Hagen. Eine der größten Solaranlagen in Hagen geht jetzt in den Betrieb. Die Kapazität reicht für den Jahresverbrauch von fast 200 Hagenern.

Die Sonne scheint sich nicht zu freuen. Wie sonst ist es zu erklären, dass sie sich hinter den Wolken versteckt? Sollte besser über Hagen scheinen. Gerade jetzt, gerade heute, hier auf die Häuser der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGW) an der Elemenhorststraße, wo die Bürger-Energie-Genossenschaft 58 gerade ihre größte Photovoltaikanlage in Betrieb genommen hat. Zumindest, wenn man all die Dächer der Mehrfamilienhäuser hier zusammennimmt und als eine Anlage sieht.

Ganz so ist es nicht. Denn miteinander verbunden sie die neuen Photovoltaikanlagen nicht. Was aber nichts an ihrer beeindruckenden Gesamtleistung ändert. 250.000 Kilowattstunden pro Jahr soll die „Ernte“ betragen, die die BEG 58 hier einfahren will. Strom, der ausreichen würde, um alle, die unter den Dächern wohnen, mit Energie zu versorgen. Vermutlich sogar noch ein paar mehr.

Mieter profitieren nicht direkt von Solaranlage

Das allerdings ist ein theoretisches Konstrukt, das so in den Augen aller Beteiligten leider nicht funktioniert. Der reine Ökostrom wird für sieben Cent in das öffentliche Netz eingespeist, die Mieter der HGW wiederum zahlen rund 30 Cent pro Kilowattstunde an ihren Versorger.

„Das Problem ist, dass derjenigen der eine Anlage betreibt, den erzeugten Strom auch selbst nutzen muss“, sagt Peter Modrei, Vorstandsmitglied der BEG 58, „wenn man den Strom selbst verkaufen wollte, käme noch die EEG-Umlage drauf. Das ließe sich bei allem Aufwand auch wirtschaftlich gar nicht mehr darstellen. Im Grunde aber führt das auch zu einer sozialen Ungleichbehandlung von Mietern.“

Teil von Klimaschutzpaketen

Invest der Mitglieder wird mit drei Prozent verzinst

In Deutschland gibt es rund 1000 Bürger-Energie-Genossenschaften.Die BEG 58 wurde vor elf Jahren gegründet.Sie investiert in Anlagen in Hagen und Umgebung.Wer mindestens 500 Euro investiert, kann Mitglied werden. Dieses Feld wird mit rund drei Prozent jährlich verzinst.Die BEG 58 hat rund 450 Mitglieder – Tendenz steigend. Einige von ihnen bringen sich aktiv bei der Installation ein.

So haben die HGW-Mieter erst einmal nichts davon, dass nun auf den Dächern auf Emst Strom direkt produziert wird. Ein Umstand, den auch Ernst Uhling, Geschäftsleiter Technik bei der HGW bedauert: „Für uns ist es ein gesellschaftlich wichtiger Beitrag, dass wir Dächer, die wir saniert haben, für eine PV-Nutzung zur Verfügung stellen. Ich glaube übrigens auch, dass diese Anlagen unsere Häuser und Quartiere optisch aufwerten. Aber viel besser wäre es doch, wenn auch unsere Mieter direkt profitieren würden.“ Das Wohnungsunternehmen sieht die Installation als Teil von Klimaschutzpaketen, zu denen beispielsweise auch Wärmedämmungen von Gebäuden gehören.

Auch für Bürger-Energie-Genossenschaften werden die Gewinnspannen trotz stetig sinkender Preise für die Anlagen selbst zunehmend kleiner. „Es gibt schon einige, die nicht mehr investieren“, sagt Peter Modrei, „bei uns funktioniert das noch, weil wir auch viele Mitglieder haben, die selbst bereit sind, mit anzupacken. Sie helfen mit. Sie haben Spaß.“ So wie an der Elmenhorststraße. 20 Ehrenamtliche haben hier rund 300 Arbeitsstunden geleistet.