Haßley. Die Planungen für das XXXLutz-Möbelhaus auf Haßley werden zurzeit angepasst. Der Branchenriese hält am Hagen-Projekt fest.
Als die Bewohner der nagelneuen Eigenheime östlich der Haßleyer Straße sich einst ihre Baugrundstücke sicherten, haben einige sicherlich darauf spekuliert, die anstehende Möblierung gleich beim Branchenprimus auf der anderen Straßenseite aussuchen zu können. Inzwischen sind die meisten Häuschen längst bewohnt, doch auf der grünen Wiese zwischen Haßley und der Sauerlandlinie (A 45) lässt der Spatenstich für das XXXLutz-Millionen-Projekt in Hagen weiter auf sich warten. „Fakt ist, dass wir unsere Planungen vorantreiben, um die Ansiedlung so zeitnah wie möglich umzusetzen“, heißt es auf Anfrage der Stadtredaktion Hagen aus der Deutschland-Zentrale in Würzburg. „Am Vorhaben hält unsere Unternehmensgruppe uneingeschränkt fest, für etwaige Zweifel gibt es keinen Grund. XXXLutz freut sich auf den Standort in Hagen“, so der offizielle Marketing-Sprech.
Das gesamte Sortiment zum Anfassen
Anspruch des Branchenriesen XXXLutz ist es, in Hagen das gesamte Waren-Sortiment zum Anfassen zu präsentieren. Entsprechend gehören zum kompletten Einkaufserlebnis ohne Zeitdruck ebenfalls zwei Service-Restaurants und die obligatorische Kinderspielecke mit Betreuung.
Der Gesamtkomplex mit seiner in Blech- und Glasoptik gehaltenen Fassade verfügt über zwei separate Eingänge für den Mitnahmemarkt sowie das klassische Einrichtungshaus. Während erster auf zwei Etagen einlädt, verfügt das Haupthaus sogar über drei Geschosse. Der Eingang besteht aus einem etwa 1000 Quadratmeter großen Lichthof, der zunächst Orientierung bietet und dann über Rolltreppen und Fahrstühle in die weiteren Stockwerke entführt.
Im hinteren Teil des Firmengeländes findet sich dann das direkt angrenzende Möbellager, das außerhalb der Geschäftszeiten von den Liefer-Lkw angesteuert wird, aber den Kunden auch die Verlademöglichkeiten für Mitnahme-Möbel bietet.
Da der Standort Hagen nach dem Rückzug vieler lokaler Alteingesessener aus der Branche an Einrichtungshäusern nicht gerade überversorgt ist, macht die Ansiedlung laut jüngster Analysen des Einzelhandelsstandortes durchaus Sinn. Doch seit vor 13 Jahren die Idee geboren wurde, unweit der Autobahn direkt neben der Enervie-Zentrale die Fläche für eine solche Investition zu reservieren, gibt es zwar konkrete Planungen, doch die Umsetzung lässt weiter auf sich warten.
Untersuchungen der Archäologen
Zuletzt waren es die Archäologen, die im vergangenen Jahr mit Baggerschaufeln, aber auch sensibleren Gerätschaften tiefe Furchen in der Grasnarbe des mehrere Hektar großen Areals hinterließen. Ähnlich wie bei den Bauprojekten im Schatten des Emster Wasserturmes handelte es sich hier um Voruntersuchungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), um auf dem Hochplateau prähistorische Siedlungsspuren zu dokumentieren. Diese wurde zwar entdeckt und gesichert, sind aber nicht so spektakulär, dass sie nicht unter einem Möbelhaus und einer Parkplatz-Pflasterung verschwinden dürften. Zuvor war bereits vor Jahren auf Kosten der Hagener Gebührenzahler ein Kanalanschluss für das Objekt geschaffen worden. Schon damals verschlang die generös dimensionierte Entwässerungstechnik, die bis heute ungenutzt im Erdreich schlummert, eine Summe von 4,7 Millionen Euro.
Doch die klare Bau-Absicht für das 40-Millionen-Euro-Projekt bleibt: Seit inzwischen drei Jahren hat die XXXLutz-Möbelkette die Baugenehmigung für zwei Einrichtungshäuser unter einem Dach an der Haßleyer Straße in den Händen, und seitdem stehen die Investitionssignale bei dem europaweit agierenden Branchenriesen auf Grün. Zumal Hagen mit dem Grundstück direkt an der Autobahnabfahrt Hagen-Süd eine attraktive Lage vor allem mit Blick auf das Ruhrgebiet biete.
„Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Monaten mehrfach verändert“, heißt es in der XXXLutz-Zentrale, „so dass wir auch unsere Planungen entsprechend anpassen. Hierbei handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess, der noch nicht abgeschlossen und daher auch noch nicht spruchreif ist. Wir befinden uns hier weiterhin im Austausch mit den betreffenden Stellen der Stadt. Diesen Gesprächen können und wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgreifen.“ Ursprünglich wollte dort noch die Lüdenscheider Firma Sonneborn ihre Einrichtungssortimente auf Hagener Boden offerieren. Deren Geschäftsführer Thomas Hollweg sprach im Jahr 2010 im Stadtentwicklungsausschuss noch von einem Eröffnungstermin in Herbst 2012. Doch seitdem hat es in der von zahlreichen Übernahmen geprägten Branche reichlich Bewegung gegeben – so wurde 2014 auch Sonneborn Teil der ambitioniert expandierenden XXXLutz-Unternehmensgruppe, die seitdem diese Investitionspläne für den Standort Hagen weiterverfolgt.
33.000 Quadratmeter Fläche
Die bislang bekannten Eckwerte für das künftige Möbel-Mekka klingen durchaus eindrucksvoll: 72.000 Quadratmeter Grundstücksfläche, 33.000 Quadratmeter Gesamtverkaufsfläche, darunter 7000 Quadratmeter für einen integrierten Mömax-Trend-Mitnahmemarkt über zwei Etagen, 658 Kunden-Parkplätze mit dem 15 Meter hohen, knallroten Stuhl als Unternehmenssymbol in der Mitte sowie 200 neue Arbeitsplätze machen deutlich, dass es sich um ein Einzelhandelsprojekt mit erheblicher regionaler Strahlkraft handelt.
Dass diese Dimensionierungen und potenziellen Kunden-Frequenzen vor allem von den Anwohnern des Dorfes Haßley mit einer gewissen Skepsis beäugt werden, weiß auch XXXLutz. Zugleich betont der Investor aber stets, dass die geplante Stahlbeton-Immobilie mit ihren 180 Metern Länge, 80 Metern Breite und einer Höhe von gut 16 Metern zu einem Schallriegel für die Autobahn werde. Selbst die Lüftungstechnik auf dem Dach des Gebäudes unterschreite sämtliche Lärmrichtwerte deutlich.
Wann es jedoch tatsächlich dazu kommt, steht weiterhin in den Sternen. Für das erste Einrichtungsupdate der neuen Bewohner auf Haßley könnte es vielleicht reichen.