Hagen. Lärm, Dreck, rumlungernde Jugendliche vor Netto in der Hagener City. Die Mieter sind verzweifelt. Und wie reagiert die Volme-Galerie?
Die Themen Vermüllung und Belagerung des Platzes erzürnen die Mieter immer mehr. Die Rede ist von der Außenfläche zwischen Netto, Backwerk und Barbershop an der Badstraße in Hagen. Die Nische vor dem Seiteneingang der Volme-Galerie entwickelt sich immer mehr zum Schandfleck. Zerschlagene Bierflaschen, Zigarettenkippen, Fast-Food-Verpackungen und Hundekot „schmücken“ den Platz. „Und das Trafohäuschen, das vor Monaten mittig auf der Fläche platziert wurde, steht noch immer dort und bietet einen fantastischen Wind- und Sichtschutz“, wettert Anrainerin Claudia Kubert mit einer Mischung aus Ironie und Verbitterung in der Stimme.
Die Nische muss anscheinend ungemütlich werden
Andere Städte verschönern ihre Plätze und öffentliche Flächen und steigern dadurch ihre Aufenthaltsqualität. Und Hagen? Hier muss die besagte Nische anscheinend ungemütlich und karg gestaltet werden, um Dreck und Lärm Herr zu werden. Bei dem Platz vor dem Discounter Netto handelt es sich allerdings um eine Anliegerfläche, da die Volme-Galerie Eigentümerin des Platzes und somit verantwortlich ist, und nicht die Stadt Hagen.
Aber zurück zu Claudia Kubert: Die 61-Jährige wohnt seit 13 Jahren in der vierten Etage des Gebäudes in der Badstraße 6 und schaut von oben direkt auf den Platz. „Die Belagerung hier wird immer schlimmer. Wenn es dunkel wird, finden hier regelrechte Versammlungen statt“, berichtet die Hagenerin.
Kinder und Jugendliche lungern vor dem Hauseingang rum
Regelmäßig würden sich vor ihrem Hauseingang etliche Kinder und Jugendliche treffen, „die sogenannte Trinkerszene hält sich hier fast nie auf, die Trinker treffen sich meist im Volmepark.“
Einerseits genießt Claudia Kubert die zentrale Lage ihrer Wohnung: „Es befindet sich ja fast alles vor meiner Tür, das ist schon praktisch“, sagt die gehbehinderte Frau, andererseits resümiert sie, dass ihr der Müll und das Rumlungern auf dem Platz und in ihrem Hausflur einfach zu viel würden, „schön ist es hier nicht mehr“. Früher habe sie sich an lauen Sommerabenden häufig auf dem Platz aufgehalten, „heute kann man die Sitzgelegenheiten nicht nutzen, die Ritzen sind vollgestopft mit Kippen und Müll“, so die 61-Jährige angewidert.
Und das Trafohäuschen? Das hat vor einiger Zeit „Gesellschaft“ bekommen durch zwei Paletten, auf denen zu Würfeln verpackter Sand thront. „Zwei weitere herrliche Sitzgelegenheiten“, ärgert sich Claudia Kubert.
+++ Ein Kommentar von Yvonne Hinz zum Thema +++
Auch Mateen Hassan, Betreiber des Barbershops an der Badstraße, hat die Nase mehr als voll. Der gebürtige Kurde hat seinen Laden 2018 eröffnet, „fast jeden Morgen räume ich hier leere Flaschen weg und fege Zigarettenkippen auf. Langsam hab’ ich keine Lust mehr.“
Fläche vor dem Barbershop ist kein Bolzplatz
Etliche Male habe er schon Kinder, die gezielt Fußbälle auf seine Schaufensterscheibe geschossen hätten, ermahnt, das zu lassen, da die Fläche kein Bolzplatz sei, „ohne Erfolg“. Abends würde vor seinem Barbershop gekifft, gechillt, gegessen und getrunken, „und viele, die sich dort aufhalten, sind weit unter 18. Anscheinend denken sie, sie könnten sich alles erlauben, da ihnen eh keine Strafe droht.“ Etliche Male hat Mateen Hassan fremde Personen, die sich im Hausflur aufgehalten haben, angetroffen, „einige der älteren Mieter haben deshalb richtig Angst“.
