Breckerfeld. Mehr als 700 Hektar Wald sind in Breckerfeld durch Borkenkäfer zerstört. Zwei Forstwirte pflanzen nun 6000 Bäume, die ihre Enkel ernten sollen.
Könnte es einen passenderen Moment geben? Wohl kaum. Land- und Forstwirt Heiner Born wird im nächsten Monat Vater. Und so ist der Augenblick für den Startschuss dieses Generationenprojekts in Breckerfeld gekommen. Das, was Born hier pflanzt, sollen seine Kinder pflegen und seine Enkel einmal ernten. 6000 Bäume lassen Born (Landwirt im Hauptberuf) und Peter Klinkmann in den Boden bringen.
Bäume, die sie nicht selbst gekauft haben. Sondern Bäume, die der Energieversorger AVU angeschafft hat. Das Geld dafür haben die Ökostrom-Kunden des Unternehmens gegeben, in dem sie für die grüne Energie einen Aufschlag zahlen. Dass nun ausgerechnet an der Landwehr gepflanzt wird, hat einen positiven Beigeschmack. Denn hier soll das erste eigene Windrad des Unternehmens ab Mai entstehen. „Wenn alles gut läuft, geht es noch in diesem Jahr ans Netz“, sagt Unternehmenssprecher Jörg Prostka.
Borkenkäfer zerstört ein Generationenprojekt
Dass Born und Klinkmann ein durch Ökostrom gesponsertes, neues Generationenprojekt starten müssen, hat eigentlich einen traurigen Hintergrund. Denn die Trockenheit und der Borkenkäfer haben zuvor ein Generationenprojekt zunichte gemacht. Die Fichten, die ihre Großväter in den 50er-Jahren gepflanzt haben und die sie mal hätten ernten sollen, sind ausgetrocknet, erkrankt und mittlerweile gefallen. Und weil das bundesweit tausenden Forstleuten so widerfahren ist, musste das Holz in Teilen zu einem Preis verkauft werden, der jeden Gewinn aufgefressen hat.
„In einem Jahr hat der Borkenkäfer uns die komplette Fichte geraubt“, beschreibt Ortslandwirt Heiner Born ein Desaster, das niemandem mehr verborgen bleiben kann, „ich will jetzt meinen Wald für die nächsten Generationen zukunftsfähig machen.“
Resistente Bäume statt der Fichte
Damit das gelingt, werden nun resistente Arten in den Boden gebracht. Arten, deren Wurzeln tiefer reichen als die der Fichten und die auch in Zeiten längerer Trockenheit sich selbst noch versorgen können. „Die Fichte als Brotbaum der sauerländischen Waldbauern ist Geschichte“, sagt Peter Klinkmann, „wir müssen jetzt schauen, wie wir aus der Misere herauskommen.“
Immerhin: Ökonomisch sinnvoll, ökologisch eine Katastrophe seien sie gewesen – diese Fichten-Monokulturen. Was keine Vorwurf an die Großeltern sein solle. Aber so liege in der Katastrophe auch eine Chance – meinen Klinkmann und Heiner Born. Lärche, Douglasie und Buche kommen jetzt in den Breckerfelder Boden, der nach den anhaltenden Niederschlägen in den letzten Wochen immerhin eine gewisse Feuchtigkeit gespeichert hat.
Junge Bäume vor Rehen geschützt
Damit sie denn gedeihen, werden sie zuvor in eine Flüssigkeit getunkt, die die ärgsten Feinde der jungen Bäume vergrämen soll. Auf dem Speiseplan der Rehe stehen die Neuanpflanzungen ganz oben.
Neuanpflanzungen, die allein mit Blick auf die Katastrophe in Breckerfeld nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. 6000 Bäume – das hört sich zwar viel an, reicht aber nur für etwas mehr als zwei Hektar. „In unserer Forstbetriebsgemeinschaft hier in Breckerfeld sind 169 Forstwirte organisiert“, macht Peter Klinkmann die Dimensionen deutlich. „Das macht in Summe 1490 Hektar Wald, von denen mehr als die Hälfte geschädigt ist.“
Professionelle Unterstützung für Forstwirte
Aber selbst den Tropfen auf den heißen Stein können Born und Klinkmann nicht alleine bewältigen. „Früher habe ich mit meinen Brüdern mal am Wochenende einen Pflanztag eingelegt“, sagt Heiner Born, „dann sind wir zusammen raus und haben vielleicht einen halben Hektar geschafft.“ Das Aufkommen jetzt lasse sich allein aber nicht bewältigen, zumal er als Milchbauer ja auch noch einen landwirtschaftlichen Betrieb habe. Professionelle Pflanz-Kräfte sind deshalb auf den Flächen von Born und Klinkmann im Einsatz.
Sie pflanzen, was die nächste Generation einmal pflegen soll. Zum Beispiel eine kleine oder ein kleiner Born, der erst im nächsten Monat das Licht der Welt erblickt.