Hagen. Abgegebene Tiere aus dem Internet, Corona, steigende Tierarztkosten – das Tierheim Hagen ist überfüllt. Wie Hagener Tieren in Not helfen können.

Das städtische Tierheim Hagen an der Hasselstraße wurde vor gut zehn Jahren eingeweiht. Mittlerweile platzt das Tierheim, welches Hunde, Katzen, Vögel und Kleintiere aller Art beherbergt, aus allen Nähten. Im Tierheim direkt an der Volme werden allein rund 100 Katzen inklusive der Katzen in Pflegestellen betreut. Auch bei den Hunden ist keine Box mehr frei, 25 Hunde warten sehnsüchtig auf eine neue Familie.

Die Leitung der städtischen Einrichtung haben seit zwei Jahren die Tierärztinnen Annika Möhl und Dr. Andrea Piepenbrink. Andrea Piepenbrink ist dabei für den Tierschutz im Rahmen der Unteren Tierschutzbehörde zuständig, während sich Annika Möhl vorzugsweise um alle Aspekte der Tierheimleitung kümmert.

Zusammenspiel von mehreren Faktoren

Es gibt ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren für die aktuelle Vollbelegung. Corona spielte eine Rolle, manche Menschen schafften sich während der Quarantäne ein vierbeiniges Familienmitglied an, welches nach Corona wieder überflüssig wurde.

„Ich glaube aber nicht, dass Corona das Hauptproblem war“, sagt Annika Möhl und warnt ausdrücklich vor Internetkäufen: „Ein Riesenproblem sind die Verkaufsmöglichkeiten im Internet, z.B. bei Kleinanzeigen. Da hält keiner die Hand drauf. Es geht zu leicht.“ Es würden online Welpen von Zwangsvermehrern gekauft, die nicht registriert, untersucht und geimpft sind.

Das Tierheim Hagen platzt aus allen Nähten. Auch viel kleine Katzen leben hier.
Das Tierheim Hagen platzt aus allen Nähten. Auch viel kleine Katzen leben hier. © WP | Michael Kleinrensing

Ein weiteres Problem: Hunde aus Südosteuropa oder dem Süden Europas sind nicht immer gesund, wenn sie nach Deutschland kommen. Da können zusätzlich erhebliche Kosten für eine Behandlung entstehen. Nur seriöse Tierschutzorganisationen lassen die Tiere vor der Ausreise untersuchen, sie sind sterilisiert, gechipt und geimpft. Das sei auch in Ordnung, meint Annika Möhl: „Aber leider holen sich viele Leute nicht die Hunde von serösen Tierschützern und haben dann möglicherweise ein Problem. Nichtsdestotrotz haben wir hier in Deutschland selbst genug Tiere, die hier im Tierheim sitzen.

Gestiegene Tierarztkosten stellen für Halter ein Problem dar

Eine weitere Herausforderung sind die gestiegenen Tierarztkosten. Im November letzten Jahres wurde die Gebührenordnung für Tierärzte nach rund 20 Jahren deutlich erhöht, das war längst überfällig. Tierbesitzer müssen aber seitdem mit höheren Kosten für ihre Lieblinge rechnen. Das Tierheim Hagen merkt die höheren Tierarztkosten bereits deutlich. Annika Möhl berichtet von verstärkten Anrufen von überforderten Tierhaltern, die Probleme mit dem Bezahlen der Behandlungskosten haben.

Kaninchen leben im Tierheim Hagen und warten darauf, dass ihnen jemand ein neues Zuhause gibt.
Kaninchen leben im Tierheim Hagen und warten darauf, dass ihnen jemand ein neues Zuhause gibt. © WP | Michael Kleinrensing

Es kommt bereits häufiger vor, dass verantwortungslose Tierhalter ihre Tiere einfach aussetzten. „In diesem Jahr wurden bereits auffallend viele Kaninchen und Katzen ausgesetzt.“ Das Tierheim und auch der Tierschutzverein Hagen versuchen, Tierhaltern mit Tipps und Rat und Tat zu helfen, wo es geht.

Verein unterstützt Tierheim

Das Tierheim Hagen arbeitet dabei eng mit dem Tierschutzverein Hagen und Umgebung zusammen. Der Verein mit seiner engagierten Vorsitzenden Birgit Ganskow unterstützt das Tierheim aktiv, zum Beispiel mit Futterspenden. Auch kümmert sich der Verein um in Not geratene Wildtiere und hat hierfür fachkundige Pflegestellen.

Tierärztin Annika Möhl kümmert sich um die Tiere im Tierheim Hagen.
Tierärztin Annika Möhl kümmert sich um die Tiere im Tierheim Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Ehrenamtliche Helfer unterstützen das Tierheim tatkräftig. „Das ist super. Darauf sind wir echt angewiesen. Die unterstützen uns tagtäglich“, freut sich Annika Möhl.

Hunde warten auf „Gassigeher“

Weitere Helfer sind jederzeit willkommen und können zum Bespiel mit einer „Schnupperstunde“ starten. Der Vorteil: Sie können sich flexibel nach eigenem Zeitbedarf einbringen.

Diese Katze ist eine von zahlreichen Bewohnern im Tierheim Hagen an der Hasselstraße.
Diese Katze ist eine von zahlreichen Bewohnern im Tierheim Hagen an der Hasselstraße. © WP | Michael Kleinrensing

An den Wochenenden ist ehrenamtliche Hilfe bei den Katzen und im Kleintierhaus besonders gesucht. Auf Gassigeher, die vormittags mit den Hunden gehen, warten die Vierbeiner in ihren Boxen schon sehnsüchtig. Ein Ehrenamt, welches für Mensch und Tier eine Bereicherung ist. „Die Hunde freuen sich riesig auf ihre Menschen“, ermuntert Annika Möhl neue Interessenten. Dabei haben die Gassigeher einen Ehrenamtsvertrag und sind über die Stadt Hagen versichert.

Tierheim engagiert FSJler

Eine weitere Möglichkeit, dem Tierheim zu helfen und selbst Berufsorientierung zu bekommen, ist der Freiwilligendienst (freiwilliges soziales Jahr, FSJ), der hier angeboten wird. Zurzeit engagieren sich hier drei junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Das Tierheim Hagen an der Hasselstraße bietet auch diesem Kätzchen ein Dach über dem Kopf.
Das Tierheim Hagen an der Hasselstraße bietet auch diesem Kätzchen ein Dach über dem Kopf. © WP | Michael Kleinrensing

Für die erfolgreiche Tiervermittlung wurde der Internetauftritt erneuert. Und auch auf Facebook (über 5000 Follower) und Instagram ist das Hagener Tierheim zu finden. Annika Möhl freut sich immer, wenn Tierliebhaber einem Tierheimtier ein neues Zuhause geben wollen: „Sie bekommen ein tierärztlich untersuchtes Tier mit einer guten Wesenseinschätzung.“ Hunde und Katzen haben dabei immer einen aktuellen Impfschutz.