrath, dass es aus Sicht der CDU dringend geboten sei, diesen Bereich entlang der B 54 völlig neu zu ordnen.

Raum für Gewerbeentfaltung

Dadurch könnten Flächen, die im bisherigen Flächennutzungsplan als gemischte Bauflächen oder als Sonderbaugebiete ausgewiesen sind, zu Gewerbe- oder gar Industrieflächen umgewidmet werden. Voraussetzung sei allerdings, den dort verbliebenen Wohnraum zu verlagern, appelliert die Union in Richtung der Verwaltung, beispielsweise über Flächentausche hier für Ersatz zu sorgen. Ein Vorstoß, der im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) „Hagen plant 2035“ bereits auf dem Tisch lag, jetzt aber beschleunigt werden soll.

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„Der Gedanke dahinter wäre, an dieser Stelle einen durchgehenden Gewerbe- und Industriegürtel entlang der Volme anzulegen, in dem hauptsächlich ,störendes‘ Gewerbe und Industrie zur Ansiedlung kommen“, versucht Ramrath mit dem Vorstoß etwas mehr Dynamik in den Prozess zu bringen. Zusammen mit den Gleisanlagen und den Einrichtungen der Bahnunternehmen ließen sich hier Funktionen konzentrieren, die ansonsten nur schwer im übrigen Stadtgebiet unterzubringen seien. „Darüber hinaus“, so der CDU-Sprecher, „bietet sich bei dieser Gelegenheit an, den Hochwasserschutz entlang der Volme zu überarbeiten und so die Unternehmen vor neuerlichen Schäden möglicherweise zu bewahren.“

Keine Reserven für Stillstand

Parallel regen die Grünen an, den Bebauungsplan für den XXXLutz-Möbelmarkt auf Haßley angesichts des jahrelangen Stillstands zugunsten anderer Gewerbeentwicklungen aufzuheben. „Die Stadt Hagen leidet unter einem erheblichen Mangel an gewerblichen Bauflächen“, greift der Fraktionssprecher im Fachausschuss, Hans-Georg-Panzer, die anhaltende Kritik von Wirtschaftsförderung, DGB und SIHK auf. „Da bietet sich die bisher ungenutzte, aber komplett erschlossene Fläche der Haßleyer Insel an.“

Der brachliegende Teil der Haßleyer Insel hinter der Enervie-Zentrale ist eigentlich für ein XXXLutz-Möbelhaus reserviert. Da sich dort seit Jahren nichts tut, regen die Grünen jetzt an, an dem Standort Gewerbe entstehen zu lassen.
Der brachliegende Teil der Haßleyer Insel hinter der Enervie-Zentrale ist eigentlich für ein XXXLutz-Möbelhaus reserviert. Da sich dort seit Jahren nichts tut, regen die Grünen jetzt an, an dem Standort Gewerbe entstehen zu lassen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Zumal, so die Argumentation der Grünen, die Stadt ja ursprünglich ohnehin anspruchsvollere Ziele verfolgt habe, als das Areal auf Haßley im Jahr 2005 für Planungen freigegeben wurde: Damals lautete die Entwicklungsidee, in exponierter verkehrsgünstiger Lage zum Autobahnanschluss Hagen-Süd attraktiven Raum für die Ansiedlung von zukunftsorientierten Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben anzubieten, mit denen sich weitere Arbeitsplätze schaffen lassen. „Mit der Teilung des Plangebietes wurden diese Ziele für den Teil 1 (Enervie) bereits relativiert“, kritisiert Panzer, „mit der Überplanung des Teil 2 für den großflächigen Einzelhandel wurden sie endgültig aufgegeben.“

Zugleich erinnert der Grünen-Politiker daran, dass für das XXXLutz-Areal bereits seit zwölf Jahren ein Bebauungsplan vorliege, der Einrichtungsriese jedoch erst 2019 einen Bauantrag gestellt habe – im Juli 2020 folgte seitens der Stadt die Baugenehmigung. „Geschehen ist seitdem absolut nichts“, sieht Panzer in der bereits erschlossenen Fläche auf der Haßleyer Insel weitaus attraktivere Chancen. „Vor diesem Hintergrund ist es nicht vertretbar, die Haßleyer Insel weiterhin auf unbestimmte Zeit brach liegen zu lassen.“

XXXLutz hält an Plänen fest

XXXLutz versicherte derweil zuletzt auf Anfrage der Stadtredaktion: „Fakt ist, dass wir unsere Planungen vorantreiben, um die Ansiedlung so zeitnah wie möglich umzusetzen. Am Vorhaben hält unsere Unternehmensgruppe uneingeschränkt fest“, hieß es aus der Deutschland-Zentrale in Würzburg, „für etwaige Zweifel gibt es keinen Grund. XXXLutz freut sich auf den Standort in Hagen.“ Allerdings hätten sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Monaten mehrfach verändert, „so dass wir auch unsere Planungen entsprechend anpassen. Hierbei handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess, der noch nicht abgeschlossen und daher auch noch nicht spruchreif ist. Wir befinden uns hier weiterhin im Austausch mit den betreffenden Stellen der Stadt.“ Diesen Gesprächen könne und wolle XXXLutz zurzeit nicht vorgreifen.