Hagen. Das Freilichtmuseum Hagen hat jetzt ein neues Eingangsgebäude. Warum das einem kleinen Wunder gleichkommt.
Es plätschert. Er fließt so so friedlich – dieser Bach, der dem Tal den Namen gibt. Dieser Bach, der das gesamte Gelände des Freilichtmuseums Hagen durchfließt. Der die Energie liefert für all die Werkstätten.
Der Mäckinger Bach fließt so friedlich und ist Teil eines neuen Eingangsgebäudes, das sich zum Gewässer hin öffnet. Dass am Tag der Eröffnung des Baus sich hier reichlich Prominenz versammeln kann, kommt einem Wunder gleich. Denn vor etwas mehr als einem Jahr hatte sich der friedliche Bach in einen reißenden Strom verwandelt, war über die Ufer getreten, hatte Teile des Tals geflutet und die Baustelle gleich mit.
Die Flutkatastrophe vor einem Jahr
Eine Katastrophe, die weder in der Stadt noch hier, ein Stück außerhalb, in Vergessenheit geraten ist. „Am 8. Juli 2021 haben wir uns hier zu einem Spatenstich light versammelt“, blickt auch Dr. Georg Lunemann, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) noch einmal auf eine noch von Corona geprägte Feierlichkeit im kleinen Rahmen zurück. „Und eine Woche später stand alles unter Wasser.“
Er erinnert an die Katastrophe, und er spricht über ein neues Gebäude, das das Freilichtmuseum näher an Parkplatz und Straße heranrücken lässt und das auch deshalb realisiert wurde, weil es ab Sommer 2023 Startpunkt einer Elektrobahn ist, die das komplette Gelände erschließt – mit besonderem Blick auf Menschen mit Beeinträchtigung, die die Steigungen mit bis zu 15 Prozent nicht mehr oder nur mit größter Mühe bewältigen können. Von einer überzeugenden Gestaltungsidee ist da die Rede, von Materialien, die im Museum eine Rolle spielen.
Solaranlage liefert Strom für Besucherbahn
Energieeffizient ist dieses neue Eingangsgebäude. Mit Solaranlage auf dem Dach, die wiederum den Strom für die Besucherbahn liefern soll. Es gibt Lademöglichkeiten für E-Bikes und bald auch für Elektroautos. Hinzu kommt eine Unisex-Toilette sowie eine Kasse im Museumsladen, in dem es Wissenswertes sowie Köstliches zu kaufen gibt.
Für Museumsleiter Uwe Beckmann, der am 31. Oktober 2023 in den Ruhestand geht, und der zahlreiche Projekte in den letzten Jahren auf den Weg gebracht hat, ist das Gebäude eine Art vorgezogenes Abschiedsgeschenk. Die Bahn ist ein weiteres. Die Eröffnung der Windmühle, die vor Monaten am alten Standort oberhalb des eigentlichen Museumsgeländes abgebaut und nun ins Museum integriert wird, wäre noch so eines. Erschlossen wird sie übrigens über einen barrierefreien Weg, der sich künftig mit geringer Steigung und Geländer in Schleifen am Hang herauf schlängelt.
Landschaftsverband investiert Millionen
Millionen investiert der Landschaftsverband in Hagen. Es sind Gelder, die in die größten Baustellen seit der Eröffnung fließen. „Der Bereich Kultur umfasst weniger als drei Prozent des Gesamthaushalts des LWL“, sagt Barbara Rüschoff-Parzinger, Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes, „aber an Orten wie diesem wird der LWL sichtbar. Es sind Orte, an denen Bildung vermittelt wird. Orte, an denen Menschen einander begegnen. Orte, an denen man auf sehr angenehme Weise etwas lernt.“
Auf eine Art, die eben nicht mit Plattformen wie Youtube vergleichbar sei, wie Oberbürgermeister Erik O. Schulz erklärt, der als Kind des Hagener Südens schon früh das Museum kennengelernt hat. „Hier kann man Dinge fühlen, sehen, riechen. Ich habe hier selber viel gelernt. Es ist über Jahre gelungen, Familien hierher zu locken.“ Und mit Blick auf den Landschaftsverband und seine zahlreichen Vertreter vor Ort ergänzt der OB: „Es war eine kluge Entscheidung des LWL, sein Geld hier in Hagen zu verbuddeln und nicht irgendwo anders.“
Der LWL-Direktor spricht, der Museumsleiter spricht, der OB und die Kulturdezernentin. Und der Mäckinger Bach – er untermalt die Worte. Er plätschert. Er fließt so friedlich vorbei.