Hagen. 20 Prozent Energie will die Stadt Hagen sparen. Dabei trifft die Krise die Stadt mit besonders heftig. Warum das Sparen auch schwerfallen kann.

Die Stadt Hagen will beim Energiesparen Ernst machen. Ob sich allerdings das vorgegebene Potenzial von 20 Prozent weniger Verbrauch erreichen lässt, ist offen. Immerhin gibt es bei all dem, was künftig droht, eine gute Nachricht: 2022 kommen aufgrund langfristiger Verträge keine Kostensteigerungen auf die Stadt zu.

Derweil will die Verwaltung vorbeugen, um die Preisexplosion abzufangen. Eine interne Arbeitsgruppe habe vor dem Hintergrund der Energie-Mangellage nun die Arbeit aufgenommen, erklärte Oberbürgermeister Erik O. Schulz jetzt im Haupt- und Finanzausschuss. Geplant sei eine Absenkung der Temperatur auf 19 Grad in Verwaltungsgebäuden.

Schulen sind außen vor

Schulen seien allerdings von dieser Regelung ausgenommen. Die aber wiederum machen einen großen Teil des städtischen Verbrauchs aus – nämlich laut Schulz 57 Prozent. In Verwaltungsgebäuden wiederum fielen lediglich sieben Prozent des Verbrauchs an. „Das macht es schwierig, den Zielwert von 20 Prozent zu erreichen“, so Schulz.

Werkstattmitarbeiter Volker Machunze betankt einen Bus der Hagener Straßenbahn. Die hohen Spritkosten belasten das Unternehmen.
Werkstattmitarbeiter Volker Machunze betankt einen Bus der Hagener Straßenbahn. Die hohen Spritkosten belasten das Unternehmen. © WP | Michael Kleinrensing

Darüber hinaus will die Stadt „nach innen“ sensibilisieren. „Und dabei geht es nicht um einen Energiespar-Appell, wie wir ihn immer wieder formulieren“, so der OB mit Blick auf die besondere Brisanz. Der Aufruf richtet sich an Mitarbeiter und Führungskräfte gleichermaßen.

Preisbindung endet im Dezember

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Die SPD hatte die Verwaltung dazu aufgefordert, die Auswirkungen der Energiekrise auf den aktuellen sowie auf den kommenden Haushalt aufzuführen. Mit anderen Worten: Sie will konkret wissen, welche Mehrkosten nun auf die Stadt zukommen. Denn: Ende Dezember endet nicht nur das Jahr, sondern auch die Preisbindung.

Also hat die Stadt bereits Kontakt mit jenem Energieanbieter gesucht, an dem sie selbst ja mehrheitlich beteiligt ist: zur Enervie-Gruppe bzw. zu Mark-E. Durch eine möglichst hohe Flexibilisierung will man versuchen, so günstig es denn eben geht, Strom und Gas einzukaufen. So wird also nicht der komplette Bedarf für 2023 fix zu einem festen Kurs bestellt, sondern – wie es in einer Mitteilung heißt – „quartalsweise, wenn die Marktlage gerade günstig erscheint“. Unter dem Strich bleibt dennoch eine Preissteigerung, die im zweistelligen Millionenbereich liegt. Eine genau Höhe indes könne man angesichts der neuen Einkaufsstrategie derzeit nicht beziffern.

Millionen fließen an Empfänger von Sozialhilfe

Während die Stadt als direkter Endverbraucher in 2022 noch nicht betroffen ist, stellt sich das indirekt anders dar. Für Sozialleistungsempfänger plant die Kommune in diesem Jahr 2 Millionen Euro mehr auf dem Energiesektor ein, für 2023 ebenfalls eine „weitere deutliche Steigerung“. Nach einer Prognose führe eine Verdoppelung der Energiepreise zu Mehrkosten in Höhe von sechs Millionen Euro.

Betroffen sind auch städtische Beteiligungen und Töchter. Die Hagener Straßenbahn kalkuliert mit 1,5 Millionen Euro allein für Spritkosten der Busse, die allerdings durch einen Rettungsschirm für den Öffentlichen Personennahverkehr abgedeckt werden. Für 2023 – offen ist noch, ob die Finanzspritze da auch noch greift – kommen 2 Millionen Euro hinzu. Die Mehrkosten der Subunternehmer fehlen in dieser Summe.

6 Millionen Euro mehr für Energie bei HEB und HUI

Hagenbad machen die Preissteigerungen im Bereich Fernwärme zu schaffen. Wie hoch die genau ausfallen, ist noch offen. Was Strom und Gas betrifft, sind die Preise zunächst noch fix. Der Wirtschaftsbetrieb Hagen will selbst 15 Prozent Energie einsparen. Wie hoch die Mehrausgaben sind, die auf die Stadttochter zukommen, ist noch offen.

Besonders die Gaspreise stellen auch den Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) sowie die Hagener Umweltservice- und Investitionsgesellschaft vor enorme Herausforderungen. Zahlten die Unternehmen 2022 noch 830.000 Euro, so kalkuliert man für 2023 mit 3,7 Millionen Euro. Ähnlich verhält es sich im Bereich Strom: Mit 4,2 Millionen Euro sind 2023 – laut Kalkulation – 3,3 Millionen Euro mehr fällig als im Jahr 2021. 2022 liegen die Stromkosten bei 1,1 Millionen Euro.