Das sagt der Entsorgungsbetrieb
Bereits vor einigen Monaten (Mitte Juni) haben sich Mieter der Badstraße und Vertreter des Hagener Entsorgungsbetriebs HEB getroffen, um sich über das Problem der Vermüllung auszutauschen. „Bei dem Vorort-Termin haben wir klar gestellt, dass es sich bei dem Platz vor Netto um eine Anliegerfläche handelt, die demzufolge von der Volme-Galerie gereinigt werden muss“, erläuterte damals HEB-Sprecherin Jaqueline Jagusch.
Und weiter: „Laut Straßenreinigungssatzung dürfen wir das Privatgelände gar nicht säubern.“ Dennoch, unterstreicht Jagusch, sei der HEB bemüht, auch den Bereich an der Badstraße sauber zu halten, „wir reinigen dort sechsmal die Woche, außerdem sind zusätzliche Mitarbeiter der ,Stadtsauberkeit’ sowie die Waste Watchers im Einsatz“.
Die aus einem Förderprogramm finanzierten Kräfte der „Stadtsauberkeit“ seien zweimal täglich dort im Einsatz – mal mit einem großen Abfallsauger, mal mit Zangen.
Die Außenfläche zwischen Netto und Backwerk gehört zur Volme-Galerie, die sich demzufolge auch der Müllproblematik sowie der Verzweiflung der Mieter annehmen muss. „Mit unseren eigenen Reinigungskräften und unserem 24-Stunden-Security-Dienst versuchen wir, die Situation in den Griff zu bekommen“, versicherte Center-Managerin Lisa Radau schon vor über sieben Monaten auf Nachfrage unserer Zeitung, die das leidige Thema in mehreren Berichterstattungen aufgegriffen hatte. Dass das Trafohäuschen noch immer nicht entfernt worden sei, ärgert sie ebenfalls, „ich denke, die aufgrund der Flutschäden noch immer in der Innenstadt platzierten Trafohäuschen werden demnächst ,in einer Rutsche’ abgebaut.“
Provisorische Station kann noch nicht demontiert werden
Für die Trafostationen ist der heimische Energieversorger Enervie bzw. die Tochtergesellschaften Enervie Vernetzt und ESG zuständig. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt Enervie-Sprecher Andreas Köster, die provisorische Station könne erst demontiert werden, wenn der Eigentümer der Volme-Galerie im Keller zur Gebäudeseite Badstraße eine neue 10-kV-Kundenanlage installiert habe.
+++ Ein Kommentar von Martin Weiske zum Thema +++
„Wenn wir unsere provisorische Trafostation zum jetzigen Zeitpunkt demontieren würden, wären große Teile der Volme-Galerie wieder ohne Strom“, so Köster. Und weiter: „Der Einbautermin für die fehlende 10-kV-Kundenanlage ist uns zur Zeit nicht bekannt. Sobald die fehlende Kunden-Schaltanlage installiert ist, werden wir diese selbstverständlich umgehend in unser 10-kV-Netz einbinden und das Provisorium entfernen.“
Paletten mit Sand werden als Sitzgelegenheiten genutzt
Und wie lange werden die Paletten mit Sand wohl noch den Platz zieren und zusätzliche Sitzgelegenheiten bieten? „Die Paletten werden wohl in einigen Wochen verschwunden sein“, sagt Center-Managerin Lisa Radau, „momentan benötigen wir den Sand aber noch für die Estricharbeiten, die in der Galerie durchgeführt werden“. Außerdem würden die Paletten einen Einfahrschutz bieten. Zur Erläuterung: Vor einigen Wochen hat Saturn im Erdgeschoss der Volme-Galerie ein Outlet eröffnet, „viele Elektrofachmärkte schützen sich mit einem Einfahrschutz vor Dieben, die sonst mit einem Transportfahrzeug vorfahren könnten“, so die Center-Managerin.
Wie besagter Schutz künftig aussehen soll, wird demnächst geklärt. Lisa Radau hat auch schon überlegt, Bewegungsmelder auf dem Platz anzubringen, „doch das würde die Mieter in der Badstraße stören“. Eventuell sollen auch die Sitzgelegenheiten entfernt werden, „das soll hier kein Platz zum Campieren sein“, unterstreicht Lisa Radau.