Hagen. Er ist Polizeibeamter und Lokalpolitiker in Hagen. Michael Gronwald macht sich nun dafür stark, dass die Stadt gegen Schulschwänzer vorgeht.
Die Integration ist ein Thema, das Michael Gronwald (58) umtreibt. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Wählergemeinschaft Hagen Aktiv beschäftigt sich seit Jahren mit der Eingliederung von ethnischen Minderheiten in Hagen.
In einer Anfrage an die Stadtverwaltung behauptete Gronwald, von Beruf Polizeibeamter, seiner Fraktion seien 100 Schulpflichtverletzungen pro Tage gemeldet worden: „Die von der Schulverwaltung unbearbeitet zurückgegeben worden sind.“
Darüber hinaus gebe es Fälle von 8-, 9- und 12-jährigen Kindern, die seit Jahren zusammen mit ihren Eltern in Hagen leben und nicht zur Schule gehen würden. Auch in diesem Zusammenhang seien Zwangsmaßnahmen nicht bekannt, so Gronwald: „Schauen sie sich doch in der Stadt mal um, wie viele Kinder im schulpflichtigen Alter, zur Schulzeit, ohne Lehrer, durch die Stadt laufen – und das jeden Tag.“
Stadtverwaltung spricht von Ausnahmen
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Die Stadtverwaltung hat diese Vorwürfe zurückgewiesen. Kämmerer Christoph Gerbersmann teilte mit, die Summe von über 100 nicht verfolgten Schulpflichtverletzungen pro Tag könne nicht bestätigt werden. Vielmehr liege die Zahl im unteren einstelligen Bereich, oft auch bei „Null“. Auch bei den Kindern, die seit mehreren Jahren in Hagen keine Schule besuchen, könne es sich nur um Ausnahmen handeln. Schulsäumige würden mit geeigneten Zwangsmaßnahmen zum regelmäßigen Schulbesuch angehalten, so Gerbersmann.
Doch Gronwald ist das nicht genug. Die Stadt sehe tatenlos zu, wie unser Bildungssystem zusammenbreche: „Und sie nennt die Dinge nicht beim Namen. Deshalb mache ich das jetzt.“
Fahndung, Haftbefehle und Aufenthaltsermittlungen
Gronwald, der als Polizeibeamter in Hagen im Bereich Fahndung, Haftbefehle und Aufenthaltsermittlungen tätig ist, sagt, er habe viele Kontakte in jene Szene, in der Schulschwänzen eine Selbstverständlichkeit sei. In einer Wohnung in Altenhagen, wo er einen Jugendarrest gegen einen 15-Jährigen vollstrecken wollte, sei er auf sechs Kinder, getroffen: „Ein Erwachsener war nicht zugegen. Als ich mich erkundigte, warum die Kinder nicht in der Schule seien, hieß es, die Oma in Rumänien sei gestorben.“
Solchen Situationen begegne er häufig, berichtet Gronwald. Sein Verdacht: Viele Kinder lebten nicht bei ihren Eltern, sondern würden zwischen Wohnanschriften und Städten hin- und hergeschoben, um beim Jobcenter möglichst viele Sozialleistungen zu erschleichen: „Diese Familien sind hierarchisch organisiert und stehen unter der Knute eines Clanchefs, der alles bestimmt. Sie leben in menschenunwürdigen Verhältnissen, damit genug Geld für den Chef übrig bleibt.“
Das zeigten die jüngst durch die Presse gegangenen Verfahren wegen Sozialleistungsmissbrauch in Dortmund und anderen Städten: „Warum sollte das in Hagen anders sein?“
Schulpflicht rigoros durchsetzen
Das dürfte zumindest ein Grund sein, so Gronwald, warum bei den seit Jahren regelmäßigen gemeinsamen Kontrollen von Verwaltung und Polizei in Problemimmobilien, hunderte von Personen von Amtswegen abgemeldet worden sind, oder Tausende gar nicht angetroffen werden konnten: „Das ist doch nicht normal. Da müsste man seitens der Verwaltung dringend nachermitteln. Sind diese Personen jetzt in einer anderen Stadt gemeldet oder in ihre Heimatländer zurückgekehrt? Ist beides nicht der Fall muss man sich die Frage stellen: Gibt es diese Personen überhaupt?“
Gronwald plädiert dafür, dass die Behörden resolut gegen Sozialbetrüger und Schulschwänzer vorgehen: „Und dass es regelmäßige Sprachtests gibt. Wer durchfällt, sollte zwingend zu einem Sprachkursus oder dem Besuch des Kindergartens verpflichtet werden.“
Auch die Schulpflicht müsse rigoros durchgesetzt werden: „Denn diese Kinder haben keine Erziehung, keine Wertevermittlung.“ Wenn sie mal in der Schule seien, würden sie die Klassendisziplin sprengen und über Schränke und Tische turnen: „Sie bleiben unter sich und spielen nicht mit Deutsch sprechenden Kindern. So haben sie keine Chance, Deutsch zu lernen.“
Bereisung der Schulen in Haspe
Dabei hätten diese Kinder sehr wohl ein Verlangen nach Bildung. Während seiner Arbeit bekomme er oft den Satz zu hören: „Ich würde ja gerne öfter in die Schule gehen, aber meine Mama will das nicht.“ Unsere Gesellschaft habe die Chance, das zu ändern und diesen Kindern ein Gefühl des Dazugehörens zu vermitteln: „Sie sind doch ein Geschenk für unsere immer älter werdende Gesellschaft.“
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Nicht zuletzt mit Blick auf den Arbeitsmarkt, auf dem immer mehr Fachkräfte fehlen würden, müsse auch die Stadt Hagen ihre Anstrengungen, die Schulpflicht bei eingewanderten Familien einzufordern, verstärken: „Je niedriger der Bildungsstand, desto höher das Aggressionspotenzial“, sagt Gronwald. „Aber niemand unternimmt etwas dagegen, und das stört mich.“
Die Beantwortung seiner im Rat gestellten Fragen durch die Stadtverwaltung stellt ihn nicht zufrieden: „Aus diesem Grund wird es Anschlussfragen geben.“ Darüber hinaus hat Gronwald bei Haspes Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki eine Schulbereisung unter Beteiligung der Fraktionsvorsitzenden gefordert, bei der die Zustände mit den Schulleitungen und der Schulverwaltung diskutiert werden sollen.