Hagen. 9000 Haushalte soll eine Solaranlage auf freier freier Fläche an der A 45 in Hagen mit Strom versorgen. Die Bezirksvertreter geben grünes Licht.
Das Rauschen ist zu hören. Das Rauschen der Autos und der Lastwagen, die ein paar Meter den Hang hinauf vorbeifahren. Sonst ist es ruhig auf diesem Areal neben der Autobahn 45 im Süden von Hagen. Ein bisschen Mais ist hier zuletzt geerntet worden. Auch jetzt geht es um eine Ernte, darum Erträge einzufahren. Vorzugsweise im Sommer, aber im Grund genommen das ganze Jahr. Strom soll da geerntet, werden, wo Fuchs und Hase einander eine gute Nacht wünschen.
Auf dem sogenannten „Grubenstück“ in der Nähe der Ortschaft Deipenbrink, das jenseits der kleinen Abzweigung Wiggenhagen liegt, soll Hagens erste Photovoltaikanlage auf einer Freifläche entstehen. Die Bürgerenergiegenossenschaft BEG58 will hier investieren. Und zumindest die Bezirksvertretung Eilpe/Dahl hat das Projekt jetzt abgesegnet und einen sogenannten „vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ einstimmig abgenickt. Final befinden soll der Rat der Stadt Hagen am 23. Juni.
Strom für 900 Hagener Haushalte
Stimmt auch das höchste politische Gremium dem Projekt zu, so könnte hier direkt an der Sauerlandlinie eine Anlage entstehen, deren Kapazität theoretisch ausreicht, um 900 durchschnittliche Haushalte zu versorgen. 2,7 Millionen Kilowattstunden, so die Kalkulation, könnten auf dem Areal mit einer Fläche von rund 40.000 Quadratmeter pro Jahr produziert werden. Zwei Millionen Euro will die BEG58 investieren.
Es ist längst nicht die erste Photovoltaikanlage, die die BEG58, in der sich rund 500 Mitglieder (viele davon aus Hagen) engagieren, realisiert. 130 sind es nach Angaben der BEG58. Nahezu alle befinden sich bisher allerdings auf Dächern.
BEG will Energiewende vorantreiben
Jetzt sucht auch die Bürgerenergiegenossenschaft nach Alternativen, um die Energiewenden voranzutreiben. „Der Bau einer solchen Anlage hat für uns große Bedeutung“, sagt der Vorsitzende Rolf Weber. Ein ähnliches Projekt – minimal kleiner – plant die BEG58 gerade in Letmathe. „Dort sind wir einen Schritt weiter“, so Projektentwickler Josef Quanz. Hagen sei dafür die größte Anlage der BEG58, habe durchaus eine gewisse Signalwirkung. Im übrigen würde der ökologische Wert der Fläche durch eine Bepflanzung sogar noch erhöht.
„Wenn der Rat nun auch final zustimmt, werden wir unsere Planungen intensivieren und dann ausschreiben.“ Ein mögliches Problem: Module sind auf dem Markt knapp. Neben dem „Grubenstück“ hat die BEG58 weitere Areale entlang der Autobahn auf ihre Tauglichkeit geprüft und dann Kontakt mit den Eigentümern aufgenommen. „Weitere Anlagen sind in Planung“, sagt Quanz. Zumindest auf einer Fläche in der Gemeinde Schalksmühle sei man da schon relativ weit.
Landwirt Rose stellt Fläche zur Verfügung
Immerhin: Landwirt Christian Rose, der selbst seit einigen Jahren versucht, ein Windradprojekt im Hagener Süden voranzutreiben und gleichzeitig Mitglied der Bürgerenergiegenossenschaft ist, ist bereit, die Fläche an der A 45 zur Verfügung zu stellen. „Alternative Energie voranzubringen – das ist Teil meiner DNA“, sagt Rose, der selbst zwei Photovoltaikanlagen auf seinen Dächern betreibt, „ich unterstütze das Vorhaben gern und hoffe gleichzeitig, dass es sich nicht so lange hinzieht, wie der Bau unserer Windkraftanlage.“
Auch mit dem Energieversorger Enervie, in dessen Netz der Strom eingespeist werden soll, habe es schon Gespräche gegeben, so erklärt die Bürgerenergiegenossenschaft in einer Stellungnahme. Der Übergabepunkt befinde sich 600 Meter von der Fläche entfernt.
Fläche muss umgewandelt werden
In einem ersten Schritt muss nun die Fläche – bisher vorgesehen für Land- und Forstwirtschaft – offiziell umgewandelt werden. „Wir stehen am Anfang des Verfahrens“, so Dr. Christoph Diepes, Abteilungsleiter Bebauungspläne und Verfahren bei der Stadt Hagen, „aufgrund der Vorprüfung unterstützt die Verwaltung dieses Projekt.“ Einer Auffassung, der sich auch die Politiker im Hagener Süden (ohne Gegenstimme) anschlossen.