Hagen. Angesichts steigender Energiekosten drängt die Politik die Stadt, die Dächer der Kommune für Solartechnologie zu nutzen. Hier die neue Strategie.

Die Fraktionen im Hagener Rat machen Druck auf die Verwaltung, endlich den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen auf städtischen Gebäuden entschlossen voranzutreiben und vor allem künftig in die eigene Hand zu nehmen. Damit soll gewährleistet werden, dass die Kommune auch wirtschaftlich von dieser Technologie profitiert und sich von den aktuellen Preisentwicklungen zunehmend abkoppeln kann. Ein entsprechender Beschluss „so zügig wie möglich“ tätig zu werden, wurde von der Politik einstimmig auf den Weg gebracht.

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Dabei rennen die Parteien vor dem Hintergrund der aktuellen Energiepreisexplosionen und der drohenden Gasmangellage im Rathaus inzwischen offene Türen ein. Baudezernent Henning Keune spricht inzwischen von einem „unerlässlichen Weg des Handelns“ und versichert, „dass in laufenden Baumaßnahmen Solarenergie ohnehin schon immer mitgedacht“ werde

Beispielhaft ist hier das entstehende Feuerwehrgerätehaus in Halden zu nennen: Dort wurden nicht bloß die Kabelschächte entsprechend üppiger dimensioniert, um Photovoltaik zu installieren, sondern bei dem Tonnendach werden auch gleich die Halteclips mitmontiert, an denen künftig Solarpaneele befestigt werden können.

Bei der geforderten Solaroffensive, so wurde zuletzt im städtischen Infrastruktur- und Bauausschuss deutlich, setzt die Stadt auf den engen Schulterschluss mit der Mark-E, Teil des kommunal getragenen Energieversorgers Enervie AG. Dort wird bereits an Geschäftsmodellen gearbeitet, wie der auf städtischen Dachflächen erzeugte Strom systematisch nicht bloß für die Eigenversorgung in den jeweiligen Objekten, sondern auch in benachbarten kommunalen Immobilien genutzt werden kann, so dass die Stadt direkt wirtschaftlich profitiert.

Bis 2025 alle Chancen nutzen

Als relativ ehrgeizige Zielmarke hat die Politik für die Ausbau-Offensive das Jahr 2025 definiert. „Nur mit Strom aus erneuerbaren Energien bekommen wir die Klimakrise in den Griff und werden unabhängig von Kohle und Gas aus den Quellen von Autokraten. Die aktuelle Energiekrise führt uns vor Augen, dass wir gar nicht schnell genug mit dem Ausbau der erneuerbaren Energieformen vorankommen können“, betont Jörg Fritzsche, Fraktionssprecher der Grünen, mit Blick auf die Ratsentscheidung. „Photovoltaikanlagen auf allen geeigneten öffentlichen Dachflächen sind hier ein wichtiger Baustein. Daher ist es notwendig, dass wir hier als Stadt in Zukunft schneller vorankommen.“

Städtische Gebäude, auf denen sich mit Hilfe von Solaranlagen Strom erzeugen ließe, gibt es in Hagen reichlich. Das Käthe-Kollwitz-Berufskollege mit seiner exponierten Lage am Kratzkopf bietet mit seinen Flachdächern beispielsweise reichlich Potenzialflächen.
Städtische Gebäude, auf denen sich mit Hilfe von Solaranlagen Strom erzeugen ließe, gibt es in Hagen reichlich. Das Käthe-Kollwitz-Berufskollege mit seiner exponierten Lage am Kratzkopf bietet mit seinen Flachdächern beispielsweise reichlich Potenzialflächen. © Hans Blossey

Dabei heben die Allianzfraktionen, die die aktuelle Photovoltaik-Offensive politisch auf den Weg brachten, auf das bislang eher zögerliche Handeln der Stadt auf diesem Terrain ab. Denn die Verwaltung hat – obwohl die ersten Vorlagen zu dem Thema bereits aus dem Jahr 2005 stammen – bislang lediglich auf dem Dach des Schumacher-Museums eine einzige eigene Photovoltaikanlage errichtet. Die übrigen 40 Anlagen auf kommunalen städtischen Dächern sind unter der Regie von Drittanbietern installiert worden.

Obwohl die Priorität künftig auf eigenen kommunalen Anlagen und der Eigennutzung der gewonnenen Energie liegen soll, will die Politik weiterhin die Chance bewahren, dass auch die Verpachtung an Drittanbieter weiter eine Option bleibt: Ab September 2023 sollen alle übrigen Flächen, die von der Stadt selbst nicht zeitnah ans Netz gebracht werden, zuverlässigen und erfahrenen privaten Anbietern zur Pacht angeboten werden. Auch hier gilt die Zielmarke, dass diese Flächen bis 2025 angeschlossen sein sollen. „Selbstverständlich hat die Eigenversorgung hier Priorität vor Verpachtungen. Der Ausbau erneuerbaren Energien ist für die Zukunft der Stromversorgung nur so immanent wichtig, dass Potenziale hier nicht weiter verschenkt werden dürfen“, erläuterte Umweltausschussvorsitzender Rüdiger Ludwig diese Doppelstrategie. Allerdings gab es für diesen Teil des neuen Tempo-Kurses auch zehn Gegenstimmen.

SPD-Ratsherr Werner König hob aber zugleich auch auf die Außenwirkung ab: „Es ist ein wichtiges Signal in die Bürgerschaft hinein, dass die Stadt hier als Handelnder endlich sichtbar wird.“ Eine konkrete Beschlussvorlage der Verwaltung soll dem Rat bis spätestens Mitte 2023 vorgelegt werden. Mittelpunkt soll hier eine Prioritätenliste sein, aus der hervorgeht, welche Dachflächen die Stadt gedenkt selbst zu bewirtschaften und welche anderen interessierten Nutzern angeboten werden könnten.