Hohenlimburg. Elektro-Fischer, Hydraulikprofis und eine Hochleistungspumpe: An der Kanustrecke Hohenlimburg läuft eine aufwendige Reparatur. Die Hintergründe:
Mehrere Elektro-Fischer, Hydraulikprofis und eine Hochleistungspumpe, die auch bei der Jahrhundertflut vor einem Jahr in der Rathaus-Galerie im Einsatz war: Mit viel Aufwand wird seit Montag das Lenne-Wehr an der Kanustrecke in Hohenlimburg repariert. Damit kommt eine Geschichte zum Ende, die mit dem Fund von vielen toten Fischen in der Kanustrecke begonnen hatte.
Viele Fische verendet
Rückblick: Am 18. September sinkt plötzlich der Pegel der Lenne rapide und die Kanustrecke läuft teils trocken. Grund dafür war ein Defekt in der Hydraulik des Lenne-Wehrs. Dadurch öffnete sich eine der beiden Hauptklappen, das Wasser strömte ungebremst hindurch und die parallel verlaufende Kanustrecke bekam entsprechend weniger Wasser.
Anzeige erstattet
In der Folge verenden viele Fische, die sich zu dieser Zeit in der Anlage tummeln. Der Vorsitzende des Naturschutzbeirats und passionierte Angler Olaf Rubelt erstattete Anzeige bei der Polizei wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Die defekte Klappe am Wehr wurde zunächst provisorisch repariert.
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Hauptreparatur gestartet
Am 7. November ist die Hauptreparatur des Wehres angelaufen. Die komplette Hydraulik wird ausgetauscht, die Leitungen erneuert. Damit dabei nicht ein einziger Fisch zu schaden kommt, rückt ein großes Orchester an. „Damals gab es den technischen Defekt und wir standen ohne Vorlauf vor der Situation. Nun hatten wir Vorlauf und konnten sorgfältig planen“, so Alexander Horn, Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH). Die Maßnahmen wurden mit der Unteren Wasserbehörde und dem Servicezentrum Sport der Stadt Hagen sowie mit dem Ruhrfischereiverband und der Bezirksregierung abgestimmt.
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Pegel schrittweise gesenkt
Bereits im Vorfeld zogen Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Oege eine Ölsperre, um mögliche Schadstoffe während der Reparatur aufzufangen. Um die Hydraulik des Lenne-Wehrs zu reparieren, muss diese als erstes stufenweise abgeschaltet werden. Schritt für Schritt wurden die Klappen abgesenkt, entsprechend kontrolliert strömte mehr Wasser hindurch und der Pegel der Lenne in der Kanustrecke sank langsam. Damit die Anlage nicht komplett trocken fiel, ratterte parallel eine Hochleistungspumpe, um Wasser aus dem Fluss durch die Strecke zu pumpen.
Pumpe bei Flut eingesetzt
Rund 150 Liter Wasser pro Sekunde schafft die Pumpe, die im Vorjahr auch nach der Jahrhundertflut zum Einsatz kam, um die geflutete Rathaus-Galerie in Hagen vom Schlammwasser zu befreien. Diesmal pumpt die Maschine das Wasser aus der Lenne durch die Kanustrecke, und zwar an mehreren Tagen, bis die Reparatur des Wehrs abgeschlossen ist. Parallel stapften gestern vier Elektro-Fischer mit ihren Keschern durch die Kanustrecke, um dort Fische und Aale einzusammeln.
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Fische eingefangen
Martin Maschka war einer von ihnen – und wurde schnell fündig. „Wir haben unter anderem Forellen, Schmerlen, Groppen und Elritzen gefunden“, zählt der Elektrofischer aus Hattingen auf. Beim Keschern helfen elektrische Stromimpulse, die er in das Wasser leitet, um die Tiere zu betäuben und einzusammeln. Sobald er den Stromkreislauf unterbricht, erholen sich die Fische wieder nach wenigen Sekunden.
Aufwendige Maßnahmen
Abfischen und Lenne-Wasser durch die Kanustrecke pumpen – gleich zwei Maßnahmen, damit sich ein ähnliches Bild an der Anlage wie im September nicht wiederholt. „Wir arbeiten hier mit Netz und doppeltem Boden“, sagt Alexander Horn, WBH. „Wir riskieren nicht, dass doch wieder ein paar tote Fische dort liegen.“ Darüber hinaus denkt das Servicezentrum Sport darüber nach, was sich aus dem Vorfall im September lernen lässt, sprich: wie man auf einen plötzlich sinkenden Pegel der Lenne besser vorbereitet sein kann. „Wir überlegen, künftig Bigpacks in der Kanustrecke einzusetzen, um das Wasser zu stauen“, erläutert Ralf Kriegel, Servicezentrum Sport, der die Reparaturarbeiten begleitet.
Rund 45.000 Euro Kosten
Denn das Servicezentrum Sport ist nicht nur Betreiber der Kanustrecke, sondern auch der Wehranlage – und damit gehen die aufwendigen Arbeiten dieser Tage auch auf die Rechnung der Abteilung. Rund 45.000 Euro werde die Reparatur unterm Strich grob kosten, schätzt Kriegel. Gut möglich, dass es aber noch mehr kosten könnte. Auch Olaf Rubelt, Naturschutzbeirat, schaute sich gestern die Reparaturarbeiten an der Kanustrecke an. „Die Stadt war sehr gut vorbereitet und organisiert“, lobt er.
Tierschutz zentral
Dass der kostspielige Aufwand auch verhältnismäßig ist, davon ist der Vorsitzende des Naturschutzbeirats überzeugt. Schließlich gehe es um den Tierschutz, der gesichert werden muss. Und man hätte das Wehr ja auch schon im Sommer reparieren können, bevor Fische bei dem Vorfall im September an der Anlage starben.
Strafverfahren eingestellt
Die Anzeige, die Rubelt wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz bei der Polizei gestellt hatte, verlief derweil im Sande. Das Verfahren wurde eingestellt, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Hagen auf Anfrage mitteilen. Der technische Defekt in der Hydraulik habe letztlich zu dem Unfall mit den verendeten Fischen geführt. „Es lagen keine Hinweise auf eine Straftat vor“, so Ramona Arnhold, Sprecherin der Polizei.