Hagen. Was Verdi von modernen Kassensystemen in Geschäften hält und warum Verdis Ansicht nach künftig das Niveau vieler Stellen im Handel sinken wird.

­ Veränderungen im Handel – der Lebensmittelbereich macht da keine Ausnahme – beschäftigen naturgemäß auch die Gewerkschaften.

Veränderungen und Neuerungen im Handel müssen gut überlegt sein

„Wir wollen die Digitalisierung wahrlich nicht aufhalten, wir möchten da nicht missverstanden werden, aber die Veränderungen und Neuerungen im Handel müssen gut überlegt sein und aktiv auch im Sinne der Mitarbeiter mitgestaltet werden“, sagt Monika Grothe von Verdi (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft) in Hagen.

Und wie steht die Gewerkschaftsvertreterin zu modernen Kassensystemen wie Self-Scanning-Kassen oder Einkaufswagen, die mit Barcode-Scanner und App arbeiten? Sie selbst, sagt Monika Grothe, sei nicht nur Gewerkschaftssekretärin, sondern auch „eine ganz normale Kundin“, „und ich steuere ganz bewusst eine Kasse an, hinter der ein Mensch sitzt“.

Häufig an SB-Kassen keine langen Schlangen

Häufig gäbe es an SB-Kassen oder Self-Scanning-Kassen keine langen Schlangen und der Bezahlvorgang ginge wesentlich zügiger, „aber was passiert mit der Person, die vielleicht nicht mehr lange hinter der Kasse sitzt?“, fragt die Gewerkschaftssekretärin, die im Bezirk Südwestfalen für den Bereich Handel zuständig ist.

Nicht nur in Lebensmittelgeschäften, sondern auch in Baumärkten wie dem Bauhaus gibt es Selbstbedienungskassen
Nicht nur in Lebensmittelgeschäften, sondern auch in Baumärkten wie dem Bauhaus gibt es Selbstbedienungskassen © Bauhaus AG

Die Verdi-Vertreterin befürchtet, dass in den Märkten, die besagte Neuerungen einführen, künftig weniger qualifiziertes Personal benötigt wird. „Die wenigen Tätigkeiten, die dann noch von Menschen ausgeführt werden, sind wahrscheinlich nicht mehr besonders anspruchsvoll.“

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Grothe denkt hierbei zum Beispiel an das Auffüllen von Regalen oder Theken. Die Folge? „Die Mitarbeiter werden schlechter entlohnt“, prophezeit Monika Grothe. Langfristig gesehen fielen vielleicht nicht alle oder nicht viele Arbeitsplätze weg, aber die geforderte Qualifikation und somit das Niveau der Stellen­ würde sinken.

Weitere Informationen zu Self-Scanning-Kassen

Auf Nachfrage unserer Zeitung zu Erfahrungen mit Self-Scanning-Kassen und „Bon-Prellerei“ antwortet Annika Amshove, Unternehmenssprecherin bei Rewe: „Die Self-Scanning-Kassen werden vom Marktpersonal betreut. Andernfalls kann sich der Marktverantwortliche dafür entscheiden, den Service vorübergehend nicht anzubieten.

Grundsätzlich gilt: Sollten Self-Checkout-Kassen keinen angemessenen Mehrwert für Kunden und Markt bieten, können diese auch wieder gegen normale Kassen oder Verkaufsfläche zurückgebaut werden.“

Und Kerstin Holla, Unternehmenssprecherin bei Edeka, teilt auf Nachfrage mit: „Bei Edeka in Hagen gibt es aktuell keine Self-Scanning-Kassen. Einige Märkte in der Edeka-Region Rhein-Ruhr verfügen hingegen über Self-Scanning-Kassen, beispielsweise Filialen in Dortmund. Unsere selbstständigen Kaufleute betreiben ihre Märkte eigenständig und entscheiden entsprechend selbst über die Marktausstattung.“

Self-Scanning-Kassen gibt es u.a. auch in Kaufland-Märkten, im Bauhaus und bei Ikea.