Hohenlimburg. Nach dem Schulbus-Desaster in Hohenlimburg kündigt die Hagener Straßenbahn eine Reaktion an. Der Ärger schlägt hohe Wellen:
Den Frust über den neuen Fahrplan des Schulbusses in der Obernahmer nimmt die Hagener Straßenbahn zum Anlass, die Verbindung zu prüfen. Wie berichtet hatte es zu Schulbeginn am Montag gewaltig Ärger bei Grundschülern und Eltern gegeben, die ihre Kinder wie gewohnt zur Haltestelle gebracht hatten, in Erwartung des üblichen Schulbusses.
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Schulbusse zusammengelegt
Es kam jedoch nicht wie gewohnt um 7.20 Uhr ein Schulbus an die Haltestelle Obernahmer, sondern zwei Minuten später der Einsatzwagen „E42“. Der Reisebus des Unternehmens Reimann, der die Schüler über Jahre im Auftrag der Straßenbahn zu den Grundschulen auf der Heide und Wesselbach fuhr, entfällt seit diesem Schuljahr und wird in den bestehenden Einsatzwagen E42 integriert – zum Ärger von betroffenen Familien in der Obernahmer.
Schulweg verdoppelt
Denn der verbliebene Einsatzwagen wird nun von viel mehr Schülerinnen und Schülern genutzt. Eltern berichten von überfüllten Bussen, in denen ihre Kinder nun unter älteren Schülern Platz finden müssen und zusätzlich länger unterwegs sind. So dauert die Schulbusfahrt der Kinder aus der Obernahmer in die Wesselbachschule nun rund 42 Minuten und nicht mehr wie zuvor rund 20 Minuten. „Diese Situation ist unerträglich“, macht David Raschnewski seinem Ärger Luft.
Keine Info im Vorfeld
Er hat eine acht Jahre alte Tochter, die am Montag an der Bushaltestelle erstmals vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Wie viele Eltern habe er vorher nichts von den Änderungen gewusst, sagt Raschnewski. „Wir haben ein Monatsticket der Hagener Straßenbahn. Bei solch krassen Einschnitten erwarte ich, dass ich persönlich angeschrieben werde.“
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Ältere Schüler im Bus
Auf Anfrage bei der Straßenbahn habe man ihn an die Stadt verwiesen, dort wiederum habe er keinen erreicht. Ihn ärgern aber nicht nur die fehlende Kommunikation im Vorfeld, sondern auch die Folgen der Fahrplanänderung für sein Kind. So sitzt seine Tochter nun 40 Minuten im vollen Schulbus und hat dabei nicht nur Gleichaltrige um sich herum, sondern auch ältere Schüler der Realschule.
„Unser Glück war, dass einige andere Eltern ihre Kinder zur Bushaltestelle gebracht haben.“ Die hätten sich gemeldet und seine Tochter kurzerhand mit dem Auto zur Schule mitgenommen.
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Änderung von Politik abgesegnet
Über Jahre fuhr ein Reisebus der Firma Reimann im Auftrag der Straßenbahn, um die Kinder von der Obernahmer und Oege zu den Grundschulen auf der Heide und in der Wesselbach zu bringen. Solche „Schulwagen“ wurden in anderen Stadtteilen schon vor Jahren eingestellt, weil es keinen rechtlichen Anspruch auf diese Wagen gibt – und damit keine Notwendigkeit für die Stadt, ein solches Angebot zu refinanzieren.
Im Herbst 2022 wurde das auch in der Bezirksvertretung Hohenlimburg so seitens der Stadt kommuniziert und darauf nicht weiter beanstandet.
Geänderte Nachfrage
Die Entscheidung hinsichtlich des neuen Fahrplans, der seit dem 11. Juni in Kraft getreten ist, habe wesentlich auch die Hagener Politik mitgetragen, heißt es auch auf Anfrage von der Hagener Straßenbahn. „Die Anregungen der Politik haben wir mit weiteren Maßnahmen zur Verbesserung einzelner Anschlüsse und der Pünktlichkeit bestmöglich zu vereinen versucht.“
Hinzu komme, dass betriebliche Abläufe und sich ändernde Nachfrageströme zu einer Neuordnung führten.
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Wegfall von Busunternehmen
„Ein wesentlicher Bestandteil der nachträglichen geringfügigen Fahrplananpassung vom 7. August, die u.a. die neue Schulbuslinie E42 in Hohenlimburg betrifft, ist neben oben genanntem der dauerhafte Entfall des beauftragten externen Busunternehmens.“
Umgestellt auf Einsatzwagen
Als die Straßenbahn von Schulwagen auf Einsatzwagen umstellen wollte, habe man in der Folge nicht mehr Reisebusse für die Schüler schicken können, sondern hätte einen barrierefreien Linienbus anschaffen müssen, heißt es auf Anfrage aus dem Unternehmen Reimann. Denn anders als Schulwagen, die nur für Schüler fahren, stehen Einsatzwagen für Jedermann mit gültigem Busticket offen. Ein neuer Linienbus wäre eine zu hohe Investition für das Unternehmen gewesen, weshalb die Kooperation mit der Straßenbahn beendet wurde.
Abfahrtszeit kaum geändert
Trotz des Wegfalls sei wichtig gewesen, den Schulbusverkehr so zu gestalten, dass der Schulbesuch in keiner Form beeinträchtigt wird, sagt die Hagener Straßenbahn. „Wir haben berücksichtigt, dass die Kinder nicht unpünktlich zur Schule kommen oder morgens noch früher aufstehen müssen.“
Da sich die Abfahrtszeit demnach nur marginal geändert hat, „hat sich im Wesentlichen nur der Aufenthaltsort vor Schulbeginn in den Bus verlagert, wo sich die Kinder nun den Ort mit Kindern anderer Altersklassen teilen – wie den Schulhof auch.“ Allerdings teilen sich weder die Grundschüler der Heideschule noch der Wesselbachschule ihren Schulhof mit mit anderen Schulen.
Busverbindung wird geprüft
„Wir nehmen den Sachverhalt dennoch zum Anlass, die Verbindungen zu prüfen und – da wo es geht – zu optimieren“, will die Straßenbahn auf den Ärger über die geänderte Buslinie reagieren.