Breckerfeld. Die Energiekrise in Breckerfeld schlägt zu: Auch die Metzgerei Wiebel schließt. Die Kosten für Gas und Strom sind aber nicht der einzige Grund.

Dieser Wochenmarkt an einem Tag, am dem die Sonne so wunderbar vom Herbsthimmel strahlt, markiert eine Zeitenwende. Zum ersten Mal klappt Rainer Wiebel die große Luke seines neuen Verkaufswagens auf. Und gleichzeitig weiß der Metzgermeister auch, dass längst nicht alles so strahlend ist, wie es scheint. Denn zu der Zeitenwende gehört auch diese Nachricht: Die Fleischerei Wiebel an der Frankfurter Straße im Ortskern von Breckerfeld ist Geschichte.

Wiebel hat seinen Laden abgeschlossen. Und wenn am 4. Oktober der erste reguläre Öffnungstag des Monats ansteht, dann bleibt das Geschäft dicht. Nach dem Aus für das Café Pfingsten direkt gegenüber ist das der nächste derbe Rückschlag für den Ortskern von Breckerfeld.

Energiekrise und keine Verkäuferinnen

Zwei gewichtige Gründe führt Rainer Wiebel an: Die Energiekrise und die damit verbundene Explosion der Kosten. Und den eklatanten Personalmangel, der sich auch mit guten Worten und viel Bemühungen einfach nicht beheben ließ. Also zieht er nun die Reißleine.

Mit neuem Stand bleibt Metzger Rainer Wiebel den Breckerfeldern immerhin auf dem Wochenmarkt erhalten.
Mit neuem Stand bleibt Metzger Rainer Wiebel den Breckerfeldern immerhin auf dem Wochenmarkt erhalten. © WP | Michael Kleinrensing

„Letztlich muss ich mir die Frage stellen, ob eine Betriebsstelle noch wirtschaftlich ist“, sagt Rainer Wiebel, dessen Hauptstandort sich in Halver befindet, „und da komme ich dann leider zu dem Schluss, dass sich bei den hohen Kosten und bei den derzeitigen Umsätzen das Geschäft nicht mehr lohnt.“

Vergebliche Suche nach Ersatz

All das hat auch damit zu tun hat, dass zwei Verkäuferinnen bei Wiebel aufhören. Eine geht in den Ruhestand. Die andere ist gleichzeitig Tagesmutter und möchte sich künftig darauf konzentrieren. „Ich habe vieles versucht“, sagt Rainer Wiebel, „aber letztlich habe ich niemanden gefunden, der in Breckerfeld arbeiten möchte.“

+++ Lesen Sie auch: Ein letzter Besuch im Café Pfingsten +++

Leicht fällt Rainer Wiebel der Entschluss gewiss nicht: „Natürlich gehe ich mit einem weinenden Auge“, sagt der Metzger, der das Geschäft an der Frankfurter Straße vor 15 Jahren übernommen hat. „Wir haben viele Stammkunden. Man kennt deren Sorge und Nöte. Natürlich hat man da auch eine emotionale Verbindung. Und gerade in der Coronazeit spürt man eine wachsende Vereinsamung. Gerade für viele ältere Breckerfelder gehört der Besuch bei ihrem Metzger einfach zum Tagesablauf.“

Schlechte Rahmenbedingungen im Ortskern

Gleichzeitig blickt er auch auf 15 Jahre zurück, in denen die Rahmenbedingungen für erfolgreiche Geschäfte im Ortskern nicht besser geworden sind. Die lange Sanierung der Frankfurter Straße mit Komplett-Sperrung sei damals der erste Nackenschlag gewesen. Dann folgten weitere: „Als ich begonnen habe, gab’s noch kein Windmühlencenter. Hier im Ortskern hat sich vieles konzentriert – Metzger, Bäcker, Drogerie“, so Wiebel. Der Neubau an der Windmühlenstraße mit den riesigen Parkflächen, mit Discounter, Supermarkt nebst Fleischtheke und Bäcker sowie Drogeriemarkt sei der nächste Rückschlag für die Frankfurter Straße gewesen.

Hinzu kämen die zunehmenden Verkehrsprobleme. „Seit der Sperrung der A 45 hat sich die Anzahl der Lastwagen vervielfacht“, sagt Wiebel. „Selbst wenn man einen Parkplatz findet – man kann kaum in Ruhe ein- oder ausparken.“

Umsatz war mal dreimal so hoch

Das (wirtschaftliche) Ergebnis ist für Rainer Wiebele ernüchternd: „Als ich hier in Breckerfeld begonnen habe, war der Umsatz noch dreimal so hoch“, sagt Rainer Wiebel.

Trotzdem hält die Zeitenwende auch eine frohe Botschaft bereit: Immer freitags kommt Wiebel mit seinem neuen Verkaufswagen zum Wochenmarkt nach Breckerfeld. „Da habe ich zuletzt ja auch schon gestanden“, sagt er. „Den Laden haben wir dann geschlossen. Ich hoffe, dass viele unserer Stammkunden das Angebot wahrnehmen.“