Hagen. Die Rathaus-Galerie in Hagen bleibt entgegen der Planung in diesem Jahr dicht. Das Einkaufszentrum sollte im November öffnen. Alle Hintergründe.
Schlechte Nachrichten für die Hagener Innenstadt: Die durch die Jahrhundertflut Mitte Juli 2021 zerstörte Rathaus-Galerie Hagen muss die Wiedereröffnung erneut verschieben. Eigentlich sollte das Einkaufszentrum zwischen Friedrich-Ebert-Platz und Mittelstraße pünktlich zum Weihnachtsgeschäft wieder eröffnen. Die Rede war zuletzt von Mitte/Ende November. Erste Mieter hatten in Stellenanzeigen bereits nach Personal gesucht.
Jetzt allerdings teilte das Centermanagement – die Multi Germany GmbH hatte am 11. Juli von der Insolventen Coprian IQ Management GmbH übernommen – in einem Schreiben an die Mieter mit, dass sich der avisierte Termin nicht halten lasse. Ein erneuter Rückschlag für die Galerie und ihre Mieter: Denn die Wiedereröffnung des gesamten Einkaufszentrum – bislang haben lediglich der Supermarkt Rewe auf 1300 Quadratmeter im Erdgeschoss sowie die zentrale Filiale der Märkischen Bank geöffnet – muss nicht zum ersten Mal aufgeschoben werden.
Brief an die Mieter
Daneben konnten zuletzt mit dem Dialysezentrum Nephrocare und Hagen.Wirtschaftsförderung lediglich zwei Mieter in Räumlichkeiten in den oberen Geschossen der Rathaus-Galerie einziehen, die mit frequenzbringendem, klassischen Einzelhandel nichts zu tun haben.
In einem Mieter-Brief teilt Center-Manager Christoph Höptner jetzt mit: „Mit großer Zuversicht haben wir das Ziel einer Eröffnung im November 2022 verfolgt. Jedoch müssen wir feststellen, dass die aktuellen Themen des Weltgeschehens sich auch direkt auf unser Wiederherstellungsvorhaben auswirken.“ Die Folge: Die ersehnte Wiedereröffnung wird noch mal um vier Monate verschoben. Neuer Termin: März 2023. Dann wäre die Galerie rund 20 Monate geschlossen.
Schaden liegt bei 10 Millionen Euro
Erstmals ist in diesem Zusammenhang von einer konkreten Schadenssumme die Rede. Höptner spricht von einem Volumen in Höhe von 10 Millionen Euro, welches das Jahrhunderthochwasser, das das Untergeschoss der Galerie nebst Parkflächen und Technikräumen geflutet hatte, verursacht habe.
Der Center-Manager verweist in seinem Schreiben auf die aktuelle Lage im Bausektor, die geprägt sei durch massiv gestörte Lieferketten. Daraus resultierten Engpässe. Die Hersteller technischer Komponenten könnten Liefertermine nicht garantieren und halten. Hinzu käme der Fachkräftemangel bei beauftragten Firmen. All das wirke sich nun vor Ort massiv aus.
Fachkräftemangel und Lieferengpässe
An die Mieter gerichtet betont Höptner, dass diese ja selbst immer wieder den Wunsch geäußert hätten, belastbar Aussagen zu erhalten – mit einer möglichst langen Vorlaufzeit versehen, damit „in herausfordernden Zeit genügend Vorlauf für eine gelungene Wiedereröffnung“ bleibe. Auch bei den Mietern sei von Fachkräftemangel und Lieferengpässen die Rede. „Alle Mietpartner benötigen vor der Wiedereröffnung Planungssicherheit und erwarten dafür einen gesicherten Wiedereröffnungstermin“, so Höptner. Und weiter: „Unter Würdigung aller vorliegenden Fakten und Annahmen müssen wir ein realistische Eröffnung in diesem Jahr 2022 leider ausschließen.“
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Der Bauzeitplan ist nunmehr überarbeitet worden. Die Lage am Bau wiederum sei mit einem Zeitpuffer berücksichtigt. „Es wurde nun eine Eröffnung der Rathaus-Galerie im März 2023 erarbeitet“, so Höptner, „dies sehen wir als realistischen Eröffnungszeitpunkt an.“ Das konkrete Datum, ab wann Mieter wieder ihre Flächen übernehmen können, werden noch mitgeteilt. In der Zwischenzeit versuche man weiter, Mietbereiche, deren Lage im Objekt es ermöglichten, vorzeitig in Betrieb zu nehmen.
Deutsche Rentenversicherung soll einziehen
Dies sei ja in der Vergangenheit gelungen, so Höptner, der auf die Märkische Bank, Hagen.Wirtschaftsentwicklung, Nephrocare und Rewe verweist. Zudem werde gerade eine über 400 Quadratmeter große Mietfläche im zweiten Obergeschoss ausgebaut, die die Deutsche Rentenversicherung Westfalen beziehen werde.
Immerhin: Die Trafo-Stationen und Mittelspannungsanlagen, die wesentlichen Elemente der Stromversorgung für das gesamte Gebäude, wurden nun aufgebaut. Bausteine für den Brandschutz im Untergeschoss, wie z.B. die großen Entrauchungsventilatoren, seien ersetzt. Die Beleuchtung der gesamten Parkhausfläche sei erneuert, nun mit stromsparender LED-Technik. Die bauliche Wiederherstellung des Parkhauses und der angeschlossenen Treppenhäuser gehe weiter voran. Bereits mehrere Kilometer Kabelwege für Energie, Sicherheit, Anlagensteuerungen und Telekommunkation seien neu verlegt. Die Arbeiten seien aber noch nicht abgeschlossen.
Hochwasserschotts werden eingebaut
Nach Umsetzung aller Wiederherstellungsmaßnahmen müsse vor einer Inbetriebnahme des Centers jede einzelne Anlage im Netzwerk umfangreich durch Sachverständige geprüft werden. Erst danach könne die behördliche Abnahme durchgeführt werden. Im Bereich der Tiefgarage und der Eingänge in Richtung der Flusses wird die Galerie mit Hochwasserschotts versehen.