Hagen/Mainz. In Hagen ist die Grüne Brücke noch eine Vision, in der Landeshauptstadt schon lange Realität. Wie läuft es dort? Und wo gibt es Probleme?
Es ist eine Vision, die viele Hagener bewegt. Eine Vision, die für Diskussionen sorgt. Weil viele Altenhagen als verlorenen Stadtteil sehen. Weil sie neue Angsträume fürchten. Warum aber das Quartier nicht aufwerten? Mit einer grünen Achse und neuen Freizeitfläche in einem Quartier, in dem es genau daran fehlt.
Während in Hagen eine „Grüne Brücke“, also ein Stadtteilpark in luftiger Höhe mitten in Altenhagen auf der „Ebene 2“, noch eine Vision ist, ist genau diese Idee in anderen Städten längst Realität. Ging zuletzt der Blick vorwiegend Richtung New Yorker Highline, lohnt sich gleichermaßen ein Blick nach Mainz. Dort verbindet eine grüne Brücke die Neustadt mit dem Rhein. In Hagen könnte man bereits jetzt davon lernen. Auch wenn überhaupt noch nicht feststeht, wie und ob der Stadtteilpark jemals umgesetzt werden kann.
Mainz: Brücke muss dringend saniert werden
Aber zunächst ein Blick nach Mainz – in eine Stadt, in der ein ähnliches Projekt schon seit 1981 Realität ist. Die Bedingungen im Quartier dort sind zwar anders. Aber auch dort gibt es Probleme, die viele Hagener als Gegenargument in die Waagschale werfen, wenn es nun um die Hagener Vision geht – für die sich sogar schon eine Bürgerinitiative gegründet hat.
„Es gibt wenige freiliegende Mauerstücke ohne Graffiti oder Schriftzeichen. Auf den Mülleimern und quadratischen Lampen haften Aufkleber. Im Dunkeln geben sie nur spärliches Licht und schaffen Angsträume. Am Treppenaufgang in Richtung Feldbergplatz schaut das berühmte Kult-Motiv aus der Mainzer Graffiti-Szene den Besucher an: das sogenannte „traurige Mädchen“. Sein Gesichtsausdruck passt zur Kulisse der Grünen Brücke“, sagt Carina Schmidt. Sie ist Redakteurin bei der Allgemeinen Zeitung in Mainz.
Und sie schildert in einem Bericht, wie es um die Brücke steht: nicht gut. Sie muss dringend saniert werden. Dass das schon so lange dauert, liegt nicht etwa daran, dass finanzielle Mittel fehlen, oder aber die Trinker- und Drogenszene die grüne Achse belagert. Vielmehr kann die Brücke nicht saniert werden, weil der Künstler, der maßgeblich an ihrer Gestaltung mitgewirkt hat, auf das Urheberrecht pocht und die Arbeiten ausbremst.
„Die Fußgängerbrücke ist bei Bürgern und Bürgerinnen grundsätzlich ein beliebtes Bauwerk. Der aktuelle Zustand, insbesondere durch Graffiti-Verunreinigungen, Vandalismus und dem schlechten Zustand der Beleuchtung, hat die Attraktivität reduziert. Gerade das Entfernen von Graffitis ist problematisch, da anschließend eine denkmalschutzgerechte sowie urheberrechtlich korrekte Farbgebung wiederhergestellt werden muss“, sagt Ralf Peterhanwahr, Sprecher der Landeshauptstadt Mainz.
Aufwändige Grünpflege
„Die Beleuchtung, als Teil der Gestaltung, ist von einer ähnlichen Problematik betroffen. Das Stadtplanungsamt hat bereits die Mainzer Netze GmbH mit der Reinigung und Instandsetzung der Leuchten beauftragt. Zudem ist eine aufwändige Grünpflege notwendig, um die Beleuchtung frei zu halten.“ Zusätzlich gibt es die Idee, die Brücke noch insektenfreundlicher zu bepflanzen. Auch Wasserspiele gibt es auf dem besonderen Bauwerk, das direkt über die Hauptstraße führt.
Die bauliche Unterhaltung liegt in Mainz in der Zuständigkeit des Stadtplanungsamtes. Für die Betreuung der Pflanzen wurde zwischen Grün- und Umweltamt und dem Naturschutzbund eine Vereinbarung getroffen, nach der sich die NABU-Mitglieder um Bepflanzung und Unterhaltung der Pflanztröge kümmern.
Brücke wird rege genutzt
Die Kosten setzen sich aus Bauwerksprüfung, kleineren Sofortmaßnahmen, Grünunterhaltung und größeren Sanierungsmaßnahmen zusammen und sind daher unterschiedlich hoch und nicht aussagekräftig jährlich zu beziffern. „Im Vergleich mit einer ähnlich großen ,normalen Brücke’ ohne planmäßige Bepflanzung, Denkmalschutz und urheberrechtlich geschützte Gestaltung ist der Aufwand ungefähr doppelt bis dreifach so hoch einzuschätzen. Wenn man den besonderen Nutzen als Erholungslandschaft (Pflege im Top-Zustand) stets beibehalten möchte, erhöht dies die Kosten weiterhin“, gibt Peterhanwahr Einblicke.
Grundsätzlich werde die Brücke, die als innerstädtische Erholungslandschaft dienen soll, rege genutzt: Von Spaziergängern, Joggern, Radfahrern und Kindern auf dem Schulweg. Eine grüne Achse im Quartier. Wie sie auch in Altenhagen denkbar wäre. Bis in Hagen eine Entscheidung über den Stadtteilpark auf der Hochbrücke fällt, werden aber noch einige Jahre vergehen. Zeit genug, um an einem Konzept zu feilen, wie und unter welchen Bedingungen ein solches Projekt in Hagen überhaupt umgesetzt werden könnte.