Garenfeld. Die Politik lässt prüfen, ob eine wichtige Kreuzung in Hagen zum Kreisverkehr ausgebaut werden kann. Derzeit regelt eine Ampelanlage den Verkehr.
Nicht weit von der Ruhr entfernt kreuzen sich unterhalb von Garenfeld die Landstraßen 675 (Ruhrtalstraße) und 673 (Hagener Straße, Kreis Unna) mit der Kreisstraße 5 (das ist die Westhofener Straße, die nach Garenfeld führt bzw. von dort kommt).
Der Verkehr auf der Großkreuzung, von der aus man sich Richtung Schwerte, Hagen oder zu einer der Autobahnen einordnen kann, wird mit Ampeln geregelt. „Und die Wartezeiten dort sind nicht unerheblich“, hat Heinz-Dieter Kohaupt, Bezirksbürgermeister im Hagener Norden, festgestellt: „Ich denke, dass ein Kreisverkehr dort statt der Ampelanlage die bessere Lösung wäre.“
Weil die anderen Mitglieder der Bezirksvertretung Nord das ähnlich sehen, hat das Gremium die Stadtverwaltung einstimmig aufgefordert, sich des Themas anzunehmen und die Einrichtung eines Kreisels von zuständigen Landesbetrieb Straßen NRW prüfen zu lassen: „Dann wissen wir wenigstens, ob sich das überhaupt verwirklichen lässt“, so Kohaupt.
Der Verkehr muss gezählt werden
Die ernüchternde Antwort des Landesbetriebs, der an der Rheinstraße in Hagen eine Niederlassung unterhält: „Im Prinzip ja, aber frühestens in zehn bis 15 Jahren.“
Bevor ein Kreisverkehr eingerichtet werden darf, muss der Verkehr an der betreffenden Stelle gezählt, geprüft und prognostiziert werden. Was sich erst einmal selbstverständlich anhört, ist in der Realität ein umständliches, langwieriges Verfahren. Andreas Berg, Ingenieur beim Landesbetrieb, kennt die Einzelheiten dieser aufwändigen Prozedur: „Ob ein Kreisverkehr in Frage kommt, ist insbesondere abhängig von der Verkehrsbelastung des Knotens.“
Derzeit liegen für die Kreuzung bei Garenfeld nur Zahlen aus dem Jahr 2015 vor. Seinerzeit wurden auf dem Richtung Kabel und Bathey führenden Teilstück der Ruhrtalstraße werktags rund 6000 Autos sowie 500 Lastwagen in 24 Stunden gezählt. Für das Richtung Schwerte-Ergste führende Teilstück als auch für die Westhofener und die Hagener Straße liegen überhaupt keine Verkehrszahlen vor. „Im Rahmen einer Verkehrsuntersuchung wären also zunächst die aktuellen Verkehrszahlen aller Äste zu ermitteln und um eine Prognose für 2030 bzw. 2040 zu ergänzen“, erläutert Berg.
Ein Gutachter muss eingeschaltet werden
Erst auf Basis dieser Zahlen würde sich dann ein Verkehrsgutachter mit der Frage beschäftigen, ob ein Kreisverkehr an der Kreuzung überhaupt machbar wäre und wie er dimensioniert werden müsste. Neben der verkehrlichen Leistungsfähigkeit sei dann sicherlich auch die Flächenverfügbarkeit am Knoten entscheidend, so Berg: „Weil z. B. der Durchmesser des Kreisverkehrs mindestens 35 Meter, besser 40 Meter, betragen sollte.“
Noch mehr Flächenbedarf würde entstehen, wenn der Kreisverkehr durch begleitende Geh- und Radwege erweitert würde. Aber auch Eingriffe in Fremdgrundstücke bzw. in Natur und Landschaft müssen natürlich geprüft werden. Verhandlungen mit Grundstückseigentümern, aber auch naturschutzrechtliche Prüfungen können eine Baumaßnahme erheblich in die Länge ziehen.
Mal angenommen, nach all diesen Prüfungen und Messungen würden die Straßenbau-Ingenieure zu dem Ergebnis kommen, dass der Kreisverkehr sinnvoll und machbar ist, so wäre die Finanzierung noch lange nicht geklärt. Für Baumaßnahmen wie diese gibt es bestimmte Fördertöpfe, die aber in der Regel schnell ausgeschöpft sind.
Der Kreisel müsste sich hinten anstellen, realistisch wäre laut Berg ein Ranking zwischen 20 und 30. Nach vorn rutschen könnte die Maßnahme nur, wenn die Kreuzung Auffälligkeiten aufweisen würde, etwa als Unfallhäufungsstelle.
Ein Finanzierungstopf muss gefunden werden
Zwei Fördertöpfe kämen für den Umbau der Kreuzung in Betracht: entweder das Programm UAIIa (Ausbau bestehender Landesstraßen für weniger als drei Millionen Euro) oder UAIIr (Radwegebau an bestehenden Landesstraßen für weniger als drei Millionen Euro). Beide Programme werden vom Regionalverband Ruhr (RVR) finanziert, der zurzeit Maßnahmen für 1,5 Mio. Euro pro Jahr umsetzen kann. „Bei einem Ranking zwischen 20 und 30 wäre damit ein Baubeginn in 10 bis 15 Jahren realistisch“, folgert Ingenieur Berg.
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Berg schlägt vor, das Projekt zunächst einmal im Rahmen eines sogenannten „Städtebaugespräches“ zwischen seiner Behörde und der Stadtverwaltung Hagen zu diskutieren, um auszuloten, ob der Kreisverkehr überhaupt „in den Kontext der sonstigen gemeinsamen Vorhaben“ passt.
Davon abgesehen erscheint es angesichts der genannten Zeiträume unwahrscheinlich, dass die meisten Mitglieder der Bezirksvertretung Nord noch in Amt und Würden sind, wenn der Kreisverkehr tatsächlich einmal Wirklichkeit werden sollte.