Hagen. Das könnte das Einkaufen in Hagen revolutionieren. Edeka Clever denkt über den Einsatz des „Smart Shoppers“ nach. Der Einkaufwagen der Zukunft.

Im Supermarkt einkaufen ohne umständliches Umpacken der Ware vom Einkaufswagen aufs Kassenband­, dann wieder zurück in den Wagen und schließlich endlich in die Einkaufstasche – klingt schlichtweg zu einfach, zu bequem und nach Zukunftsmusik? „Ach was“, lacht Michael Clever, „das ist doch längst Realität.“ (Dazu interessant: Michael Clever und die „Mitbringbox“ bei Edeka)

Und vielleicht auch schon bald in seinen Edeka-Märkten. Clever betreibt einen Supermarkt an der Eppenhauser­ Straße, einen an der Fleyer Straße sowie einen Laden in Schalksmühle.

„Smart Shoppen“ (schlaues Kaufen) und „Easy Shoppen“ (leichtes Kaufen) – die Begriffe beschäftigen seit Jahren Einzelhandels- und Marketingexperten und mittlerweile auch immer mehr Kunden.

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Die Handelskette Edeka in der Region Rhein-Ruhr, zu der auch Hagen zählt, wird daher demnächst in einigen Märkten sogenannte Smart Shopper – so wird der Einkaufswagen mit Display und Handscanner bezeichnet – einsetzen. Kunden scannen dann ihre Produkte selbst, verpacken die Ware direkt in ihrer Tasche, die im Wagen steht und sparen so an der Kasse Zeit.

Der Einkaufswagen „Smart-Shopper“: Kunden scannen ihre Produkte selbst, verpacken die Ware direkt im Wagen und sparen so an der Kasse Zeit
Der Einkaufswagen „Smart-Shopper“: Kunden scannen ihre Produkte selbst, verpacken die Ware direkt im Wagen und sparen so an der Kasse Zeit © Kerstin Holla/ Edeka

Mit dem System Smart Shopper liebäugelt auch Markt-Betreiber Michael Clever. Er will sich in Kürze den Edeka-Markt Paschmann in der Suitbertusstraße in Düsseldorf anschauen. In dem Pilotmarkt werden die Einkaufswagen technisch getestet und überprüft, ob sie alltagstauglich sind.

Ware wandert direkt in die Tasche

In der Regionalgesellschaft Minden-Hannover ist Edeka bereits weiter, dort sind bereits über 120 Filialen­ mit sogenannten Easy Shoppern, die ähnlich wie der Smart Shopper funktionieren, ausgestattet.

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Auch in diesem Fall stellt der Kunde seine Einkaufstasche in den Wagen, geht von Regal zu Regal, erfasst mit einem Barcode-Scanner Nudeln oder Reis, Kaffee oder Tomaten­ und legt die Produkte direkt in seine Einkaufstasche.

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Auf dem am Wagen angebrachten Display erscheinen alle Produkte sowie der Warenwert, so dass der Kunde den Überblick hat, was und zu welchem Preis bereits in seine Tasche­ gewandert ist.

Entweder bezahlt er dann seine eingescannte Ware, ohne sie aufs Kassenband legen zu müssen, an der Kasse oder er hat vorher die Easy­-Shopper-App heruntergeladen und bezahlt per Lastschriftverfahren oder Kreditkarte in der App. Stichprobenartig wird überprüft, ob die Ware auch ordnungsgemäß bezahlt worden ist.

Bei Kunden beliebt

„Wir haben im April 2021 insgesamt 36 Easy Shopper angeschafft“, erklärt­ Natalie Saah auf Nachfrage unserer Zeitung, „und wir sind total zufrieden damit“.

Die Marktleiterin, die ein gut 4000 Quadratmeter großes Edeka-Center in Osnabrück (Regionalgesellschaft Minden-Hannover) führt, schätzt, dass mittlerweile etwa jeder achte, neunte Kunde­ solch einen modernen Wagen­ benutzt, „Tendenz steigend“, sagt Natalie­ Saah und fügt an, dass sie selbst, wo immer die Möglichkeit besteht, ausschließlich mit solch einem praktischen, kundenfreundlichen Wagen durch einen Laden schieben würde.

Eine Frau scannt aim Edeka-Markt iLebensmittel an einer SB-Kasse.
Eine Frau scannt aim Edeka-Markt iLebensmittel an einer SB-Kasse. © picture alliance | Swen Pförtner

Im wesentlich größeren Marktkauf-Laden in Osnabrück-Nahe (Marktkauf gehört ebenfalls zur Edeka-Gruppe) würde bereits jeder vierte, fünfte Kunde zum Easy Shopper greifen, „die Kunden dort kaufen meist in großen Mengen“.

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Womit sie, Natalie Saah, anfangs nicht gerechnet hat? „Dass besonders ältere Menschen dem modernen Einkaufswagen so aufgeschlossen gegenüber stehen. Ältere genießen es anscheinend, ihre Ware nicht mehr mehrmals umständlich umpacken zu müssen.“

Zur Finanzierung der 36 Easy Shopper sagt die Marktleiterin: „Wir sind ja kein eigentümergeführter Laden, sondern ein Regiemarkt, daher hat Edeka die Anschaffungskosten getragen.“

Empfänglich für Neues

Und Michael Clever, der seine drei Vollsortimenter in unserer Region als Eigentümer führt?

„Ich muss, wenn ich meine Lebensmittelläden modernisieren will, die Kosten, die zum Beispiel für die Anschaffung von Smart Shoppern anfallen würden, selbst tragen. Doch ich bin empfänglich für Neues, ich finde, man muss in die Zukunft investieren.“

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Allerdings, unterstreicht der Einzelhändler, werde es auch in vielen Jahren in jedem Laden noch mindestens eine Kasse geben, hinter der ein Mitarbeiter säße und auf herkömmliche Art kassiere. „Bei speziellen­ Produkten wie Gutscheinkarten oder bei komplizierten Fragen können eben kein Computer und keine App helfen“, sagt Michael Clever mit Überzeugung in der Stimme.

Bon-Prellerei keine Seltenheit

Apropos Kasse: Wie steht Michael Clever zu Self-Scanning-Kassen, wie sie beispielsweise im Rewe-Markt in der Rathaus-Galerie zu finden­ sind?

Die vor knapp zwei Monaten wiedereröffnete Filiale verfügt nun über vier solcher SB-Kassen. Allerdings kommt es – wenn der Supermarkt gut gefüllt ist und kein Mitarbeiter für die SB-Zone abgestellt werden kann – häufig zu „Bon-Prellerei“, sprich, einige­ der Kunden verlassen ohne zu bezahlen den Laden.

„Im Grunde sind Self-Scanning-Kassen eine gute Sache, doch muss zusätzlich hinter der SB-Zone ein Schrankensystem installiert werden, mit dem kontrolliert werden kann, dass ein Bon auch bezahlt worden ist“, urteilt Clever. Solch ein SB-Kassen- samt Schrankensystem gibt es seit längerem zum Beispiel bei Edeka in Letmathe und in Dorsten – mit guten Erfahrungen.