Hagen. Auf einem neuen Lidl sollte in der Innenstadt von Hagen eine Grundschule entstehen. Warum aus dem Projekt jetzt nichts wird.
Der Plan einer „Lidl-Schule“ auf dem Bettermann-Gelände ist wohl Geschichte. Völlig überraschend hat der komplette Verwaltungsvorstand der Stadt Hagen einhellig erklärt, dass man den Plan, auf dem zentralen Parkplatz am Fuße des Rembergs auf einem Discounter eine dreizügige Grundschule aufzusetzen, nicht mehr länger verfolgen wolle. Eigentlich sollten in dieser Woche Gutachten präsentiert werden und die abschließenden Diskussionen in diversen politischen Gremien starten.
Hintergrund sind Forderungen des Investors Thesauros, der das Grundstück bereits erworben hat, die Immobilie neu bauen und die oberen Geschosse als Schule nebst Offenem Ganztag und Turnhalle an die Stadt vermieten will. „Wir kennen den genauen Mietzins seit Montag“, so Oberbürgermeister Erik O. Schulz, „vor diesem Hintergrund schlagen wir der Politik vor, den Plan nicht mehr länger zu verfolgen.“
Vorstellungen liegen weit auseinander
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Zwar nennt der OB öffentlich keine Zahlen, unterstreicht aber, dass die Vorstellungen der Stadt und des Investors so weit auseinanderlägen, dass es auch keinen Sinn ergebe, weiter miteinander zu verhandeln. „Wir reden hier bestimmt nicht über eine Differenz von ein oder zwei Euro pro Quadratmeter“, so erklärt auch Kämmerer Christoph Gerbersmann.
Nach Informationen unserer Zeitung sollte die Stadt 30 Euro pro Quadratmeter zahlen. Dabei wollte sich der Investor offenbar noch die Option offenhalten, die Miete nach oben anzupassen.
Stadt hatte Einsparungen vorgeschlagen
„Das Angebot, das jetzt auf dem Tisch liegt, ist für uns weder darstell- noch nachvollziehbar“, so ein sichtlich ernüchterter Oberbürgermeister, der erst nach der verabredeten Deadline am Montagmorgen die genaue Mietforderung erhalten hatte. Gleichzeitig erklärte Schultz aber, dass man bislang nicht in einer „Blackbox“ verhandelt habe. „Noch in Gesprächen im April hat man uns einen Bereich aufgezeigt, in dem sich die Miete bewegen sollte. Wir als Stadt wiederum haben dann deutlich gemacht, dass für uns lediglich ein Miete an der unteren Grenze in Frage komme. Gleichzeitig haben wir noch einmal Einsparvorschläge eingebracht.“ Das aus Sicht der Stadt überraschende Ergebnis: „Statt einer geringeren Forderung liegt die genannte Zahl nun außerhalb des Bereichs.“
Auch die Begründung, die der Investor vorgetragen habe, könne man nicht nachvollziehen. „Alle Fakten lagen ja auch schon im April auf dem Tisch“, so Schulz, „daran hat sich in den letzten Wochen nichts mehr geändert. Wir haben an unseren Anforderungen nichts geändert.“
Rückschlag für die Schullandschaft
Dass das Aus für das in der Politik nicht unumstrittene Projekt ein Rückschlag für die Hagener Schullandschaft bedeutet, in der es gerade im Grundschulbereich dringend weitere Plätze braucht, liegt auf der Hand: „Eine neue Schullandschaft in diesem Zeitfenster errichten zu können – das wäre ein riesiger Schritt gewesen. Letztlich kam das Projekt auf dem Bettermann-Gelände aber zu jenen Planungen hinzu, die wir in der Zwischenzeit weiterverfolgt haben“, so Schuldezernentin Martina Soddemann.
Dabei lässt der Verwaltungsvorstand keinen Zweifel daran, dass die Bebauung des Geländes auch städtebaulich ein Schritt nach vorne gewesen wären. Das hätten die neuen, detaillierteren Entwürfe nun noch einmal unterstrichen. „Was nun auf dem Grundstück passiert, können wir nicht sagen“, so Baudezernent Henning Keune, „wir haben von Anfang an deutlich gemacht, dass ein solitärer Lidl-Markt an dieser Stelle für uns nicht in Frage kommt. Es hat sich dann ein mehrstöckiges Gebäude mit Flächen für Büros, eine Kita oder eine Schule ergeben. Daraus ist dann die Idee einer Grundschule über dem Lidl-Markt erwachsen. Wie sich Lidl nun weiter positioniert, müssen wir abwarten.“