Breckerfeld. Wenn Landwirte ihre Wiesen mähen, lassen zwei Vereine in Breckerfeld Drohnen aufsteigen, um Kitze zu retten. So arbeiten die Lebensretter.

Dieser unschuldige Blick aus den knopfrunden Augen. Der zarte Körper eng zusammengerollt in einem weichen Nest. Dazu diese Disney-Figur, die auf unterhaltsamste Weise ein Bild in Wohn- und Kinderzimmer transportierte, das so gar nichts mit der Realität zu tun hat: Bambi. Aber es bedeutet so viel mehr, wenn Kevin Winterhoff sagt: „In den letzten beiden Jahren haben wir 399 Kitze gerettet.

Er und die anderen Mitglieder des Vereins Kitzretter aus Breckerfeld – sie fliegen mit Drohnen, die mit Wärmebildkameras ausgerüstet sind, Felder ab. Sie orten die jungen Rehe, die oft gerade erst geboren sind und Schutz vor Feinden im hohen Gras suchen. Und sie tragen sie vorsichtig weg von den Wiesen, die die Landwirte mähen wollen. Und weil es zumindest hier vor Ort neben den Kitzrettern auch noch den Verein Kitzwächter gibt, steigt die Zahl der Tiere, die vor dem sicheren Tod bewahrt werden, noch einmal beträchtlich.

Kitzretter werben um Vertrauen der Landwirte

Kitzretter suchen noch Helfer und Unterstützer

Der Verein Kitzretter und das Junglandwirteforum laden für Samstag, 1. April, 11 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung ein.

Stattfinden soll die auf dem Hof Abel, Funkenhausen, in Breckerfeld.

Um eine Anmeldung wird gebeten unter info@junglandwirteforum.de oder per Whatsapp unter 0160/95014861.

Wer die Kitzretter unterstützen möchte, kann sich direkt an Kevin Winterhoff, Tel. 0176/23582683, wenden.

All das aber ist nur möglich, wenn auch die Landwirte mitmachen. Wen sie kooperieren, die Vereine informieren, bevor sie mit dem Schneidwerk über die Wiesen fahren. „Vielleicht haben wir das anfangs unterschätzt“, sagt Kevin Winterhoff, der sich auch schon vor der Vereinsgründung mit Freunden und Bekannten in Sachen Kitzrettung engagiert hat und nun das Ehrenamt immer weiter professionalisiert. „Wir wollen ja, dass uns die Bauern aktiv anrufen, uns einbinden. Aber dafür müssen sie uns vertrauen. Sie sollen genau wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir sehen uns als Partner der Landwirte, bieten Unterstützung an.“

Der Verein Kitzretter ist wieder auf Wiesen rund um Hagen unterwegs. Er bietet Landwirten an, die Flächen abzufliegen, bevor sie zum ersten Mal gemäht werden. Rehkitze, die dort liegen und sich verstecken, werden gerettet.
Der Verein Kitzretter ist wieder auf Wiesen rund um Hagen unterwegs. Er bietet Landwirten an, die Flächen abzufliegen, bevor sie zum ersten Mal gemäht werden. Rehkitze, die dort liegen und sich verstecken, werden gerettet. © Kitzretter | Kevin Winterhoff.]

Um die Vereine und ihr Tun noch bekannter zu machen, haben die Kitzretter in Zusammenarbeit mit dem Junglandwirteforum Hagen/Ennepe-Ruhr eine Veranstaltung organisiert – am Samstag, 1. April, 11 Uhr, auf dem Hof Abel, Funkenhausen, in Breckerfeld. „Wir wollen uns vorstellen, Landwirte kennenlernen“, sagt Kevin Winterhoff. „Und wir wollen zeigen, wie wir arbeiten.“ Ihr professionelles Equipment haben die Kitzretter an diesem Tag dabei. Wenn es das Wetter zulässt, werden sie vor Ort über einem Feld eine Drohne aufsteigen lassen.

Drohnen fliegen automatisch

Die sind mittlerweile so professionell, dass es im Grunde genommen keinen Piloten mehr braucht. „Wir nutzen einen sogenannten UAV-Editor“, sagt Kevin Winterhoff, „damit können wir im Vorfeld die Flächen einspeichern. Mit den Daten wird dann ein kleines Programm erstellt und auf die Drohne übertragen, die dann automatisch das Feld abfliegt. So ist gewährleistet, dass wir keinen Quadratzentimeter auslassen.“

Modernes Equipment: Der Verein Kitzretter aus Breckerfeld fliegt die Felder mit einer Drohne ab, die mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet ist.
Modernes Equipment: Der Verein Kitzretter aus Breckerfeld fliegt die Felder mit einer Drohne ab, die mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet ist. © Kitzretter | Kevin Winterhoff.]

Diese Gründlichkeit, diese Professionalität ist es auch, die bei den Landwirten Eindruck macht. „Wir sind froh, dass sich die Technik in den letzten Jahren entwickelt hat und dass es Organisationen gibt, die sie hier vor Ort zum Einsatz bringen“, sagt der Breckerfelder Ortslandwirt Heiner Born, „das ist doch viel einfacher und effektiver, als die Felder wie früher vor der Mahd abzugehen.“

Kühe könnten vergiftet werden

Technik und Ehrenamt – diese Kombination erspart den Tieren Leid und einen qualvollen Tod. Den Kitzen auf den Feldern, aber auch den Milchkühen. „Teilweise bemerken es Landwirte auf ihren Maschinen nicht, wenn sie ein Kitz erfassen“, sagt Heiner Born, „wenn die Kadaver dann ins Futter gelangen, kann das zu schlimmen Vergiftungen bei den Kühen führen.“

Die Kitzretter packen die Kitze mit Gras und tragen sie aus den Wiesen heraus, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Die Kitzretter packen die Kitze mit Gras und tragen sie aus den Wiesen heraus, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff | Kevin Wionterhoff..]

80 Mitglieder sind für die Kitzretter unterwegs, weitere für die Kitzwächter, deren Info-Broschüren am Samstag ebenfalls verteilt werden. „Im Grunde ist es doch völlig egal, wer die Kitze rettet“, sagt Kevin Winterhoff, „wir freuen uns über jeden, der sich auf diesem Gebiet engagiert.“ In einer Whatsapp-Gruppe tauschen sich verschiedene Organisationen auch überregional aus. Auf einer eigens angelegten Karte sind sie verzeichnet.

Verein Kitzretter sucht ehrenamtliche Helfer

Dabei wirbt Winterhoff um weitere Ehrenamtliche. „Wir haben jetzt rund 80 Mitglieder“, sagt er, „aber wir können jeden gebrauchen, der bereit ist, ein bisschen Zeit zu geben und mit uns raus auf die Flächen zu gehen.“ Zwei neue Drohnen will der Verein noch in diesem Jahr anschaffen. Kosten inklusive zusätzlicher Ausrüstung: 13.000 Euro. Ein Förderantrag beim Bundeslandwirtschaftsministerium ist gestellt. 60 Prozent kommen so im Optimalfall vom Bund.

Der Verein Kitzretter ist bald wieder auf Wiesen in Breckerfeld Hagen unterwegs.
Der Verein Kitzretter ist bald wieder auf Wiesen in Breckerfeld Hagen unterwegs. © Kitzretter | Kevin Winterhoff.]

Zwei neue Drohnen, um noch mehr Kitze zu retten, wenn die ersten Wiesen ab Mai wieder gemäht werden. „250“, sagt Winterhoff, „250 sind unser Ziel für dieses Jahr.“