Hagen. Bei der Sanierung der maroden Brücken in Hagen richtet die Bauverwaltung zurzeit den Fokus auf die Fuhrparkbrücke. Andere Projekte müssen warten.

Bei der Sanierung der maroden Hagener Brückenbauwerke hat die Stadtverwaltung die Prioritäten neu gewichtet: Während ursprünglich angedacht war, nach der Erneuerung der Marktbrücke sich direkt der ebenfalls baufällig Volmequerung an der Badstraße anzunehmen, ist dieses Projekt zunächst einmal auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt worden. Stattdessen liegt der Fokus zurzeit auf der Fuhrparkbrücke in Eckesey, die bereits für Lkw jenseits des 3,5-Tonnen-Limits gesperrt ist und deren Standfestigkeit, so ein Gutachter, lediglich noch bis 2028 gewährleistet scheint.

Der
Der "Pottpinsel" Marius Schmahl zeichnet für die WESTFALENPOST: Er hat die dem Abriss geweihte Fuhrparkbrücke, die mit ihren markanten Bögen allen Bürgern ein Begriff ist, aus Richtung Alexanderstraße zeichnerisch festgehalten. © Marius Schmahl

Nach Angaben der Stadt Hagen habe die Bauverwaltung bereits mit der Planung einer neuen Fuhrparkbrücke, die das 160 Meter lange, dreiteilige Bauwerk aus dem Jahr 1962 ersetzen soll, begonnen und erste Entwürfe erarbeitet. Allerdings sollen jetzt zunächst einmal die politischen Entscheidungen rund um den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) abgewartet werden. Dabei geht es ja unter anderem um die Frage, ob in Hagen die Rückkehr eines Straßenbahnsystems verfolgt werden soll, was wiederum Auswirkungen auf die Dimensionierung und Gestaltung der Brückenkonstruktion hätte. Die entsprechende Richtungsentscheidung soll in diesem Jahr fallen.

Tragkraft nicht mehr garantiert

Für den Neubau der Brücke mit den markanten Bögen, die laut Gutachter aufgrund ihres minderwertigen Stahls in einem „ungenügenden Zustand“ ist, weil die Spannkonstruktion unbemerkt ausfallen könnte und Stützpfeiler bereits einen Biegebruch absichern, soll in Kürze ein Fachplanungsbüro mit der Projektsteuerung beauftragt werden. „Bezüglich des Abbruchs der alten Fuhrparkbrücke hat bereits ein konstruktives Gespräch mit der Deutschen Bahn stattgefunden“, berichtet Stadtsprecherin Clara Treude. Während vor Jahresfrist noch von einem Baustart im Jahr 2026 sowie einem Investitionsvolumen jenseits der 20-Millionen-Euro-Schwelle die Rede war, möchte die Stadt zu diesem Punkten mittlerweile keine Aussagen mehr treffen.

Die Zukunft der „Ebene 2“ ist ungewiss: Die Politik könnte sich vorstellen, auf den Beton-Koloss zu verzichten.
Die Zukunft der „Ebene 2“ ist ungewiss: Die Politik könnte sich vorstellen, auf den Beton-Koloss zu verzichten. © WP | Michael Kleinrensing

Direkt im Anschluss steht ein Ersatzneubau der Eckeseyer Brücke – also der Verlängerung der „Ebene 2“ über die Bahnanlagen hinweg in Richtung Bahnhofshinterfahrung – an. Aber auch für dieses Projekt gibt es noch nicht einmal einen zeitlichen Rahmen. Hier besteht die grundsätzliche Sorge, dass die Problematik der spannungsrisskorrosionsgefährdeten Bauwerke zur Sperrung sämtlicher Verkehre – Auto und Bahn – führen könnte. Inzwischen hat die Stadt dort mit Hilfe von Messpunkten ein Monitoringverfahren etabliert, das mögliche Veränderungen anzeigt und somit diesem Betonriesen ein sogenanntes Ankündigungsverhalten verschafft – also per Sensorik vor einem plötzlichen Einsturz warnende Signale sendet. Die letzte Auswertung der Messergebnisse im Oktober zeigte hier zumindest keinerlei Auffälligkeiten.

Zukunft der „Ebene 2“

In den Sternen steht auch weiterhin die Zukunft der Altenhagener Hochbrücke. Hier hat die Politik zwar das vorläufige Signal gesendet, auf den kolorierten Stahlbeton-Koloss in Zukunft verzichten zu wollen. Sowohl ein Abriss als auch eine Umnutzung zu einem Park in luftiger Höhe sind vorstellbar. „Eine endgültige Entscheidung über die Ebene 2 soll jedoch erst erfolgen, wenn die Auswirkungen auf das künftige Verkehrsnetz und die Leistungsfähigkeit des Verkehrsknotens prognostiziert wurde“, skizziert Treude den aktuellen Stand. Ein Planungsbüro hat vor sechs Jahren schon einmal verschiedene Szenarien einer künftigen Verkehrsführung erarbeitet. Diese müssten jedoch noch einmal den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden. Mittel für die erforderlichen Untersuchungen wird der Kämmerer erst im Doppelhaushalt 2024/25 bereitstellen.

In diesem Zuge wird auch über die gewaltige Rampe hinter dem Turm der Arbeitsagentur entschieden. Hier steht bislang lediglich fest, dass das einsturzgefährdete Betonmonstrum nicht mehr zu ertüchtigen ist und somit niemals wieder ein Fahrzeug darüber hinwegfahren darf. Alles Weitere soll in Verbindung mit der Zukunft der Ebene 2 entschieden werden.

Was verändert eine Straßenbahn?

Und die Brücke an der Badstraße? Hier waren im Zuge regelmäßiger Bauwerksprüfungen zuletzt Schäden festgestellt worden, die jedoch bloß eine mittelfristige Erneuerung erforderlich machen. Vor diesen Hintergrund hat die Stadt hier die vertiefenden Planungen zunächst einmal gestoppt, zumal auch hier die Frage noch nicht beantwortet wurde, ob künftig nicht doch wieder eine Straßenbahnlinie durch die Innenstadt und die Tallagen rollt. „Das weitere Vorgehen mit den anstehenden Brückenerneuerungen im Zusammenhang mit dem Ausbau des ÖPNV soll jedoch in einem Folgegutachten untersucht werden“, beschreibt Treude die nächsten Schritte dieses Projektes.