Hagen. Der Umbau der Polizeiwache Prentzelstraße in eine Kindertagesstätte hat begonnen. Die Arbeiten ziehen sich weit ins nächste Jahr.

Der Druck, in der Hagener Innenstadt dringend weitere Kita-Plätze anbieten zu müssen, lässt die Stadtverwaltung inzwischen ungewöhnliche Wege gehen: So hat in diesen Tagen die Verwandlung der einstigen Polizeiwache in der Prentzelstraße in eine dreizügige Kindertageseinrichtung begonnen. Nachdem die Stadt die Immobilie mit angrenzendem Außengelände vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) erworben hat, fließen jetzt noch einmal 3,25 Millionen Euro (Stand: Sommer 2021) in den erforderlichen Umbau des völlig unzeitgemäßen Objektes ohne barrierefreien Zugang.

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Der bauliche Zustand der Immobilie galt schon seit Jahren als äußerst bedenklich und vor allem energetisch katastrophal: „Mach’ doch mal das Fenster zu!“ – „Pardon, das Fenster ist zu. . .“ Dieser Dialog aus dem einstigen Polizeialltag sagt eigentlich schon alles über den erheblichen Sanierungsstau in dem viergeschossigen Bau aus, in dem künftig die jüngsten Hagener betreut werden sollen.

Aufzüge für die Barrierefreiheit

Auf vier Etagen bietet das Gebäude eine Fläche von etwa 2100 Quadratmetern. Dabei könnte sich die dreigruppige Kita über das Erdgeschoss sowie das erste Obergeschoss ausbreiten. Dafür müssen die Etagen entsprechend baulich hergerichtet, Wände versetzt, Sanitärräume angepasst und ein interner Aufzug ausschließlich für den Kita-Betrieb montiert werden. Darüber hinaus sind im Sinne des Brandschutzes weitere Treppenhäuser an den Giebelseiten geplant – eines sogar mit Aufzug, um den barrierefreien Zugang auf allen Etagen zu gewährleisten. Darüber hinaus stehen etwa 800 Quadratmeter für ein Außenspielgelände zur Verfügung, für das der Abrissbagger zurzeit den notwendigen Raum schafft, indem er Nebengebäude und Garagen planiert. Zudem muss der Bodenuntergrund entsiegelt werden.

Versorgung bleibt unzureichend

Die beiden Obergeschosse des Gebäudes möchte die Stadt nutzen, um in zentraler Innenstadtlage ein „Servicezentrum für frühe Bildung in Kita, Tagespflege und offenem Ganztag“ zu etablieren. Bislang sind diese Einheiten im Rathaus II am Hauptbahnhof untergebracht, wo die freiwerdenden Büroflächen dringend von anderen Verwaltungsmitarbeitern benötigt werden.

Über Jahrzehnte diente diese Immobilie in der Prentzelstraße als Sitz der Polizei. Inzwischen wurde die Innenstadtwache der Ordnungshüter an die Bahnhofstraße verlegt, so dass hier jetzt eine Kita für 75 Kinder angesiedelt werden kann.
Über Jahrzehnte diente diese Immobilie in der Prentzelstraße als Sitz der Polizei. Inzwischen wurde die Innenstadtwache der Ordnungshüter an die Bahnhofstraße verlegt, so dass hier jetzt eine Kita für 75 Kinder angesiedelt werden kann. © WP | Michael Kleinrensing

Trotz dieser neuen Kita gelingt es der Stadt weiterhin nicht, ausreichend Betreuungsangebote für Kinder unter sechs Jahren anzubieten. Gehörten im Jahr 2015 noch 10.038 Mädchen und Jungen dieser Altersgruppe an, sind es in diesem Jahr bereits 12.642 – also ein Viertel mehr. Trotz eines Aktionsplans mit weiteren Ausbau- und Neubaumaßnahmen bleiben im Kindergartenjahr 2021/22 im U3-Bereich 420 Kinder sowie im Ü3-Bereich 350 Kinder in Hagen ohne Platzangebot. Diese unbefriedigende Situation wird sich bis zum Kindergartenjahr 2023/24 mit 370 bzw. 210 fehlenden Plätzen kaum wesentlich verbessern. Und die Geburtenrate der Hagener Frauen liegt aktuell im NRW-Vergleich auf Platz 1.

Hinzu kommt das Problem, dass die Überleitung von Kindern aus Kindertagespflege- und Großtagespflegeeinrichtungen nur sehr rumpelig gelingt.

Die älteren Hagener verbinden mit der Wache Prentzelstraße, deren Hof einst als Hinrichtungsstätte diente, deutlich mehr als eine schnöde Polizeistation: Immerhin steht der Begriff „Ring frei Mitte“ für eine Mischung aus Tradition, Geschichte und Mythos.


Der im Volksmund gern zitierte Slogan erinnert an jene Zeiten, als sich die Malocher der Hasper Hütte am Zahltag mit prall gefüllten Lohntüten zum Zechen auf den Weg in die Kneipen machten, wo zu vorgerückter Stunde auch regelmäßig die Fäuste flogen.


Die übermütigsten alkoholisierten Schläger wurden dann zum Abkühlen und Ausnüchtern oft in die Prentzelwache gebracht und trafen dort auf wehrhafte Ordnungshüter – an dieser Stelle verschwimmen bei Erzählungen meist die Grenzen zwischen Wahrheit, Heroen-Sagen und Legendenbildung.

So kann Mädchen und Jungen, die dort bis zum dritten Lebensjahr betreut werden, keine Platzgarantie für eine Weiterbetreuung in einer Kita gegeben werden. Müssen die Unversorgten deshalb in einer Tagespflege verbleiben, reduziert sich wiederum das Angebot für die U3-Kinder. Um diese Überleitungsprobleme zu entschärfen, soll die Kita Prentzelstraße vorzugsweise als Kooperationskita für die Versorgung mit 75 Ü3-Plätzen im Innenstadtbereich dienen.

Vergabe der Planungsleistungen

Mythen und Legenden

Die älteren Hagener verbinden mit der Wache Prentzelstraße, deren Hof einst als Hinrichtungsstätte diente, deutlich mehr als eine schnöde Polizeistation: Immerhin steht der Begriff „Ring frei Mitte“ für eine Mischung aus Tradition, Geschichte und Mythos.


Der im Volksmund gern zitierte Slogan erinnert an jene Zeiten, als sich die Malocher der Hasper Hütte am Zahltag mit prall gefüllten Lohntüten zum Zechen auf den Weg in die Kneipen machten, wo zu vorgerückter Stunde auch regelmäßig die Fäuste flogen.


Die übermütigsten alkoholisierten Schläger wurden dann zum Abkühlen und Ausnüchtern oft in die Prentzelwache gebracht und trafen dort auf wehrhafte Ordnungshüter – an dieser Stelle verschwimmen bei Erzählungen meist die Grenzen zwischen Wahrheit, Heroen-Sagen und Legendenbildung.

Ob der ursprünglich angedachte Eröffnungstermin im August 2023 gehalten werden kann, erscheint heute bereits unwahrscheinlich. Derzeit läuft das Verfahren für die Vergabe der Planungsleistung für den Umbau der Polizeiwache zum Kita- und Verwaltungsstandort.