Hagen. Der Popup-Outletstore von Saturn in der Volme-Galerie ist offen. Die Redaktion war da, als das Rolltor hochfuhr. Die Schnäppchen-Jagd beginnt.
Das Tor rollt ratternd nach oben. Applaus brandet auf. Rund 100 Kunden trippeln wie die Lemminge mit kleinen Schritten auf engem Raum in die Filiale. Es ist Zahltag. Und was für einer. Vor den in den nächsten Stunden hineinströmenden Menschen türmt sich, wohlsortiert, B-Ware auf. Klingt so zweitklassig, verkauft sich so erstklassig. „Popup-Outletstore“ klingt so verkopft für das, was sich die Saturn-Kette in der Volme-Galerie ausgedacht hat. Knüpft aber scheinbar schon am ersten Tag an den Erfolg der Hagener Saturn-Filiale an, die zu den umsatzstärksten in Deutschland gehört.
Bevor es ins Getümmel geht, kurze Einordnung. Saturn war in der Volme-Galerie über viele Jahre ansässig und zog mit der Eröffnung in die benachbarte Rathaus-Galerie um, die seit mittlerweile mehr als einem Jahr geschlossen ist. Die Behebung der massiven Hochwasserschäden zieht sich hin – eine Eröffnung ist frühestens, so der aktuellste Stand, im März 2023 denkbar. Die Volme-Galerie bot Hilfe an. Ganz konkret in Form einer 800 Quadratmeter-Verkaufsfläche im Erdgeschoss der sogenannten „Rotunde“.
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Man sieht es auf den ersten Blick nicht. Aber alles, was hier verkauft wird, sind Restposten, Einzel- und Ausstellungsstücke zu Schnäppchenpreisen. B-Ware, wenn man so will. Neuwertig, voll funktionsfähig. In den meisten Fällen wurden die Kartons von den Kunden einfach nur geöffnet und die Produkte zurückgeschickt. „Es ist letztlich alles neu“, sagt Tüncay Kaya, Marktgeschäftsführer in Hagen, dem nach eigener Aussage sofort klar war, dass der Outletstore in Hagen gut anlaufen würde.
„Der Hagener Saturn-Standort ist einer der umsatzstärksten in Deutschland“, sagt er. Es gebe, entgegen aller Verlautbarungen über die sinkende Kaufkraft in der Stadt, eine breite Mittelschicht in Hagen, die bereits sei, sich im elektronischen Marktsegment etwas zu gönnen. Bei Smartphones, Tablets oder Smart-TVs handele es sich um begehrliche Produkte, die vielen Hagenern etwas wert seien. Dass das stimmt, sieht man fünf Meter weiter. Drei junge Männer, Mitte 20, kaufen gleich mehrere Notebooks. Kurzer Preisvergleich per Smartphone im Netz, dann voll die Taschen. „Können auch 1000 oder 2000 Euro werden heute“, sagt einer der drei. „Kein Thema.“
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Ja, kein Thema anscheinend. Auch nicht für den Kunden, der einen Mitarbeiter anweist: „Sammeln Sie alles hier auf dem Wagen, ich hole es an der Warenannahme.“ Damit meint er quasi die Hinterseite der Volme-Galerie an der Holzmüllerstraße, wo man die Waren abholen kann. Man kann nicht mehr so genau erkennen, was er alles gekauft hat, weil die meisten Produkte mit schwarzer Folie umwickelt wurden. Eine Waschmaschine ist auf jeden Fall dabei.
3600 Quadratmeter ist die Hagener Stammfiliale in der Rathaus-Galerie eigentlich groß. Die Galerie bezeichnet sich ja auch selbst als „Home of Saturn“. 6000 Kunden sind hier jeden Tag vor der Hochwasser-Katastrophe in die Filiale gekommen. Der Standort brummt. Aktuell dürfen hier keine Kunden rein. Immer noch nicht. Dafür sind beide Etagen gefüllt mit (B-)Ware, die nun langsam, aber stetig im Pop-up-Store in der Volme-Galerie abverkauft wird. Streng genommen müssten Kaya und sein Team das nicht tun. „Aber uns war die Idee für Hagen einfach wichtig. Sicher kann man das auch alles im Online-Shop verkaufen. Aber hier können wir einen Anlaufpunkt schaffen“, sagt Tüncay Kaya. Exakt: hier entsteht auf diese Weise Einzelhandel.
Ein Ende des Angebots ist erstmal nicht abzusehen. Es ist nicht nur auf die Vorweihnachtszeit beschränkt. Insofern, so Tüncay Kaya, brauche man keine Angst zu haben, Angebote zu verpassen. Vielmehr seien die starken Reduzierungen einfach dauerhaft hier zu finden.