Hagen-Mitte. Um zur Arbeit zu gelangen, ist Pia Frohn aus Hagen auf ihr Auto angewiesen. Doch die tägliche Parkplatzsuche nervt. Was die Stadt vorhat.

Wenn Pia Frohn aus Hagen abends nach einem arbeitsreichen Tag nach Hause kommt, beginnt sogleich der nächste Stress. Die Suche nach einem Parkplatz gestaltet sich für die Anwohnerin der Prentzelstraße bisweilen zu einer nervenzehrenden Geduldsprobe: „Man will einfach nur nach Hause und dann findet man keinen Parkplatz.“

So wie Pia Frohn geht es vielen Hagenern, die in der Innenstadt wohnen. Zwar verfügen sie über einen Parkberechtigungsausweis, doch die meisten von ihnen müssen sich die raren Parkplätze mit anderen Autofahrern, die ihre Wagen dort abstellen, teilen. „Und die Zahl der Parkplätze ist in den vergangenen Jahre kontinuierlich geschrumpft“, berichtet Pia Frohn aus Erfahrung: „Zuerst durch die Einrichtung einer Parkzone mit Parkschein am Ring, vor kurzem dann durch den Verkauf von Parkplätzen an die Krollmann-Gruppe und die Einrichtung von Stellplätzen von E-Rollern in der Prentzelstraße.“

Mehrmals habe sie sich bereits an die Stadtverwaltung gewandt und auf die Probleme, mit denen die Einwohner der Innenstadt zu kämpfen haben, aufmerksam gemacht, so Frohn. Die Situation sei bekannt, erhalte sie stets zur Antwort: „Verändert werden könne nichts, da auch für die Besucher der Innenstadt Parkplätze vorgehalten werden müssten.“

Konkurrenz zwischen Bewohnern und Fremdparkern

Pia Frohn ist beileibe nicht die einzige Betroffene, es gebe zahlreiche Beschwerden von Anwohnern über fehlende Parkmöglichkeiten, teilte die Stadt Hagen auf Anfrage mit. Die meisten Beschwerden bezögen sich darauf, dass die Bewohner der Innenstadt durch eine große Konkurrenz von „Fremdparkern“ keinen Parkplatz mehr in zumutbarer Nähe zu ihrem Wohnort fänden, sagt Clara Treude, Sprecherin der Stadtverwaltung: „Dies war auch der Anlass für die Politik, das Thema Bewohnerparken wieder auf die Agenda zu holen und gegebenenfalls auszuweiten“, verweist sie auf die jüngste von der Bezirksvertretung Mitte beschlossene Einrichtung neuer Einwohnerparkzonen am Ischeland und im Gerichtsviertel.

Stadtsprecherin Treude hebt hervor, dass den weiter steigenden Pkw-Beständen nur ein begrenztes Angebot an Parkraum gegenüber stehe und nicht flächendeckend für alle Verkehrsteilnehmer kostenlose öffentliche Parkplätze angeboten werden können: „Mit diesem immer weiter steigenden Parkdruck muss irgendwann die politisch-gesellschaftliche Frage gestellt werden: Wessen Interessen sollen priorisiert werden?“ Die Beantwortung einer solchen Frage, so Treude, könne nur durch einen demokratischen Prozess, also durch die Politik, erfolgen.

Derzeit sind 4800 Parkausweise im Umlauf

Innerhalb des Hagener Innenstadtrings gibt es insgesamt 11.300 öffentlich zugängliche Parkstände – dazu zählen sowohl die öffentlichen Parkplätze im Straßenraum als auch jene auf bzw. in privat bewirtschafteten Parkflächen und Parkhäusern (nicht enthalten sind Parkplätze auf Privatgelände, die nicht öffentlich zugänglich sind).

Die Anzahl der Stellplätze, auf denen ausschließlich mit Bewohnerparkausweis geparkt werden darf, beläuft sich auf rund 400. Auf weiteren 1150 Bewohner-Stellplätzen darf – für eine begrenzte Dauer oder gegen Lösen eines Tickets – auch ohne Bewohnerparkausweis geparkt werden. Derzeit sind 4800 Parkausweise zum Preis von je 30,70 Euro pro Jahr im Umlauf.

Mit Einschränkungen wie Parkscheibe oder Parkautomat stehen allen Verkehrsteilnehmern innerhalb des Rings 10.900 Parkplätze zur Verfügung. Kostenlose Parkplätze, die ohne jede Einschränkung genutzt werden dürfen, gibt es nur noch 120.

Der Wandel ist unausweichlich

Die Strategie hinter dem geltenden Bewohnerparkkonzept in der Innenstadt bilde im Wesentlichen die rechtlichen Rahmenbedingungen ab, die in praktisch jeder größeren deutschen Stadt Anwendung fänden, betont Clara Treude: „Das Ziel beim Einsatz von Bewohnerparkkonzepten ist immer, den Parkdruck der Bewohner zu verringern.“ Besuchende der Innenstadt sollten vorrangig die Möglichkeit nutzen, ihre Fahrzeuge in Parkhäusern abzustellen.

Die Stadt tritt jedoch dem Eindruck entgegen, dass diesem Kalkül in den vergangenen Jahren zahlreiche Parkplätze geopfert worden seien. Lediglich punktuell seien einige Parkplätze weggefallen, um beispielsweise E-Roller-Parkflächen zu schaffen, so Treude.

Doch sie betont zugleich, dass ein Wandel unausweichlich sei. Im Zuge der Umgestaltung einer Stadt wie Hagen, die monofunktional auf die Bedürfnisse des motorisierten Individualverkehrs zugeschnitten sei, hin zu einem Ort, in dem sowohl motorisierte als auch nicht-motorisierte Mobilitätsformen Raum fänden, sei es unvermeidlich, Flächen neu zu verteilen: „Dabei wird nicht fahrlässig Parkraum gestrichen, sondern nur dann, wenn die Rahmenbedingungen keine andere Möglichkeit lassen.“

Die Stadt sucht nach Lösungen

So werden für die Realisierung des Radwegs in der Bahnhofstraße 40 Parkplätze wegfallen. Durch die Einführung einer Einbahnstraßenregelung für Autofahrer (Radfahrer dürfen dort demnächst in beide Richtungen fahren) werde jedoch sicher gestellt, dass die Parkflächen auf der nördlichen Straßenseite erhalten blieben. Ebenso werde bei der Planung zum neuen Radweg in der Hochstraße ein Kompromiss erzielt, durch den alle 44 Parkplätze, die zunächst hatten wegfallen sollen, erhalten bleiben können.

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Die verzweifelte Parkplatzsuche von Anwohnern wie Pia Frohn dürfte also zumindest in absehbarer Zeit weiter gehen. Sie habe kein Problem mit der Verkehrswende und würde auch gern auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen, betont die Hagenerin: „Aber Bus zu fahren ist sehr umständlich für mich und steht in keinem Verhältnis zum Aufwand.“

Auch die Stadt verfolgt das Ziel, das Erreichen der Innenstadt für Fahrradfahrer, Fußgänger und Nutzer von Bus und Bahn im Vergleich zum Auto so attraktiv wie möglich zu gestalten, das heißt: schneller, günstiger und stressfreier. Auf dem Weg dahin ist die neue Initiative zur Ausweitung der Anwohnerparkzonen vielleicht ein guter Kompromiss.