Hagen. Die Anrainer der Badstraße in Hagen nehmen Müll und Dreck nicht länger hin. Wie sie dem Problem Herr werden wollen und was der HEB dazu sagt.

Es ist ein eklatantes Problem, das die gesamte Hagener City betrifft – der Dreck und der Müll, die das Stadtbild trüben. Und die Situation werde, wie Ladenbetreiber versichern, immer schlimmer. Auch die Resonanz auf unsere Glosse Anfang Juni „Guten Morgen Hagen - Der Müll ist einfach nur peinlich“ beweist, wie die Vermüllung der Innenstadt viele Bürger beschäftigt und erzürnt.

Einigen Geschäftsleuten reicht es jetzt: Sie haben als Anrainer der Badstraße auf eigene Kosten ein privates Reinigungsunternehmen beschäftigt.

Kaugummi, Hundehaufen und Papier

„Wir können nicht untätig zusehen, wie hier alles mehr und mehr verdreckt“, sprechen Dr. Christian Fehske, Betreiber der Rathaus-Apotheke, und Bianca Junker, Geschäftsführerin der Dr. Junker GmbH Hausverwaltung und Immobilien, mit einer Stimme. Und auch Lisa Radau, Center-Managerin der Volme-Galerie, ärgert sich über die Kaugummis, die den Platz vor Netto und Backwerk „zieren“ sowie über Hundehaufen und achtlos weggeworfene Zigarettenkippen, Kaffeebecher und Papier.

Leider keine Seltenheit: Fast-Food-Verpackungen liegen am Parkhauseingang Badstraße.
Leider keine Seltenheit: Fast-Food-Verpackungen liegen am Parkhauseingang Badstraße. © Michael Kleinrensing

Gemeinsam hat das Anrainer-Trio ein Team der Firma VB-Dienstleistung Objekt- und Grundstücksservice zum „Probeputzen“ engagiert, das am heutigen Dienstagmorgen um 7 Uhr mit einem Heißwasser-Reinigungsgerät anrückten. „Der Wagen hat einen 500 Liter Wassertank. Die Reinigungskräfte haben mit fast kochendem Wasser gearbeitet, so dass sogar Kaugummirückstände recht gut entfernt wurden“, zieht Bianca Junker ein positives Fazit.

„Wir lassen die Truppe jetzt noch ein zweites Mal kommen und werden dann wahrscheinlich mit der Firma eine Reinigung besagter Fläche in einem festen Intervall vereinbaren“, sagt Christian Fehske. Er rechnet mit einem Arbeitseinsatz von jeweils vier Stunden; eine Arbeitsstunde kostet etwa 100 Euro, es wird über einen Reinigungsrhythmus einmal pro Monat oder einmal pro Quartal nachgedacht.

Kosten sollen geteilt werden

Laut Plan sollen die anfallenden Kosten unter den anliegenden Mietern aufgeteilt werden. „Wir sind mit dem Center-Management der Volme-Galerie und mit Q-Park als Betreiber des Parkhauses im Gespräch“, so Fehske optimistisch.

HEB darf Anliegerfläche gar nicht reinigen

Zum Hintergrund: In der vergangenen Woche haben sich Christian Fehske und Bianca Junker mit Vertretern des Hagener Entsorgungsbetriebs HEB getroffen. „Bei dem Vorort-Termin haben wir klar gestellt, dass es sich bei dem Platz vor Netto um eine Anliegerfläche handelt, die demzufolge von der Volme-Galerie gereinigt werden muss“, erläutert HEB-Sprecherin Jaqueline Jagusch auf Nachfrage unserer Zeitung.

Und weiter: „Laut Straßenreinigungssatzung dürfen wir das Privatgelände gar nicht säubern.“ Dennoch, unterstreicht Jagusch, sei der HEB bemüht, auch den Bereich an der Badstraße sauber zu halten, „wir reinigen dort sechsmal die Woche, außerdem sind zusätzliche Mitarbeiter der ,Stadtsauberkeit’ sowie die Waste Watchers im Einsatz“. Die vier aus einem Förderprogramm finanzierten Kräfte der „Stadtsauberkeit“ seien zweimal täglich dort im Einsatz - mal mit einem großen Abfallsauger, mal mit Zangen.

Nische ist ein beliebter Treff

Center-Managerin Lisa Radau beteuert, dass auch die eigenen Reinigungskräfte sowie der Security-Dienst der Volme-Galerie versuche, die unangenehme Situation in den Griff zu bekommen, doch die Nische zwischen Netto und Backwerk wäre ein beliebter Treff für jene, für die korrekte Müllentsorgung nicht wichtig sei, „dort sitzt man windgeschützt, und das Trafohäuschen bietet zusätzlichen Sichtschutz“.

Besagtes Trafohäuschen, das nach der Flutkatastrophe auf dem Vorplatz aufgestellt wurde, um eine Notstromversorgung sicher zu stellen, soll demnächst allerdings abgebaut werden.

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Ja, der Vorplatz... „Es wird immer schlimmer, hier lungern Horden Jugendlicher rum, verschütten klebrige Getränke wie Energy-Drinks und lassen ihren Müll einfach liegen“, echauffiert sich Bianca Junker, deren Hauseingang direkt zwischen dem Bäcker Backwerk und einem Barbershop liegt.

„Die Situation ist für mich geschäftsschädigend. Wenn ich eine Wohnungsbesichtigung habe und Interessenten sehen den Dreck und den Pulk von Leuten vor der Haustür, machen sie auf dem Absatz kehrt. Und unsere älteren Mieter haben mittlerweile Angst, abends ihre Wohnung zu verlassen.“

Hoffen auf Nachahmer

Aber zurück zur privat organisierten „Putzaktion“: „Wir haben jetzt selbst die Initiative ergriffen und packen das Problem an der Wurzel“, sagt Christian Fehske. Er und seine Mitstreiter hoffen, dass die Heißwasser-Reinigungsaktion positiv aufgenommen wird, Straße samt Vorplatz verschönert und Nachahmer in anderen Straßenzügen findet.