Hagen. Die marode Fuhrparkbrücke in Hagen zwischen Eckesey und Altenhagen wird erneuert. Im Jahr 2026 sollen die Arbeiten beginnen.
Der drohende Verkehrskollaps auf den Straßen und Schienen rund um die marode Fuhrparkbrücke kann angesichts der aktuellen Zeitplanung der Stadt Hagen vermieden werden: Im Jahr 2026 möchte die Stadt Hagen mit dem Ersatzneubau für den aus dem Jahr 1962 stammenden Stahlbeton-Koloss beginnen, der über etwa 30 Bahngleise hinweg Altenhagen mit Eckesey miteinander verbindet. Eingedrungenes Salzwasser und minderwertiger Stahl, so hat die Hauptprüfung eines Ingenieurbüros bereits im Jahr 2017 ergeben, schließen eine Sanierung aus.
Es fehlt die Standsicherheit
In der gutachterlichen Stellungnahme wird dem Bauwerk ein „ungenügender Zustand“ attestiert: „Die Standsicherheit und/oder Verkehrssicherheit des etwa 160 Meter langen Bauwerks sind erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben“, heißt es in der Bewertung. Vor allem die sogenannten Bogenkämpfer, also die Übergangselemente zwischen den Brückenbögen und der Fahrbahn, gelten als kritisch: „Spannstahl kann hier unbemerkt ausfallen“, warnt das Gutachten – im Klartext: Einsturzgefahr ohne Vorwarnung.
Als Akutmaßnahmen wurde die Bogenbrücke bereits für Fahrzeuge jenseits des 3,5-Tonne-Limits gesperrt und obendrein ein provisorischer Stützpfeiler errichtet, der einen Biegebruch des Bauwerks nicht bloß anzeigen soll, sondern im Akutfall sogar auffangen kann. Sollte es zu einem Absacken der Brücke kommen, müsste nicht bloß der Straßen- sondern auch der gesamte Zugverkehr sofort gestoppt werden. Der Hagener Hauptbahnhof würde über Nacht zur Gleissackgasse verkommen.
Erste Ausschreibungen laufen
Vor diesem Hintergrund hat die Hagener Bauverwaltung längst Kontakt zur Deutschen Bahn aufgenommen, um das weitere Vorgehen zu diskutieren. Allerdings liegt der letzte direkte Kontakt inzwischen auch schon neun Monate zurück. „Ende April hat der Verkehrsriese im Anschluss einen ersten groben Entwurf einer Planungsvereinbarung für die Fuhrparkbrücke vorgelegt“, beschreibt Stadtsprecherin Clara Treude den aktuellen Stand des Verfahrens. Grundlage hierfür sei jedoch eine Vorplanung des Bauwerkes. Die Ausschreibung hierfür – das Neubauprojekt dürfte ein Gesamtvolumen jenseits der 20-Millionen-Euro-Schwelle umfassen – werde zurzeit vom Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) vorbereitet.
Gemeinsames Interesse mit der Deutschen Bahn
Die Stadt geht davon aus, dass die Bahn AG die beiden anstehenden Brückenprojekte schon aus Eigeninteresse konstruktiv begleiten wird. Zumal in den Schubladen des Verkehrsunternehmens schon seit Jahren Pläne schlummern, das bestehende Gleis-Wirrwarr zwischen Hauptbahnhof und Eckesey auszudünnen und entsprechend umzugestalten.
Die Fuhrparkbrücke wurde bereits im Jahr 1962 aus drei Elementen errichtet. An das Mittelfeld mit den markanten Bögen (93 Meter) schließen sich an beiden Seiten jeweils 32 Meter breite Randfelder an, so dass das gesamte Bauwerk eine Weite von knapp 160 Metern überspannt.
In allen Bauteilen wurde seinerzeit spannungsrisskorrosionsgefährdeter Spannstahl (Sigma oval) verwendet. Aufgrund erster Schäden wurden zwischen 1985 und 1987 die Elemente durch eine zusätzliche Vorspannung miteinander verbunden, so dass inzwischen ein zusammenhängendes, monolithisches Tragwerk besteht.
Problematische Herzstücke der Brücke sind betonummantelte, nicht zugängliche Hohlkästen, durch die inzwischen undicht gewordene Entwässerungsleitungen führen. Dadurch hat zum Teil mit Streusalz durchsetztes Wasser sich durch den Beton und die Stahleinlagen gefressen.
„Leider hat auch hier, wie bei vielen anderen Projekten, das Hochwasser Mitte Juli die Prioritäten komplett verschoben, so dass für die Fuhrparkbrücke noch keine weiteren Maßnahmen angegangen wurden“, so Treude. Dabei hat auch die Stadt vor Augen, dass der Gutachter lediglich noch bis 2028 die Haftung für die Standfestigkeit der Bogenbrücke übernehmen möchte. „Derzeit gehen die Stadt Hagen und der WBH davon aus, dass der Termin gehalten werden kann“, sieht sich die Stadt trotz Hochwasser-Unbilden im Zeitplan.
Keine Auffälligkeiten beim Monitoring
Parallel blickt man im Rathaus gemeinsam mit der Bahn noch auf die Eckeseyer Brücke, die an der Einmündung der Bahnhofshinterfahrung sich über 18 Gleise spannt und zugleich den Anschluss zur Hochbrücke „Ebene 2“ knüpft. Auch hier gab es lange Jahre die Sorge, dass die Problematik der spannungsrisskorrosionsgefährdeten Bauwerke zur Sperrung der Verkehre – Auto und Bahn – führen könnte. Doch inzwischen hat die Stadt dort mit Hilfe von Messpunkten ein Monitoringverfahren etabliert, das mögliche Veränderungen anzeigt und somit diesem Betonriesen ein sogenanntes Ankündigungsverhalten verschafft – also vor einem plötzlichen Einsturz warnende Signale sendet.
„Seit Oktober 2020 ist das Monitoringsystem im Einsatz“, betont Treude, dass es im ersten Jahr keinerlei Auffälligkeiten bei den Daten gegeben habe. „Es kann durchaus passieren, dass hier das volle Lebensalter des Bauwerks von 50 bis 60 Jahren erreicht wird, die Eckeseyer Brücke also noch 20 Jahres steht“, zeigte sich Baudezernent Henning Keune zuletzt ebenfalls optimistisch, dass hier der Handlungsdruck bei weitem nicht so hoch ist wie bei der Fuhrparkbrücke und lediglich ein theoretisches Risiko bestehe. Daher wird die Stadt ihren Fokus erst dann auf dieses Anschlussprojekt richten, wenn die wichtige Verbindungsachse zwischen der Eckeseyer und der Alexanderstraße fertiggestellt ist.