Hohenlimburg. Das gab es lange nicht: Wegen Regenwetter fand die Premiere der Schloss-Spiele nicht unter freiem Himmel statt. Wie der Abend in der Aula lief:
Wer sich an einen Premierenabend der Schloss-Spiele Hohenlimburg erinnern will, der nicht unter freiem Himmel stattfand, der muss lange zurück denken: Neun Jahre ist es her, als Unwetter und Regen die Organisatoren des Freiluft-Spektakels zum letzten Mal zwangen, die Premiere des Hauptstücks ins sichere Innere zu verlegen. Damals war Peter Schütze noch künstlerischer Leiter, die inzwischen verstorbene Heide Keller („Traumschiff“) der Stargast und Zuflucht fand man im Werkhof am Fuße des Schlossberges.
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Premierenabend in der Schulaula
Nun sorgt die Vorhersage von nass-kaltem Schmuddel-Wetter dafür, dass sich der Freundeskreis Schloss-Spiele einen Tag vor dem Premierenabend des Hauptstücks entschließt, diesen ins Innere zu verlegen. Zuflucht findet man in der Aula der Realschule in Elsey.
Erfolgreicher Vorverkauf
Rund 250 Premierengäste sammeln sich in den Sitzreihen, der Abend ist ebenso wie der folgende Theaterabend am Sonntag restlos ausverkauft. Generell: Der Vorverkauf für die diesjährige Spielzeit der Schloss-Spiele lief so gut wie nie. Rund 2700 Karten waren schon verkauft, da standen im Schlosshof weder Bühne noch Stühle. Umso schmerzlicher für den Freundeskreis, dass man dort das Hauptstück der neuen Saison nicht zum ersten Mal zeigen kann, sondern wegen der schlechten Witterung in die Realschule ausweichen muss.
Umzug nach Elsey
Mit viel Einsatz bringen am Freitag die Mitglieder vom Freundeskreis Technik und Co. vom Schlossberg in das Schulgebäude in Elsey, kurzerhand baut man die Kulissen auf der Bühne in der Aula auf und stellt Tische im Foyer für das Buffet und die Getränke. Am Eingang begrüßten Mitglieder vom Freundeskreis in Mönchskutten die ankommenden Gäste. Tenor: Wetter ist Wetter, wir machen das Beste aus der Situation.
Weltliteratur auf der Bühne
Die Atmosphäre von jahrhundertealten Mauern lässt sich allerdings nicht durch eine Schulaula ersetzen. So bittet Carsten Kunz, Vorsitzender Freundeskreis Schloss-Spiele, zu Beginn die versammelten Gäste in der Aula, ihre Augen zu schließen und sich hinauf in die mittelalterliche Kulisse, hoch auf dem Schlossberg, zu denken.
Erst mit diesem Ambiente im Hinterkopf, kann das präsentierte Stück seine erhoffte Wirkung entfalten: „Der Name der Rose“ sollte jedem Menschen, der mal ein Buch gelesen hat, ein Begriff sein. Der Mittelalter-Roman von Umberto Eco wurde millionenfach verkauft. Der gleichnamige Film mit Sean Connery machte die Geschichte um eine Mordserie in einem Kloster im 14. Jahrhundert einem breiten Publikum bekannt.
Mordserie im Kloster
Die Mordserie ist es auch, die im Mittelpunkt des Stücks bei den Schloss-Spielen steht. Das historische Kriminaldrama erzählt von einem toten Mönch, der den Franziskaner William von Baskerville auf den Plan ruft. Als der scharfsinnige Franziskaner in dem Mordfall ermittelt, sterben nacheinander vier weitere Mönche auf bizarre Weise. William von Baskerville macht sich auf die Spur nach dem Mörder, stets begleitet von seinem jungen Schüler Adson von Melk.
Vorbild war Sherlock Holmes
Dass „Baskerville“ an einen berühmten Roman mit dem Detektiv Sherlock Holmes erinnert und „Adson“ so ähnlich klingt wie „Watson“, der treue Begleiter von Sherlock Holmes, ist kein Zufall. Es zeigt vielmehr, von welchen literarischen Figuren sich Umberto Eco einst für seinen Roman inspirieren ließ. Im Stück überzeugt Dario Weberg als scharfsinnige Spürnase und füllt die Rolle des Detektiv-Mönchs William von Baskerville auch mit einem gewissen Schalk.
Da die Rolle ihres Adson zunächst kaum Text bereithält, konzentriert sich Anna-Christina Reske in der ersten Hälfte des Stücks vornehmlich auf Mimik und Körpersprache. Mal werden die Augen groß, mal zu kleinen Schlitzen, mal geht der Mund weit auf, mal bleibt er zu. Es entwickelt sich ein amüsantes Mimenspiel, dass dem Zuschauer auch ohne Worte viel über die Gefühlslage von Adson verrät. In der zweiten Hälfte tritt Reske dann aus dem Schatten und ihre Rolle reift vom Schüler zur selbstbewussten Persönlichkeit, die die Schlussszene prägt.
Quasimodo und Trapattoni
Um das Detektiv-Duo Weberg/Reske tummelt sich eine Schar Mönche in schwarzen Kutten und erweckt den Schauplatz, ein Benediktiner-Kloster im mittelalterlichen Italien, zum Leben. Dabei lassen die gut zwei Stunden Aufführungszeit genug Raum, um einzelne Charaktere in Szene zu setzen. So sorgt Dirk Stasikowski als Salvatore für Unterhaltung im Publikum, schlurft er doch wie Quasimodo auf der Bühne herum und spricht dabei in einer Art, die manchmal an die italienische Fußball-Legende Giovanni Trapattoni erinnerte („Femina mala, nix gut, kein Moral“).
Ensemble überzeugt
Stefan Schröder überzeugt als Klostervorsteher ebenso wie Simon Jakobi, der zunächst einen sensiblen Bibliothekar-Gehilfen mimt und später als selbstgefälliger Inquisitor die Bühne für sich einnimmt. Doch auch der Rest des 14-köpfigen Ensembles vermag es, Akzente im Stück zu setzen und den Mönchen des namentlich nicht genannten Klosters von „Der Name der Rose“ ein je eigenes Gesicht zu geben.
Dabei hallen im Stück immer wieder lateinische Choräle durch den Saal, dargeboten vom Lüdenscheider Männerchor, untermalt von den synthetischen Pianotönen von Martin Brödemann. Sie erinnern an die Gregorianische Gesänge in mittelalterlichen Klöstern.
Stehende Ovationen
Laut und lang der Applaus, den das Premieren-Publikum in der Aula der Realschule zum Schluss dem Ensemble zukommen lässt, Stehende Ovationen inklusive. „Das Buch ist keine leichte Kost“, weiß Athena Martens, die mit ihrer Mutter Elena unter den Gästen im Publikum saß. Drei Mal habe sie „Der Name der Rose“ schon gelesen. Das Theaterstück könne zwar nicht die inhaltliche Tiefe des Buches erreichen, sagt Martens. Dennoch habe ihr gefallen, wie das Werk vom Schloss-Spiel-Ensemble umgesetzt wurde. „Es ist die Quintessenz des Ganzen.“
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Nachdem man für die beiden Aufführungen am Auftakt-Wochenende in die Aula umziehen musste, hofft der Freundeskreis Schloss-Spiele nun auf besseres Wetter, sodass die übrigen vier Vorführungen von „Der Name der Rose“ auch im Schlosshof stattfinden können. Für einzelne Aufführungen sind noch Restkarten verfügbar.