Boele. Als einziger Discounter in Hagen hat Edeka in Boele einen Bargeld-Automaten. Kontakt zwischen Kunden und Kassierern gibt es nicht mehr.

Die ersten Wochen hatte es viel mit Erklären zu tun. „Werfen Sie das Bargeld bitte in den Automaten“, sagten die Kassiererinnen in der Edeka Filiale Westerhoff am Boeler Markt dann. Sie ist der bislang einzige Discounter in Hagen, bei dem Kunden das Bargeld nicht mehr einem Menschen in die Hand drücken. Und mehr noch als das lässt sich hier ablesen, wie sich das Bezahlverhalten von einkaufenden Kunden in Hagen durch die Pandemie, aber auch durch den technologischen Fortschritt verändert.

Zuletzt hatte unsere Zeitung berichtet, welchen Ansturm es beispielsweise in der Rewe-Filiale an der Schwerter Straße auf das vorbestellte Einkaufen gibt. Kunden können per App den Einkauf zusammenstellen lassen und in einem bestimmten Zeitfenster fertig gepackte Körbe abholen. Die Tiefkühlware wird direkt aus einem Kühlfach dazu gelegt. Die Abwicklung vor Ort dauert keine fünf Minuten. Die Bargeld-Maschien bei Edeka in Boele ist zwar ein ziemlich analoges Format, hat die Abwicklung an der Kasse aber gänzlich verändert.

Körperkontakt zwischen dem Kunden und den Kassierern gibt es durch den Bargeld-Automaten nicht mehr.
Körperkontakt zwischen dem Kunden und den Kassierern gibt es durch den Bargeld-Automaten nicht mehr. © Michael Kleinrensing

„Das hat natürlich auch was mit Corona zu tun“, sagt Markt Inhaber Fabian Westerhoff. Es gebe keine Berührungen mehr zwischen Kunden und Kassiererinnen. Darüber hinaus gilt das System als überfallsicher und nicht zu knacken. „Im falle eines Überfalls gibt das System kein Geld raus“, sagt Westerhoff. Überfälle hatte es auf Geschäfte im Boeler Ortskern unter anderem im vergangenen Jahr gegeben. „Dazu kommt aber auch, dass die Kollegen in der späten Schicht nicht mehr um 21.30 Uhr nach Hause gehen, sondern um kurz nach 21 Uhr, weil das System die Zählprozesse übernimmt“, so Westerhoff. Und übrigens auch weniger fehleranfällig ist. (Auch interessant: Einkaufen und ausgehen in Hagen – hier kriegen Sie alle Hintergründe)

So sieht es dann aus, wenn der Automat Münzgeld passend wieder auswirft.
So sieht es dann aus, wenn der Automat Münzgeld passend wieder auswirft. © Michael Kleinrensing

Generell lässt sich an diesem Besuch an der Edeka-Kasse ablesen, wie sich das Bezahlverhalten – auch bei der älteren Bevölkerung – verändert hat. Den älteren Herrn oder die ältere Dame, die mit großer Münzsammlung an der Kasse aufschlägt gibt es immer noch. Die länger dahinter wartenden Kunden weniger. Denn die Münzen können einfach in den Automaten geworfen werden. Das System zählt blitzschnell und gibt Wechselgeld passend zurück. „Das ist für alle, die noch viele Münzen daheim haben, übrigens auch die Möglichkeit, dieses Münzgeld loszuwerden“, sagt Fabian Westerhoff.

Fabian Westerhoff ist Inhaber der Edeka-Filiale am Boeler Markt und hat ein rund 70-köpfiges Team hier.
Fabian Westerhoff ist Inhaber der Edeka-Filiale am Boeler Markt und hat ein rund 70-köpfiges Team hier. © Michael Kleinrensing

Doch das Bezahlverhalten älterer Kunden habe sich noch mehr zur EC-Karte hin verschoben. Bis zu 50 Prozent der Vorgänge sind mittlerweile Kartenzahlungen. Auch bei älteren Kunden“, sagt Fabian Westerhoff. Zehn Prozent der Kunden würde Apple Pay oder Google Pay mit dem Smartphone nutzen. Der Rest nimmt noch bares Geld. „Vor der Pandemie waren wir noch bei einem Bargeld-Anteil von 70 Prozent.“

Keine Karten-Limits mehr

Dass der Anteil an Kartenzahlungen steige habe mit den Transaktionsgebühren zu tun, die pro Kartenzahlung für die Ladeninhaber fällig wird. Die Gebühren sind nun geringer als vorher. Deswegen ist es nahezu in jedem Markt auch mittlerweile möglich, Cent-Beträge per Karte zu bezahlen. Zuvor legten die Märkte meistens Limits fest. Ab fünf Euro oder ab zehn Euro.

„Ich denke, das Bargeld wird auch in der Zukunft noch seinen Platz haben“, sagt Fabian Westerhoff. Seine Filiale gilt als Pilotprojekt, was die Bargeld-Automaten angeht. Der Anteil an Bargeld-Zahlungen werde aber sinken. Auch durch Techniken des Bezahlens, die man heute noch nicht kenne.